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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Schuster an. Was dachte sich der Alte eigentlich? Dass er Kommering aus Spaß aufgesucht hatte? Wollte er ihm deswegen etwa den Fall entziehen?
    Schuster erwiderte Hennes Blick. Sein Gesicht war wie aus Stein. »Ich will weder Beschwerden noch Anzeigen wegen Verleumdung, Beleidigung oder Datenmissbrauch. Ist das klar?«
    »Klar.« Henne gab sich Mühe, den Chef nicht merken zu lassen, wie wütend er war. »War's das?«
    Schuster wies mit dem Kopf zur Tür. »Hauen Sie schon ab.«
    Henne stand auf.
    »Eines noch«, sagte Schuster. »Sollte sich herausstellen, dass Kommering wirklich Dreck am Stecken hat, informieren Sie mich auf der Stelle.«
    Henne ging. Der Appetit auf den Kaffee war ihm vergangen. Der Alte machte es ihm weiß Gott nicht leicht. Henne war die ständigen Ermahnungen gehörig leid. Am liebsten hätte er alles hingeschmissen. Grübelnd strich er die Gänge entlang. Kommering hatte keine Zeit verloren mit seiner Beschwerde beim Oberbürgermeister. Die Reaktion eines in die Enge getriebenen Verbrechers oder bloßes Machtgebaren, um zu zeigen, wer den längeren Arm hat – das war die entscheidende Frage.
    Unbewusst hatte Henne den Weg zu Kienmann eingeschlagen. Vielleicht wusste der Freund, was er davon halten sollte. Kienmann war nicht nur Allgemeinmediziner, sondern auch Psychologe.
    »Was ist los?«, fragte Kienmann, kaum dass Henne Platz genommen hatte.
    »Sieht man mir das so deutlich an?«
    Kienmann nickte und holte die Schnapsflasche aus ihrem Versteck. »Apfelbrand mit Rum, ganz mild.«
    »Gib schon her.« Henne kippte das erste Glas in einem Zug. Gleich darauf bahnte sich eine Feuerwalze den Weg von seiner Kehle direkt ins Gedärm.
    »Das tut gut, was?« Kienmann strahlte.
    Henne war noch nicht zu klaren Tönen imstande und röchelte etwas, das beim besten Willen kaum als Zustimmung ausgelegt werden konnte. Doch Kienmann schien das anders zu sehen. Er ließ sich nicht beirren und schenkte nach. »Erzähl schon, was ist passiert?«
    Henne berichtete in knappen Worten. »Schuster hat sich auf die Seite dieses Baumenschen geschlagen.«
    »Was hast du erwartet? Schuster denkt in anderen Dimensionen. Das nennt man Politik, du solltest das allmählich kapiert haben. Er muss gemeinsame Front mit dem Oberbürgermeister machen. Denn wenn der OB und sein Polizeipräsident verstritten sind, wer soll dann noch an eine intakte Stadt glauben?«
    Kienmann hatte natürlich recht, trotzdem ärgerte sich Henne. »Mir gefällt es nicht, wenn sich der Alte gegen seine Leute stellt.«
    »Nun mach mal einen Punkt. Bisher hat er dich immer gedeckt, wenn du Mist gebaut hast.«
    »Stimmt schon. Aber dafür habe ich mich mit genügend Erfolgen revanchiert. Erfolgen, mit denen er sich brüsten konnte, wohlgemerkt.«
    »Seit wann kümmert dich das?«
    Henne trank sein Glas leer und schüttelte sich. »Darum geht es doch gar nicht. Ich will in Ruhe ermitteln, das alleine zählt.«
    »Für dich. Schuster hingegen muss jeden politischen Konflikt vermeiden.«
    Unwillig verzog Henne das Gesicht. Ihm dämmerte langsam, dass sein Freund mehr Verständnis für Schuster als für ihn zeigte.
    »Wie weit bist du überhaupt?«, fragte Kienmann.
    »Abgesehen von Kommering gibt es mehrere Spuren.« Henne zögerte, sprach dann aber doch weiter. »Da wäre zum Beispiel Königs Architektin Miriam.«
    »Miriam, aha.« Kienmann pfiff leise durch die Zähne.
    »Was meinst du damit?«
    »Nichts, ich habe lediglich registriert, wie du ihren Namen ausgesprochen hast.«
    So ein Blödsinn. Wer weiß, was sich Kienmann eingebildet hatte. »Da bin ich aber gespannt.«
    »Deine Stimme war weich.«
    »Quatsch.«
    »Mensch, Henne, mir machst du nichts vor. Was läuft zwischen euch?«
    Kienmann war sein Freund, er hatte ihn schon oft gut beraten. Aber im Bezug auf Miriam sollte er selbst wissen, was zu tun war.
    »Eigentlich keine große Sache.«
    »Sag endlich.«
    Henne begegnete Kienmanns aufmunternden Blick und beschloss, ihm alles zu erzählen. »Ich habe keine Ahnung, wie ich aus der Nummer herauskommen soll«, endete er.
    »Dein Gefühlsleben möchte ich weiß Gott nicht haben.«
    Kienmann war seit über dreißig Jahren glücklich verheiratet, und soweit Henne wusste, ohne irgendein nebenbei laufendes Verhältnis. »Ich auch nicht«, gestand er. »Hast du einen Tipp für mich? Als Psychologe?«
    Kienmann hob die Hände. »Tut mir leid, wenn der Verstand in die Hose rutscht, bin ich ratlos.«
    »Na, hör mal.«
    »Ist doch wahr. Ich könnte dir

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