Leitfaden Homöopathie (German Edition)
sinnvoll, da gerade die Sykosis (auch exemplarisch für die Psora und die Syphilis) mit all ihren unterschiedlichen Gesichtern anhand heutiger Forschungsergebnissen aktuell verständlicher interpretiert werden kann.
Betrachtet man die ältere homöopathische Literatur , so lässt sich die Sykosis in der Essenz folgendermaßen beschreiben:
1.Die Sykosis hat mit Feigwarzen (Kondylomata) zu tun (Hahnemann).
2.Die Sykosis hat mit der Pockenkrankheit zu tun (Bönninghausen).
3.Die Sykosis wird durch Geschlechtsverkehr oder Vererbung übertragen (Hahnemann, J.H. Allen).
4.Die Sykosis wird auch übertragen, wenn keine Gonokokken mehr vorhanden sind Hahnemann, Kent, J.H. Allen).
5.Die Sykosis hat viel mit Gonorrhoe zu tun (Künzli).
6.Dies Sykosis ist durch Antibiose nicht beeinflussbar (P. Schmidt, Künzli).
Aufgrund heutiger mikrobiologischer Erkentnisse können wir darüber hinaus präzisieren:
1.Die Feigwarzen sind durch Papillomavirus hervorgerufen.
2.Die Pocken sind durch das Variolavirus hervorgerufen (dieselbe Virengruppe wie Mollusca contagiosa).
3.Virale Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden können, werden auch vererbt oder diaplazentar übertragen.
4.Viren können zusammen mit der Gonorrhoe erworben werden.
Bei Betrachtung der früheren Einteilung der Sykosis durch die alten Autoren lassen sich ferner folgende Aussagen treffen:
Es gibt eine Gonorrhoea simplex (Gonorrhoe ohne Begleitinfektion mit akutem Verlauf und ohne Chronifizierung).
Es gibt eine primär chronische Gonorrhoe (Sykosis).
–mit Feigwarzen (Gonococcus mit Papillomavirus zusammen),
–ohne Feigwarzen (Infektion mit dem Gonococcus und mit anderen Mikroorganismen wie Chlamydien, Trichomonaden, Mycoplasmen u.a.).
Unter Betrachtung dieser Erkenntnisse weisen insbesondere folgende heute bekannte Erreger auf eine sykotische Infektion hin ( Tab. 3.2 ).
Tab. 3.2 Sykosis-assoziierte Erreger nach heutigem Wissensstand (nach Spinedi)
Viren der Herpesgruppe mit Hautauschlägen
•Varizellen bei Persistenz im Organismus (Herpes zoster)
•Herpes simplex
Viren der Herpesgruppe ohne Hautausschläge
•CMV
•EBV (Burkitt-Lymphom, infektiöse Mononukleose, Karzinom im postnasalen Raum)
Viren der Pockengruppe
•Variola vera
•Vakzinale Erkrankungen (Impfschäden)
•Paravaccinata (Melkerknötchen)
•Molluscum contagiosum
Viren der Papillomagruppe
•Plane, juvenile Warzen
•Veruccae vulgaris
•Plantarwarzen
•Spitze Condylome (condylomata acuminata)
•Verucosis generalisata
Bakterien (hauptsächlich genitale Infektionen)
•Mycoplasmen
•Trichomonaden
•Chlamydien
Daraus folgt
Die Sykosis ist somit zumindest teilweise auch als eine chronische Infektion mit den oben genannten Erregern und deren Auswirkungen zu betrachten.
Neben den obigen Überlegungen, die zu einem modernen Verständnis der Sykosis beitragen können, spielt die homöopathische Einteilung der Sykosis in Latenz-, Sekundär und Tertiärphase eine wesentliche Rolle beim praktischen Umgang mit der Sykosis. Bei der Darstellung dieser Krankheitsstadien greift der Autor zum besseren Verständnis auf die Erkenntnisse unterschiedlicher, namhafter Autoren zurück (Hahnemann, Künzli, J.H. Allen, Laborde).
Primäre Sykosis (Sykosis I) nach Hahnemann ( Tab. 3.3 )
Nach Hahnemann ist die Sykosis, gleich der Feigwarzenkrankheit, durch Beischlaf angesteckt.
Tab. 3.3 Symptome der Sykosis (Feigwarzenkrankheit )
Auswüchse/Feigwarzen
•Meist weich-schwammig, hahnenkammähnlich
•Blumenkohlähnlich
•Süßlich-stinkend
•Etwas feuchtend, oder aber trocken und warzenartig
•Stinkend nach Heringslake
•Leicht blutend
Auswüchse/Wärzchen
Finden sich beim Mann an Glans und Vorhaut; bei der Frau an der Vulva, die gewöhnlich geschwollen ist
Ausfluss
Wenn Ausfluss da ist, so ist er von Anfang an dickeitrig
Harnen
Wenig schmerzhaft
Penis
•Schmerzlich geschwollen
•Auf dem Dorsum des Penis sind Drüsen zu tasten und zu sehen, schmerzhaft bei Berührung
Sekundäre Sykosis (Sykosis II) nach Künzli
Die Feigwarzen werden üblicherweise unterdrückt, sodass es in der Folge anschließend zu sekundären Symptomen kommt (Verschiebung der Krankheit zu zentraleren Organen).
Zur Sykosis II ( Tab. 3.4 ) gehört ebenso die ererbte Sykosis, also die Symptome und Stigmata, die die nächsten Generationen nach der Primärinfektion tragen (J.H. Allen).
Tab. 3.4 Erkrankungen des sykotischen Formenkreises
Sykosis-II-Erkrankungen beim
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