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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Unerwarteterweise schmeckte ihm das Essen beim Asiaten dann aber doch vorzüglich. Vor allem die Ente, kross und saftig, war genau nach seinem Geschmack. Sie erinnerte ihn an Weihnachten. Satt und zufrieden stapfte er neben Leonhardt zurück ins Büro.
    Auf dem Tisch lag die Post. Henne zog den Stapel zu sich heran und begann ihn durchzugehen. Nicht alles hatte mit dem aktuellen Fall zu tun.
    Die Kollegen aus Dresden baten um Amtshilfe. Ein in Dresden bekannter Ladendieb sollte jetzt in Leipzig wohnen. Die Dresdner wollten ihn als Zeugen in einem Raubfall befragen. Das musste einer der anderen Kommissare übernehmen.
    Eine Frau zeigte einen Einbruch an. Auch das musste ein anderer übernehmen.
    Schuster wollte eine Rücksprache. Der Anwalt aus Königs Domizil in der Ritterstraße hatte sich beschwert. Das betraf ihn.
    »Wie schäbig«, knurrte Henne.
    »Du solltest das ernst nehmen«, sagte Leonhardt.
    »Später.«
    Henne schob den Notizzettel von Schuster ganz nach unten und griff nach dem nächsten Brief. Der Name des Absenders brachte seine Alarmglocken sofort zum Läuten. Lutz Zogstädt, einer von Königs schärfsten Konkurrenten.

ELF
    Lutz Zogstädt residierte in einem modernen Bau im Norden der Stadt. Der hintere Teil des Grundstückes beherbergte einen beeindruckenden Fuhrpark sowie ein umfangreiches Materiallager. Als Henne die Tür öffnete, sah er sich dem Chef höchstpersönlich gegenüber. Eine Sekretärin schien für den Unternehmer unnötiger Luxus zu sein.
    Zogstädt war ein hagerer Mann mit tief liegenden Augen, der die Hände nicht ruhig halten konnte. Ständig blätterte er in den Papieren auf dem überladenen Tisch. Als Henne sich vorgestellt hatte, schob Zogstädt die Computertastatur zurück, auf der er getippt hatte.
    »Eines sage ich Ihnen gleich, der König hatte Dreck am Stecken. Der hat immer alle Aufträge weggeschnappt. Das ist nicht normal.«
    »Die Aufträge von der Stadt?«
    »Die und dazu die von der Bahn, der Post, der Universität, der Kirche. Alles hat König gekriegt.« Zogstädt schüttelte den Kopf. »Das war Korruption, darauf wette ich.«
    »Die Ausschreibungsverfahren …«
    »Hören Sie mir mit dem Mist auf.« Zogstädt trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Ich habe mich jedes Mal beworben. Ich liefere Qualität, meine Preise sind in Ordnung. Aber wurde ich genommen? Nie.«
    »Sie glauben, das ging nicht mit rechten Dingen zu?«
    »Niedliche Bezeichnung. Beschissen haben die, jedes Mal.«
    »Das ist eine schwere Anschuldigung. Können Sie das beweisen?«
    »Sind Sie von der Polizei oder ich?« Er blitzte Henne an.
    »Immerhin haben Sie den Verdacht geäußert. Irgendwelche Hinweise müssen Sie ja haben.«
    »Man hört allerhand.«
    »So, so. Was hört man denn?«
    »Ein Päckchen Kaffee, eine Schachtel Pralinen, auch mal Karten für ein Konzert, das ist normal. Aber Bestechungsgelder?« Zogstädt beugte seinen hageren Körper nach vorn, bis seine Nase beinah in Hennes Gesicht stach. »Von sechsstelligen Beträgen ist die Rede.«
    »Und die soll König an wen gezahlt haben?«
    Zogstädt sank auf seinen Stuhl zurück. »Wenn ich das wüsste«, sagte er leise.
    »Angenommen, einer von Königs Konkurrenten will nicht länger tatenlos zusehen, wie König ein Auftrag nach dem anderen zugeschanzt wird. Er murkst ihn ab und lässt es wie einen Unfall aussehen. Was halten Sie davon?« Henne suchte in Zogstädts Gesicht nach einem Zeichen der Unsicherheit. Vergebens, Zogstädts Miene blieb starr.
    »Reine Märchenstunde. Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Habe ich Sie danach gefragt?« Allmählich ging der Bauunternehmer Henne auf die Nerven. Hatte Zogstädt wirklich geglaubt, er könne ihn mit vagen Andeutungen abspeisen?
    Henne zog den Brief aus der Jackentasche und hielt ihn Zogstädt hin. »Sie haben den hier geschrieben.«
    Zogstädt rührte den Brief nicht an. »Mir geht es nicht um König und den Mord. Ich will, dass endlich mit dem Filz bei den öffentlichen Auftraggebern aufgeräumt wird.«
    Henne wusste natürlich, dass Zogstädt recht hatte. Schon seit Jahren tauchten immer wieder Korruptionsverdächtigungen gegen das Leipziger Baudezernat auf. Die Presseberichte der letzten Wochen zeugten davon. Auch er war schon hin und wieder bei seiner Arbeit über schmutzige Machenschaften in der Bauindustrie gestolpert. Doch während andere Kommissare darüber hinwegsahen, brachte Henne das einfach nicht fertig. In seiner Welt, seiner Stadt, sollte es gerecht zugehen. Die

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