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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Haus zu einem großen Halbkreis. Kein blutroter Lanchester weit und breit. Überhaupt keine Autos. Ich hätte mir die Zeit sparen und hierher fahren können, anstatt zu Fuß zu gehen. Offensichtlich war niemand hier, am wenigsten Collins. Ich hatte ihn verloren. Trotzdem beschloss ich, das Haus auszukundschaften.
    Ich verließ die Zufahrt. Der Kies knirschte bei jedem Schritt, während rings um mich her alles das Schweigegelübde der Trappisten abgelegt zu haben schien. Ich überquerte ein breites dreieckiges Rasenstück, das sich schon lange nach einem Mäher sehnte, und ging um das Gebäude herum. Am ersten Fensterpaar, das ich fand – die übliche hohe, elegante georgianische Ausführung –, waren die Innenläden geschlossen, aber als ich auf die Rückseite gelangte, entdeckte ich ein unverschlossenes Fenster mit einer Scheibe, die so schwarz war wie Obsidian. Ich versuchte hindurchzublicken, indem ich mein Gesicht an die Scheibe drückte und meine Augen mit den Händen beschirmte, aber es nutzte nichts: Im Haus war es so dunkel, dass ich nichts sehen konnte.
    Ich richtete mich auf. Plötzlich spiegelte sich in der dunklen Scheibe neben meinem Gesicht noch ein weiteres; es gehörte jemandem, der hinter mir stand. Es war ein geschundenes Gesicht, dessen Alter unmöglich zu schätzen war und das aussah, als wäre es jahrzehntelang als Sandsack benutzt worden. In meinem Kopf bildete sich der Name »Onkel Bert«, und ich wollte mich umdrehen, als irgendetwas, das sich wie Stahl anfühlte, mich genau über dem Becken in den Rücken traf. Schmerz durchraste mich, und mir war, als wäre meine Niere geplatzt. Der Hieb hatte mich genau da getroffen, wo ich von meiner Begegnung mit Costellos Schlägern noch immer wund war.
    Ich schlug wild nach dem alten Mann, doch er blockte meinen Schwinger mit dem Unterarm ab. Dann knallte seine Faust, die aus Stahl und nicht aus Muskeln und Knochen zu bestehen schien, in meinen Solarplexus. Das letzte bisschen Luft schoss mir aus der Lunge. Ich gab jede Gegenwehr auf, jedes Denken. Meine ganze Existenz konzentrierte sich auf den simplen Versuch zu atmen. Onkel Bert stieß mich zurück, und ich prallte gegen die Wand.
    Er ließ sich Zeit. Mit einer Hand hielt er mich fest, mit der anderen Faust holte er aus, um mir einen Schlag zu versetzen, der mich – das wussten wir beide – ins Land der Träume und vielleicht noch weiter weg schicken würde. Er hatte die Beine auseinandergestellt, um die größtmögliche Kraft in seinen Schlag legen zu können. In diesem Augenblick brachte ich meinen Fuß so hart und so schnell hoch, wie ich konnte. Der Fuß zischte zwischen seinen Beinen hindurch, aber mein Schienbein krachte in seine Weichteile. Er krümmte sich zusammen, und ich packte seine Ohren, riss ihn hoch und knallte ihm meine Stirn ins Gesicht. Der gute alte Glasgower Kuss.
    Ich stieß ihn weg. Das Blut quoll ihm aus der Nase. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er zusammenbrach, aber Onkel Bert war ein alter Profi und griff sofort wieder an. Ich riss den Schlagstock aus der Tasche und landete einen Schwinger auf seiner Schläfe. Er wurde zur Seite geworfen, blieb aber erstaunlicherweise auf den Beinen. Aus der Rückhand traf ihn der Schlagstock erneut. Er sank auf ein Knie, und ich trat ihm ins Gesicht. Onkel Bert stürzte nach hinten auf den Rücken. Ich taumelte nach vorn, sog Luft in meine leere Lunge und krümmte mich, als aus der Nierengegend wieder greller Schmerz durch meinen Körper schoss. Der Hass und die Wut waren wieder da: Ich stellte mich neben den alten Mann und hob den Fuß, um ihm den Absatz in die hässliche, zerschundene Visage zu rammen.
    Ein Schuss knallte. Ich taumelte zurück.

18.
    Ich schaute an mir entlang; dann sah ich auf Bert Soutar, der zu meinen Füßen am Boden lag. Keiner von uns beiden war getroffen. Als ich erstaunt den Blick hob, entdeckte ich Bobby Kirkcaldy, dessen Gesicht die Zeichen seiner Niederlage vom Vorabend trug. Er hielt eine Browning in der Hand. Offenbar hatte er einen Schuss in die Luft abgefeuert, aber jetzt blickte ich in die Mündung der Selbstladepistole.
    »An die Wand, Lennox«, sagte er, noch immer nervtötend gelassen. »Onkel Bert? Alles okay?«
    Soutar erhob sich langsam und beäugte mich dabei voller Hass. Ich wusste, was kommen würde, und Kirkcaldy eindeutig auch.
    »Lass es bleiben, Bert«, sagte er. »Wir machen es in der Garage, so wie abgesprochen.«
    Soutar packte mich beim Jackettkragen und zog mich von der

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