Leitfaden Homöopathie (German Edition)
einzelnen Themen unter Berücksichtigung transzendenter Werte.
Formulierung eines Leitmotivs bzw. einer primär psorischen Hypothese und erneute Überarbeitung der Symptomatik zur Überprüfung derselben. Dabei Einbeziehung von Symbolkunde, Wissen der Ethnologie und der Mythologie, der Sprachwurzeln und auch der Eigenschaften der geprüften Substanz in der Natur etc., um sich die Substanz zu erschließen. Die Frage „Welches transzendente Ziel wohnt diesem Element der Schöpfung inne?“ kann man sich dabei stellen.
Jedes Arzneimittel präsentiert sich unterschiedlich in Hinblick auf transzendente Werte. Extremzustände der eigenen Wahrnehmung im Sinne zweier Pole zeigen sich in den Arzneimittelprüfungen von Camphora und Opium , über die Hering gesagt haben soll „Der gesamte Fortschritt der Homöopathie besteht darin, die Symptome der Arzneimittelprüfungen mit
Camphora
und
Opium
zu verstehen.“ Dies nahm sich Masi zu Herzen und kam zu dem Ergebnis, dass der Zustand von
Camphora
dem der Hölle gleicht und der von
Opium
dem des Himmels. Bei
Camphora
fühlt man sich wie ein Mensch, der auf einem Stück toter Materie durch das riesige Weltall treibt, völlig auf sich allein gestellt, von allem anderen ausgeschlossen. Innerlich ist man tot und gefühllos, erlebt eine totale Ferne zu anderen Lebewesen und zu Gott. Es ist der Verlust der Transzendenz, entsprechend einer extrem materialistisch-existentialistischen Sicht des Daseins.
Camphora
beneidet Gott (als Leitmotiv) um seine absolute Autonomie. Auf der anderen Seite ist
Opium
schon nicht mehr richtig auf der Erde anwesend, erlebt eine innere Glückseligkeit und Heiterkeit und empfindet dabei ein schwebendes Gefühl, lebt innerlich bereits vollständig im Himmel.
Opium
will als Leitmotiv die göttliche, allumfassende Glückseligkeit ohne eigene Anstrengung erreichen.
Anhand des Arzneimittelbildes von
Arnica
lässt sich die Vorgehensweise nach Masi verdeutlichen: Wenn man sich alle Prüfungssymptome durchschaut, so stößt man immer wieder auf das Thema der Verletzbarkeit (z.B. „schmerzhafte Überempfindlichkeit des ganzen Körpers“, „wie zerschlagen“, „als sei inwendig etwas zerrissen“, „als ob die Haut zu dünn wäre“, „denkt der Tod sei unabwendbar“ usw.) und auf das Thema der Arbeit bzw . der Nutzlosigkeit (z.B. „zu träge, um zu arbeiten“, „Arbeit verdrießt ihn“, „Empfinden als sei er für nichts gut“). Viele weitere Themen wie z.B. Themen des Hochmutes, der Überempfindlichkeit oder der Behinderung des Denkens kommen hinzu. Bei den fünf Kernen lassen sich zum Verlust das Gefühl der Verletzlichkeit sowie die verlorene Befriedigung durch die Arbeit formulieren. Zur Strafe passen die Angst vor der Unfähigkeit, der Verletzlichkeit und die vor dem Tod. Als Rechtfertigung kann man anführen, dass er selbst schon alles weiß und nichts mehr lernen muss. Es besteht die Sehnsucht nach einem Leben ohne Verletzungenund nach zufrieden stellender Arbeit. Die Schuld ist im Neid auf Gottes Unverletzbarkeit zu sehen, was zum Leitmotiv von
Arnica
führt: „
Arnica
beneidet Gott um seine absolute Immunität und Unverletzbarkeit. Er wolle wie Gott die Immunität per se und ohne Anstrengung besitzen.“
Ergänzend gibt es Symptome, bei denen die Symbolik weiterhilft, so z.B. bei einem „Traum von großen schwarzen Hunden und Katzen“ – Hunde treten in verschiedenen Kulturen als Begleiter der Toten auf und Katzen gibt es in manchen Kulturen als schützende Göttin, die den Mensch vor Feinden schützt.
Das Leitmotiv eines Mittels wird bei Masi auch als „primäre psorische Idee“ bezeichnet – dazu weitere Beispiele:
Calcarea carbonica
beneidet Gott um seine Unveränderbarkeit. Er möchte, dass die Substanz weder durch seine eigenen Taten noch durch die Taten anderer verändert werden kann. Es besteht eine grundlegende Unsicherheit darüber, wie er seine Ziele erreichen soll, da er sich von der Welt und von den Menschen übermäßig bedroht fühlt. Es besteht eine innere Unbeweglichkeit.
Guajacum
beneidet Gott, weil er in seiner Vollkommenheit ruht, nicht mehr handeln oder sich bewegen muss, um vollkommen zu werden. Er leidet an der Notwendigkeit, auf die Welt zugehen und etwas von ihr aufnehmen zu müssen, um vollkommen zu werden. Alles, was von außen kommt wird als Zudringlichkeit und Zumutung erfahren.
Besonderheiten der Anamnese
Um die bei den Arzneimitteln herausgearbeiteten Leitmotive auch beim Patienten erfassen zu
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