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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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»Ich habe von Anfang an gesagt, dass Sie mein vielversprechendster Eierkopf waren, Eldon.«
    Tarver lachte laut auf.
    »Sie erzählen mir also«, sagte Biddle, »dass wir dieses Virus in einem Slum in Shanghai freisetzen könnten, und …«
    »Bis die ersten Fälle sterben, hatten sie fünfzehn Monate mit exponentieller Infektionsrate. Das Virus wäre bis in jede größere chinesische Stadt vorgedrungen. Man würde eine Vielzahl verschiedener Arten von Krebs sehen, nicht nur eine. Das Chaos wäre unvorstellbar.«
    »Aber es hätte sicherlich auch die Meere übersprungen«, gab Biddle zu bedenken.
    Tarvers Grinsen verging. »Ja. Wir müssen Verluste hinnehmen. Aber nur für eine Weile. Wie das Beispiel Aids gezeigt hat, würden die meisten Staaten Dringlichkeitsprogramme starten, um einen Impfstoff zu finden. Ihre Company könnte in den Vereinigten Staaten die Führung übernehmen.«
    »Und Sie könnten die Company leiten«, sagte Biddle.
    »Ich sollte sie ganz bestimmt nicht leiten. Allerdings sollte ich dazugehören. Jedenfalls, nach einer angemessenen Zeitspanne – ehe der Todeszoll hier drüben bei uns zu sehr anstiege –, würden wir mit einem experimentellen Impfstoff an die Öffentlichkeit treten.«
    »Der Rest der Welt würde Zugriff darauf verlangen.«
    »Trotz der Einwände und Bedenken ihres jeweiligen wissenschaftlichen Establishments. Sie wissen doch, welche Ego-Schlachten in diesem Bereich der Forschung ausgefochten werden. Sehen Sie sich nur Gallo und French an. Abgesehen davon – niemand außer uns könnte sicher sein, dass unser Wirkstoff funktioniert. Es könnte Verspätungen von zehn, fünfzehn Jahren geben, und die ganze Zeit über wäre unsere Bevölkerung hundertprozentig geschützt.«
    »Wie schwierig wäre es für jemand anderen, einen Impfstoff zu entwickeln?«
    »Ohne zu wissen, was ich weiß? Zwanzig Jahre sind optimistisch. Wir reden von einem Retrovirus. Sehen Sie sich HIV als Modell an. Aids gibt es seit 1978, und …«
    »Länger«, verbesserte Biddle ihn leise.
    Tarver hob eine Augenbraue. »Wie dem auch sei, wir haben immer noch keinen Impfstoff gegen Aids. Wir stehen nicht einmal dicht davor.«
    »Trotzdem. Angesichts der Bevölkerungsmassen in China wäre es höchstens eine destabilisierende Waffe, keine entscheidende.«
    »Sie wollen die Apokalypse? Die kann ich Ihnen geben.«
    »Wie das?«
    Eldon hob die Hände und breitete die Arme aus. »Indem ich die Inkubationszeit verlängere, ganz einfach. Ich könnte sie auf fünfundzwanzig, dreißig Jahre ausdehnen. Das Mehrfache von Myelomen.«
    Staunen. »Das ginge wirklich?«
    »Selbstverständlich. Ich habe die Inkubationszeit für meine Arbeit absichtlich verkürzt.«
    »Warum?«
    »Weil ich imstande sein wollte, meine Forschungen in einem messbaren zeitlichen Rahmen abzuschließen. Bei einer Inkubationszeit von zwanzig Jahren wäre ich tot gewesen, ehe ich die ersten Resultate gesehen hätte.«
    Biddle leckte sich mit blasser Zunge über die Lippen. »Bei einer Inkubationszeit von fünf Jahren wären siebzig Prozent der Bevölkerung über fünfzehn infiziert, bevor die ersten Krankheitsfälle aufträten. Selbst wenn sie einen wirksamen Impfstoff hätten, wäre es zu spät. Der totale gesellschaftliche Zusammenbruch stünde bevor.«
    »Ja.« Tarver senkte die Stimme. »Ich verrate Ihnen noch etwas. Ich denke, ich kann dieses Virus rassespezifisch machen.«
    Biddle blinzelte ungläubig. »Das war das Gebiet von Herman Kahn. Nachdenken über das Undenkbare.«
    »Jemand muss es tun. Sonst hätten all unsere Vorfahren für nichts gelebt und wären umsonst gestorben. Und die Welt würde beherrscht von …«
    »Sprechen Sie es nicht aus!«, sagte Biddle. »Gleichgültig, welche Diskussionen wir in Zukunft führen werden – mit welchen Leuten auch immer –, erwähnen Sie diesen Aspekt nicht. Den darwinistischen Aspekt.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist unnötig. Die richtigen Leute werden die Implikationen auch so verstehen.«
    Eldon beugte sich erneut vor. »Ich vertraue auf Ihre Instinkte, Edward. So, jetzt wissen Sie, was ich anzubieten habe. Ich möchte wissen, wie groß Ihr Interesse ist.«
    Und wie viel ich zu zahlen bereit bin, sagten Biddles Augen. Doch sein Mund antwortete: »Ich bin interessiert, das dürfte offensichtlich sein. Doch es dürfte genauso offensichtlich sein, dass es ein paar Probleme gibt.«
    »Beispielsweise?«
    Biddle bedachte ihn mit einem wissenden Lächeln, einer Geste zwischen Gleich und Gleich. »Sie sind

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