Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Lj.).
Symptome: 80 % der Patienten sind langfristig beschwerdefrei. Erst bei einer lokalen Entzündung eines oder mehrerer Divertikel (Divertikulitis) wird der Patient symptomatisch: kolikartige Schmerzen im linken Unterbauch, Druckschmerzhaftigkeit des linken Unterbauchs („tastbare Darmwalze“), Temperaturanstieg, Obstipation, Blähungen, gelegentlich Blutbeimengungen im Stuhl, Leukozytose, BKS erhöht.
Therapeutische Strategie
Da die Divertikulose meist symptomfrei bleibt, wird sie eher zufällig entdeckt, meist im Rahmen von Koloskopien aus anderen Gründen.
Empfehlenswert ist zuerst eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung.
Alkohol und nitrathaltige Speisen (Geräuchertes) sollten möglichst reduziert werden.
Die Divertikulitis imponiert als heftige akute Erkrankung und bedarf schneller Intervention. Nahrungskarenz ist empfehlenswert. Bei chirurgischen Eingriffen ist ein minimalinvasives Vorgehen heute fast Standard.
Homöopathische Behandlung
Nach der erfolgreichen Akutbehandlung muss sich immer eine antisporische Behandlung anschließen, um die Rezidivneigung zu beseitigen.
Die auffallenden, aktuellen Symptome führen im Akutfall zum Medikament.
Wahl der Symptome
Bei Behandlung einer akuten Divertikulitis sollten folgende Punke abgefragt werden:
Causa (auslösende Ursache),
Gemütszustand des Patienten während der Beschwerden,
Auffallende Lokalsymptome z.B. Veränderungen des Stuhlgangs oder anderer Absonderungen aus dem Enddarm (Schleim, Blut etc.), Schmerzen und deren genaue Umstände und Modalitäten etc.
Miasmatische Zuordnung
Die so genannten Wohlstandskrankheiten wie die Divertikulose sind meist Ausdruck der Psora im Latenzstadium ( Kap. 3.4.1 ). Sie werden unter Einbeziehung der Gesamtheit der Symptome konstitutionell behandelt. Die Divertikulitis wird zwar als akute Krankheit behandelt, ist aber als aktivierte Form der latenten Psora zu verstehen, gelegentlich kompliziert mit Tuberkulinie oder Sykosis. Deshalb sind häufig auch im akuten Fall Antipsorika angezeigt und wirksam (ähnlich wie bei der Appendizitis).
Repertorium
Gute Rubriken im Repertorium sind z.B. Causa:
Allgemeines
Ausschweifung, Völlerei, nach – agg.
Speisen und Getränke – Alkohol, alkoholische Getränke – agg.
Sitzende Lebensweise agg.
Gemütszustand:
Gemüt
Traurigkeit, Trübsinn, Niedergeschlagenheit, Depression, Melancholie – Obstipation, bei
Vorwürfe – anderen gegenüber
Störung, Abneigung gegen
Auffallende Lokalsymptome:
Stuhl
Blutig – streifig
Rektum
Stuhl bliebe drin, Gefühl
Obstipation – allgemein – Stuhl – weicht zurück
Schmerzen – splitterartig
Dosierung , Verlaufsbeurteilung
Die Behandlung der asymptomatischen (zufällig entdeckten) Divertikulose folgt den Richtlinien der klassisch homöopathischen Konstitutionstherapie (Einzelgaben, hohe C-Potenzen, lange Wirkzeiten). Die akute Divertikulitis muss, trotz der ihr zugrunde liegenden miasmatischen Urasche, wie eine Akuterkrankung behandelt werden. Meist sind auch hier Einmalgaben hoher C-Potenzen des akut angezeigten Medikamentes ausreichend, bei heftiger Beschwerdesymptomatik können kurzzeitig auch hohe C-Potenzen in verklepperter Form oder Q-Potenzen zum Einsatz kommen.
Wie bei allen akut imponierenden, entzündlichen Erkrankungen zählen bei der Verlaufsbeurteilung primär der Lokalbefund bzw. dessen allgemeine Auswirkungen (evtl. Fieber, Abgeschlagenheit etc.).
Prognose
Aus homöopathischer Sicht ist die Prognose der akuten Divertikulitis sehr gut, eine Operation oder pharmakologische Therapie kann fast immer umgangen werden.
Das Therapieziel der Divertikulose ist das Ausbleiben von Entzündungen, Stuhlproblemen und anderen Komplikationen, nicht das Verschwinden der Divertikel.
Homöopathische Arzneimittel
Eine Differenzierung der Arzneimittel für Divertikulose soll an dieser Stelle nicht erfolgen, da die Divertikelbildung meist ein Nebenaspekt einer konstitutionell angelegten homöopathischen Therapie aus anderen Gründen ist.
Bei der akuten Divertikulitis haben sich besonders
Nux vomica, Sulfur, Belladonna, Opium
und
Nitricum acidum
bewährt.
16.4.4 Colon irritabile
Reizkolon, Reizdarmsyndrom.
Bei diagnostischen Untersuchungen können keine organisch-anatomischen Veränderungen festgestellt werden. Das Reizkolon ist somit eine funktionelle, vegetative Störung und wird den psychosomatischen Erkrankungen zugeordnet. Schätzungsweise 30–60 % aller Patienten betroffen, die wegen
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