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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Vorwurf in ihrer Stimme und trat näher. »Ich laufe völlig normal. Vielleicht lässt dich dein schlechtes Gewissen zusammenzucken.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.« Alexa wandte sich ab und fuhr fort, Kleidungsstücke auszusortieren. Ein roter Pullover landete in einer Plastiktüte.
    »Den hat Dankwart an dir geliebt«, sagte Fleur. Am liebsten hätte sie Alexa gepackt und geschüttelt. Wieso warf sie Dinge weg, die Dankwart gefallen hatten?
    »Ich mag ihn aber nicht.«
    Fleur riss die Tüte an sich. »Hast du denn kein bisschen Gefühl im Leib?«
    Alexa blieb stumm. Nichts ließ erkennen, dass sie zugehört hatte.
    Fleur verfolgte, wie Bluse auf Bluse, Pullis, Jacken und Hosen auf einem Haufen landeten. Heiße Wut wälzte sich in ihrem Innern vom Bauch aus nach oben, dass sie meinte, keine Luft zu bekommen. Dieses Miststück konnte sie nicht einfach ignorieren. »Ich rede mit dir, hörst du? Du kannst die schönen Sachen nicht einfach wegwerfen. Sie gehören deinem Mann, hast du das vergessen?«
    Alexa runzelte die Stirn und hielt inne. »Ich lasse mir nicht länger von dir in mein Leben hineinreden. Ich gehe fort.«
    »Du?«
    »Du kannst dich gerne über mich lustig machen. Mir ist es gleich, ob du mir glaubst.«
    »Ausgerechnet du willst ohne Luxus, ohne all das hier auskommen?«
    »Wer sagt, dass ich darauf verzichten muss?«
    »Ich.« Fleur verschränkte die Arme. Es wurde Zeit, dass jemand Alexa sagte, wie es weitergehen sollte.
    »Das Haus gehört mir, und ich werde es verkaufen. Der Erlös reicht für eine Weile«, stellte Alexa klar.
    Fleur blinzelte. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Dankwart hat mir alles vermacht. Wie es aussieht, musst du ab jetzt von deinem eigenen Geld leben, Fleur. Aber du brauchst keine Angst zu haben, es dürfte genügen. Du warst ja immer sparsam. Du hast zeitlebens auf Dankwarts Kosten gelebt.«
    Fleur wollte schreien, Alexa ihren ganzen Zorn ins Gesicht werfen, doch sie brachte nur ein Krächzen hervor. Wie durch einen Nebel sah sie das amüsierte Lächeln, das um Alexas Mund zuckte. Sie spürte ihre Hand auf dem Arm.
    Alexa sagte: »Entschuldige mich, ich gehe aus.«
    Fleur presste die Tüte an sich und trat willenlos beiseite. Kaum allein, sank sie auf einen Stuhl. Alles drehte sich um sie. Pullover und Jacken, Hosen und T-Shirts verschwammen in einem bunten Nebel. Die Farben fraßen sich in ihre Augen. Sie kniff sie zu, ganz fest. Sie meinte Dankwarts Lachen zu hören, erst leise, dann immer lauter. Es schwoll zu einem alles übertönenden Dröhnen an, füllte sie aus bis in die letzte Fingerspitze. Sie ballte die Hände, die Kleidungstüte glitt zu Boden. Ewigkeiten später öffnete sie die Augen. Verwirrt schaute sie sich um. Was machte sie hier? In Alexas Schlafzimmer? Als sie an Alexa dachte, stieg erneut Wut in ihr auf. Dieses kleine, dumme Biest wollte ihr Dankwarts Haus wegnehmen.
    Sie ballte die Fäuste und spürte, wie sich die Nägel in ihre Handflächen bohrten. Der Schmerz ließ sie aufstöhnen, ein kleines Glucksen stieg tief aus dem Bauch in ihre Kehle und wuchs zu einem Kichern. Sie stand auf und trat an den Spiegel, der neben dem Klei- derschrank hing. Sie zog die Augenbrauen zusammen, bis sie einen dicken schwarzen Strich bildeten, der ihr ein unheilverheißendes Aussehen gab. Normalerweise mochte sie ihren Anblick nicht. Diesmal tröstete er sie. Sie glich einer Rachegöttin, einer Kämpferin. Noch war sie nicht am Ende, noch musste Alexa mit ihr rechnen. Sie würde sich etwas ausdenken müssen, das dumme Blondchen sollte für ihre Arroganz büßen. Doch im Grunde wusste Fleur bereits, was zu tun war. Wenn sie wirklich Ruhe haben wollte, musste Alexa Dankwart folgen.
    Aber wie?
    Immer wieder schweiften Fleurs Gedanken ab. Die vielen schönen Kleidungsstücke, die wie Blütenblätter um sie verstreut lagen, zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Hastig raffte sie sie zusammen und brachte sie nach oben in ihre Schatzkammer. Hier waren sie in Sicherheit.
    Sie würde sich jetzt erst einmal einen Tee machen. Fleur wühlte zwischen Kisten und Kartons, Säcken und Tüten. Sie hatte einen Wasserkocher, sie konnte sich genau erinnern. Sie schob einen Stapel Zeitschriften beiseite. Doch die Zeitschriften kamen ins Rutschen und fielen neben das Bett. Fleur griff über den bunten Haufen hinweg und rüttelte an der Tür des Nachttisches. Sie klemmte, ein Stoffzipfel lugte aus dem Spalt, den Fleur freibekommen hatte. Von Wasserkocher und Teebeutel war nichts zu sehen.

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