Leitfaden Homöopathie (German Edition)
„Seminar zur Sicht der Homöopathie nach Dr. Masi-Elizalde“ heraus.
Masi selbst veröffentlichte das Werk „Einführung in Lehre, Technik und Materia Medica der Homöopathie“, welches die Lehre Hahnemanns in Anlehnung an die Theologie des Thomas von Aquin betrachtet. Später erschien (auf Deutsch 1993) das Buch „Überarbeitung der Lehre, Materia Medica und Technik der Homöopathie“.
10.7 Rajan Sankaran und das Konzept der „Basic Delusions“
Der aus Bombay stammende Rajan Sankaran (* 1960) setzte sich bereits in jungen Jahren intensiv mit der homöopathischen Lehre auseinander. Sein homöopathisch arbeitender Vater Pichian Sankaran weckte in ihm offensichtlich dieses Interesse. Neben seinem Vater und weiteren indischen Homöopathen (Phatak, Sehgal u.a.) zählt Sankaran insbesondere Vithoulkas ( Kap. 10.5 ) und Jürgen Becker ( Kap. 10.11 ) zu seinen Lehrern. Er studierte in Bombay am Homoeopathic Medical College Medizin. Seit 1986 lehrt er u.a. dort als Professor Homöopathie und hält weltweit als Dozent viele Seminare.
In seinen Büchern stellt er Konzepte vor, die nur von einer Minderheit indischer Homöopathen akzeptiert werden, das Interesse an seinen Konzepten ist in Europa weitaus größer. An seiner Lehre und dem Inhalt seiner Bücher haben zahlreiche Homöopathen Einfluss, so z.B. die Inder Jayesh und Nandita Shah, Sunil Anand sowie die Europäer Jan Scholten, Jeremy Sherr und Jürgen Becker.
Sankaran und Jayesh Shah stellten gemeinsam bei der Analyse ihrer Fälle fest, dass sie die größte Erfolgsquote bei den Verschreibungen nach Gemüts- und Allgemeinsymptomen hatten. Als entscheidend für die allgemeinen und psychischen Symptome nennen sie das „PNEI-System“ , das „Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologische System“.
Die Krankheit wird primär als „zentrale Störung“ („Central disturbance“) in diesem Bereich betrachtet. Lokale Symptome und Krankheitserscheinungen sind diesem „Zentrum“ untergeordnet. Den Begriff der „zentralen Störung“ macht Sankaran mithilfe eines anschaulichen Vergleichs deutlich:
Die „zentrale Störung“ gleicht einem Stab für Kletterpflanzen (welche den Krankheiten entsprechen). Ohne den Stab können die Kletterpflanzen nicht wachsen, also gilt es, den Stab zu entfernen und nicht bloß die Kletterpflanzen. Die spezielle Art des Wachstums hängt von der Beschaffenheit des Stabs ab, sodass wir anhand auffälliger Anzeichen der Pflanze Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Stabes ziehen können.
PNEI-Symptome
Psychische Symptome
Allgemeinsymptome
–Modalitäten
–Appetit und Durst
–Verlangen und Abneigungen
–Träume
–Sexualfunktion etc.
Eigentümlichkeiten der Lokalerkrankung (nicht-pathognomonische)
Wird der Körper z.B. durch eine Infektion attackiert, kommt es zu einer initialen allgemeinen Reaktion, einer funktionellen Störung des ganzen Körpers (Fieber, Schwäche, Reizbarkeit, Appetitlosigkeit etc.), abhängig vom Krankheitsauslöser. Dies zeigt eine funktionelle Störung des PNEI-Systems an, welches zuerst erfasst wird. Die Lebenskraft versucht, die Störung so lange wie möglich auf der allgemeinen Ebene zu halten, um keine pathologischen Veränderungen in den Organsystemen zuzulassen. Da die zentrale Störung zum Schutz des Organismus durch dieLebenskraft in die Peripherie abgeleitet wird, geben lokale Symptome, besonders die Modalitäten und nicht-pathognomonischen Symptome, Hinweise auf die zentrale Störung.
Situative Materia medica
Sankaran machte sich Gedanken zum Wesen einer Krankheit und eines homöopathischen Mittels. Bei der Betrachtung der Gemütssymptome stieß er oft auf sehr widersprüchliche Symptome eines Arzneimittels, die er zu klären versuchte.
Hierbei fiel ihm das Arzneimittelbild von
Fluoricum acidum
auf, zu dem sich im Repertorium als Gemütssymptome u.a. „Teilnahmslosigkeit gegen geliebte Personen, spricht jedoch vergnügt mit Fremden“, „heftiges sexuelles Verlangen“ sowie „Mangel an moralischem Empfinden“ finden lassen. Sankaran fragte sich, welche Lebenssituation ein solches Verhaltensmuster als notwendigen Anpassungs- oder Überlebensmechanismus hervorrufen könnte. Für
Fluoricum acidum
beschrieb er schließlich die Situation eines Menschen, der jemanden geheiratet hat, der nicht zu ihm passt und die Notwendigkeit verspürt, die Beziehung aufzulösen. Schaut man nun in die Rubrik „Wahnidee, Verlobung muss aufgehoben werden“
Weitere Kostenlose Bücher