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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zusammen.
    »Dreizehnfuffzig.« Die Bedienung reichte den Einkauf über den Tresen.
    »Satter Preis. Dabei sollen die Weltmarktpreise gefallen sein.«
    »Rindfleisch ist stabil«, sagte Leonhardt, der sich hinter Henne einreihte und seine Bestellung aufgab. Leberwurst und Kassler.
    »Bist du Wirtschaftsexperte, oder was?«
    »Manuela hält mich auf dem Laufenden.«
    »Das sieht man.«
    In Leonhardts Einkaufswagen stapelten sich Fertiggerichte und Süßigkeiten. Leonhardt rückte eine vom Stapel gerutschte Tüte Gummibärchen zurecht. »Die Kinder und ich – wir mögen nun mal Manuelas Küche nicht.«
    Leonhardts Frau schaffte es, jedes Essen anbrennen zu lassen. Da war Henne mit Erika wesentlich besser dran. Für ihren Tafelspitz, den sie nach einem alten Familienrezept zubereitete, würde Henne über Leichen gehen.
    Vier Stunden später traf Henne gut gelaunt in der kleinen Wohnung unterm Dach ein.
    Erika hatte es sich mit einem Buch auf der Couch gemütlich gemacht, neben sich ein Glas Rotwein und eine Schachtel Pralinen. »Ich habe Hunger«, sagte Henne.
    »Dann koch dir doch was.«
    »Seit wann stehen Männer in der Küche?«
    Erika würdigte ihn keines Blickes und murmelte etwas, das verdächtig nach »Macho« klang.
    Henne glaubte, sich verhört zu haben. Immerhin hatte er eingekauft. »Liebling, bitte.«
    Sie ließ das Buch sinken. »Habe ich soeben Liebling gehört? Ausgerechnet von dir, der sich keinen Deut um mich schert.«
    »Das stimmt doch gar nicht.« Henne öffnete die gefüllte Tasche und holte die Tüte mit dem Fleisch heraus.
    »Du kommst und gehst, wann du willst. Ich sitze allein herum und langweile mich.«
    Henne wies auf die Bilder, die an den Wänden hingen. Die Stillleben zeigten überwiegend Obst. »Du hast doch deine Malerei.«
    »Das ist vorbei, wie du weißt.«
    Erika hatte Kurse an der Volkshochschule angeboten, die aber mangels Beteiligung abgesagt werden mussten.
    »Gib nicht zu schnell auf, du kannst immer noch für mich malen.«
    »Ach?« Erika sprang auf und knallte das Buch auf den Tisch.
    Henne zuckte zusammen. So hysterisch kannte er Erika nicht.
    »Wo willst du denn den Kram hinhängen?«
    Es stimmte, alle freien Stellen waren längst mit Bildern gefüllt. Bananen auf einem Teller, Äpfel in einer Schale hingen mit Birnen und Weintrauben vereint an der Wand. Es war ein Sammelsurium aus Zeiten, in denen Erika täglich an der Leinwand gestanden hatte.
    Henne riss den Kassenbon von der Fleischtüte und nestelte die Tüte auf. »Ich habe Rindfleisch mitgebracht. Tafelspitz hatten wir lange nicht mehr.«
    »Du hast doch nur dein Essen im Sinn.« Erika drehte sich weg.
    »Essen ist wichtig.«
    »Bin ich das etwa nicht?«
    »Natürlich bist du das.« Er wollte sie küssen, doch sie stieß ihn von sich. Henne war klug genug, nicht zu fragen, ob sie den Braten wenn schon nicht heute, dann wenigstens am nächsten Tag zubereiten wollte. Niedergeschlagen ging er in die Küche und packte das Rindfleisch weg. Dabei taxierte er den Inhalt des Kühlschranks. Ein halbes Toastbrot, zwei Stück Butter, ein Ei, eine angerissene Packung Bockwürste. Tristesse pur.
    Blöd, dass er gestern vergessen hatte, das Radeberger Pils kühl zu stellen. Betrübt teilte er die kalte Wurst mit Dschingis. Das warme Bier kippte er nach dem ersten Schluck in den Ausguss.
    Im Schlafzimmer holte Henne Lissy, sein Saxofon aus dem Futteral. Er setzte die Einzelteile zusammen, warf sich den Tragriemen über den Kopf und probierte einige Töne. Schnell fand er in einen Swingrhythmus hinein. Er versuchte neue Kombinationen, improvisierte und freute sich, wenn ihm ein guter Klang gelang. Derart beflügelt versuchte er sich an den Noten, die er im letzten Monat gekauft hatte. »L'Arlésienne« von George Bizet. Am Anfang hatte er einige Schwierigkeiten, doch allmählich klappte es besser. Vielleicht lag es daran, dass er sich nur zu gut in die Handlung hineinversetzen konnte. Ein Mann zwischen zwei Frauen. Ob Erika etwas ahnte? Sie war so anders als sonst. Da fiel ihm ein, dass der Mann Selbstmord begangen hatte, und er brach mitten in der Melodie ab. So weit würde es mit ihm nie kommen. Einen Ausweg gab es immer.

NEUN
    Fleur stand in der Schlafzimmertür. Alexa hantierte an ihrem Schrank, nahm Kleidungsstücke heraus, warf sie auf das Bett oder hängte sie wieder weg. Mit Genugtuung sah Fleur, dass Alexa zusammenschrak, als sie sie bemerkte.
    »Musst du immer wie eine Katze schleichen?«, fragte Alexa.
    Fleur hörte den

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