Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Zyklusstörungen erzeugen meist wenig akuten Leidensdruck, sodass eine homöopathische Therapie unter entspannten Bedingungen erfolgen kann. Dementsprechend kommen Einmalgaben hoher C-Potenzen (200, M, XM, LM, CM), gesteigert nach der Kent’schen Reihe, zum Einsatz. Wenn möglich, sollte den Arzneimitteln, auch bei scheinbar fehlender Wirkung, deutlich mehr Zeit zum Nachwirken gegeben werden, als durch die „Mindestwirkzeit“ geboten wäre – im günstigsten Fall etwa acht Wochen (zwei normale Zyklen), bevor eine Beurteilung der Wirkung vorgenommen wird. Bei sicherer Arzneiwahl sollte auch nach Ausbleiben der Wirkung bezüglich der Zyklusstörung ein weiterer Versuch mit dem gleichen Medikament unternommen werden, vor allem dann, wenn sich andere Indizien für eine positive Arzneiwirkung zeigen. Erst bei erneut ausbleibender Wirkung auf die Zyklusstörung kann dann über einen Arzneimittelwechsel nachgedacht werden.
Prognose
Mittel- und langfristig ist die Prognose bezüglich der Regulierung der Zyklusstörung sehr gut. Probleme in der Praxis entstehen vor allem durch die heute etablierten Hormontherapien, die zu einer scheinbaren, „sofortigen“ Normalisierung des Zyklus führen.
Homöopathische Arzneimittel
Da der Begriff „Zyklusstörungen“ ein sehr breites Spektrum von Störungen und Pathologien umfasst, lassen sich keine „bewährten“ Mittel angeben. Der ganze Fall muss aufgenommen und analysiert werden.
21.9 Klimakterium
Hormonelle Umstellungsphase bei Frauen im Alter meist zwischen 47 und 55 Jahren durch Erlöschen der Ansprechbarkeit der Ovarien auf die zentrale Gonadotropinproduktion.
Symptome: dysfunktionelle Blutungen, Hitzewallungen, Schweiße, depressive Verstimmtheit, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme, Beschwerden beim Koitus (Scheidenatrophie), Kolpitiden, Schwindel, Tinnitus, paroxysmale Tachykardien, Ängste etc.
Therapeutische Strategie
Während (hormoneller) Veränderungsphasen im Lebenszyklus des Menschen (Pubertät, Adoleszenz, Klimakterium, Senium u.a.) zeigen sich vielfach alterstypische Symptome und Beschwerden aus dem sykotischen Formenkreis, da die meisten von der Sykose befallenen Organe typischerweise geschlechtshormonabhängig reagieren.
Die beste „Therapie“ ist eine prophylaktische Behandlung bereits lange vor Einsetzen des Klimakteriums. Die erfolgreiche homöopathische Behandlung von Zyklusstörungen, Dysmenorrhoe, Akne, Warzen, rezidivierende Zystitiden, Otitiden, Leukorrhoe, Migräne (= sykotische Beschwerden, Kap. 3.4.2 ) sollte Wechseljahrsbeschwerden verhindern.
Aus homöopathischer Sicht ist eine hormonelle Substitution mit Wechseljahrshormonen eine Unterdrückung. Aus dieser Unterdrückung können sich erhebliche Nachkrankheiten entwickeln (insbes. Diabetes, Hypertonie und Karzinome).
Homöopathische Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach den Grundsätzen der Behandlung chronischer Krankheiten: Aufnahme der Gesamtheit der Symptome unter besonderer Berücksichtigung der auffallenden und sonderlichen Symptome.
Klimakterische Symptome liefern wertvolle Hinweise und sind nicht als „wertlose“ pathognomonische Beschwerden beiseite zu lassen.
Wahl der Symptome
Beschaffenheit der Menses bzw. der Metrorrhagien (Farbe, Konsistenz, Modalitäten etc.)
Genaue Art der Hitzewallungen (aufsteigend, absteigend, mit Schweiß, ohne Schweiß etc.)
Sexualsymptome (Schmerzen beim Koitus, Scheidentrockenheit etc.)
Genaue Art von Schlafstörungen (Erwachen wann?, Schlaflosigkeit genau von – bis etc.)
Causa für Schlafstörungen (Gedanken, Schweiß, Unruhe, Schwindel, Angst)
Schwindelsymptome (Fallrichtung, unter welchen Bedingungen etc.)
Nächtliche Tachykardien (wann?, mit oder ohne Angst/Schweiß/Schreck etc.)
Träume (genaue Themen etc.)
Miasmatische Zuordnung
Beschwerden im Klimakterium sind meist psorischen Ursprungs, insbesondere die Hitzewallungen.
Repertorium
Die folgenden Rubriken aus dem Bereich der klimakterischen Beschwerden können hilfreich und oft mittelweisend sein.
Mensesrubriken:
Weibliche Genitalien
Menses – fädig, zäh, fadenziehend
Menses – grün
Menses – kehren wieder, nachdem sie aufgehört hatten
Menses – membranös
Menses – scharf, ätzend, wund machend
Menses – schwarz
Menses – vikariierend
Hitzewallungen:
Allgemeines
Hitze – erstreckt sich – aufwärts
Hitze – Hitzewallungen – Essen – agg.,
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