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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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des Turbofood-Rennstalls hat auch er die Ehrenerklärung unterschrieben.«
    »Bewundernswert, dieser Mut.«
    »Na, mal abwarten, was er uns beichten wird. Vielleicht ist alles ja auch nur heiße Luft«, mutmaßte Leppla. Seine Hand glitt über den kahl rasierten Schädel, während er den Mund zu einem schiefen Lächeln verzog. »Aber wenn er wirklich Tacheles redet, würde ich mir an seiner Stelle weniger Gedanken ums Geld als um mein Leben machen.«
    »Hast du irgendeine Ahnung, wer dieser ominöse Kronzeuge ist?«
    »Nein. Ich hab zwar heute Morgen in der Zentrale des Turbofood-Konzerns angerufen, aber nur den Pressesprecher erreicht. Die Rennfahrer und Funktionäre des Teams seien zurzeit nicht erreichbar und aufgrund der gegenwärtigen Situation sowieso für niemanden zu sprechen. Das Hotel Antonihof, in dem sie während ihres Trainingslagers wohnen, ist von Security-Leuten hermetisch abgeriegelt. Da kommt keiner von uns rein. Die machen ein Riesen-Rätsel daraus, wer der Verräter ist.«
    »Vielleicht ist es ja gar kein Fahrer.«
    »Wie dem auch sei.« Leppla lehnte sich zurück und seufzte tief. »Jedenfalls möchte ich nicht in seiner Haut stecken.«
    »Gerüchte, wer es sein könnte?«, bohrte der FAZ-Redakteur nach.
    »Sicher. Die gibt’s zuhauf. Nur beziehen sie sich auf fast jeden von ihnen.« Torsten Leppla bedachte seinen Kollegen mit einem schelmischen Grinsen. »Vielleicht kann er ja gar nichts mehr sagen, sondern nur noch bellen.«
    Sein Hintermann stutzte. »Was meinst du denn damit?«
    »Na ja, man munkelt, dass der Turbofood-Konzern seine Fahrer mit Hämoglobin von Hunden dopt. Soll nicht nachweisbar sein.«
    In das schallende Lachen des FAZ-Sportredakteurs hinein ertönte plötzlich ein anschwellender Trommelwirbel.
    »Jetzt fehlen nur noch die Posaunen«, spottete Leppla. »Dann hätten wir eine Inszenierung wie bei Ben Hur.«
    »Das wäre dem Anlass durchaus angemessen«, bestätigte sein Kollege grinsend. »Hast du eigentlich schon mitgekriegt, dass der Bund Deutscher Radfahrer eine Aktion ›Sauberer Radsport‹ startet?«
    »Nee.«
    »Ab sofort soll nur noch mit Einwegspritzen gedopt werden.« Erneut prustete Lepplas Pressekollege los.
    Während die Raumbeleuchtung heruntergedimmt wurde, erklangen nun tatsächlich Fanfarenstöße. Ein Raunen ging durch die Menge. Das Innere der Glaskabine wurde mit mehreren Spots ausgeleuchtet. Eine schätzungsweise 1,70 Meter große Gestalt öffnete die Tür und nahm auf dem Stuhl Platz. Die nicht identifizierbare Person war in einen Mantel gehüllt, wie ihn Boxer gewöhnlich auf dem Weg zum Ring tragen. Den Kopf bedeckte eine weit über Wangen und Stirn hinausragende Kapuze. Aufgrund des Schattenwurfs konnte man vom Gesicht nicht das Geringste erkennen.
    Das Spotlight verlöschte und die Kronleuchter flammten auf. Ein sonnengebräunter Mittdreißiger nahm neben der Kabine Platz, begrüßte die anwesenden Journalisten und stellte sich als Geschäftsführer eines privaten Fernsehsenders vor. Der Mann mit dem eingeschalteten Lächeln trug einen grauen Designer-Nadelstreifenanzug, ein blütenweißes Hemd und eine curryfarbene Seidenkrawatte. Seine rostbraunen Haare waren kurz geschnitten und scheitellos.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren«, sagte er mit fester Stimme, »ich möchte Sie zunächst um Verständnis für die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen bitten, die wir zum Schutz unseres Topinformanten durchführen mussten.«
    »Wer ist dieser ominöse Kronzeuge?«, rief Leppla nach vorne.
    »Was soll dieses Kasperletheater?«, blaffte ein schräg vor ihm sitzender Kollege hinterher.
    »Gemach, gemach, meine Herrschaften«, wiegelte der Moderator mit einer beschwichtigenden Geste ab. »Ich verstehe natürlich, dass Sie sehr ungeduldig sind«, er machte eine ausladende Handbewegung zur Glaskabine hin, »und wissen möchten, wer sich hinter diesen schusssicheren Scheiben verbirgt.«
    »Schusssicheres Glas – wer’s glaubt, wird selig«, raunte Leppla über die Schulter nach hinten. »Alles Show!«
    »Sie müssen sich nur noch wenige Minuten gedulden«, fuhr der Redner fort. »Gleich wird diese mehrfach mit dem Tode bedrohte Person zu Ihnen sprechen und alle Ihre Fragen beantworten. Allerdings werden Sie weder ihr Gesicht sehen noch ihre Originalstimme zu hören bekommen.«
    Im Saal brandete erneut Unruhe auf. Der Fernsehmacher gebot den aufbegehrenden Journalisten abermals mit einer entsprechenden Geste Einhalt. »Sie müssen sich schon an unsere

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