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Lensmen 09 - Lensmen von Rigel

Lensmen 09 - Lensmen von Rigel

Titel: Lensmen 09 - Lensmen von Rigel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Kyle
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zwischen dem wahren Leben und dem wahren Tod in der Schwebe verharrte. Hier wurde der Tod nicht nur vorgetäuscht, hier wurde das Ich nicht nur vorübergehend aufgehoben, die Lebensessenz nicht nur mal eben an einen geheimen Ort verbracht, lebendig, aber gut versteckt. Nein, Tregonsee machte den Versuch, die Seelen seiner anderen Gruppeneinheit auf seine Wellenlänge einzustimmen – sie auf diese Weise zu beruhigen und die Probleme aus der Welt zu räumen, die sie schaffen konnten. Dies wollte er versuchen, bis die Dauntless eintraf. Weder P'Keen noch Garner konnten ihn dabei überwachen, weil das für sie viel zu schwierig und gefährlich gewesen wäre.
    Unmittelbar nachdem die Lens-Botschaft des Rigel-Kontaktmanns eingetroffen war und Tregonsee seine Entscheidung getroffen und alle Begleiter über die rigellianische Gruppenkultur aufgeklärt und deswegen beraten hatte, war er in den Sarg zurückgekehrt, während P'Keen und Garner Kommandant Lzberts Privatquartier aufsuchten. Dort schauten sie die neuesten Meldungen und vertraulichen Berichte durch, die in immer dichterem Strom im Funkraum der Dronvire landeten. Die beiden Lens-Träger weihten Lzbert zugleich in die neuesten Entwicklungen ein, soweit dies angebracht war.
    »Bei allen Eishöllen Onlos!« rief Garner und quälte sich selbst mit der Erinnerung an alle Einzelheiten. »Treg wußte Bescheid, aber wir nicht – also haben wir ihm nicht geholfen!« Auch P'Keen hatte den Schock über den plötzlich entdeckten Fehler im Plan noch nicht überwunden: Immer wieder preßte er die Finger gegen den an seiner knochigen Schläfe pochenden Puls.
    »Die dreiköpfige Gruppeneinheit, Kommandant«, sagte Garner und schüttelte heftig den Kopf. »Dieses Detail könnte uns das Genick brechen! Durchaus möglich, daß die kommende Katastrophe ebenso schlimm wird, als wäre Treg wirklich umgebracht worden – wenn Tregonsee sich in seiner Furchtlosigkeit zu weit vorwagt.«
    »Dreiköpfige Gruppeneinheiten«, sagte Kommandant Lzbert langsam. »Ich habe schon davon gehört. Verbirgt sich dahinter nicht ein religiöses Geheimnis, von dem Menschen nichts wissen dürfen?«
    »Es ist ein etwas heikles Thema, mehr nicht«, erwiderte Garner. »Ein intimes Detail aus dem Leben eines Rigellianers.«
    »Ach ja. Eine Art mélange ou ménage à trois? «
    »Nicht wie Sie denken. Sex hat praktisch nichts damit zu tun. Rigellianer wachsen in Dreiergruppen auf. Als Tregonsee auf Rigel IV erzogen wurde, stellte ihn seine Kultur in eine Gefährtenschaft mit zwei anderen Rigellianern gleichen Alters. Die drei wurden zusammen groß. Sie bildeten eine enge Einheit, die in der dortigen Gesellschaft eine dreiköpfige Gruppe heißt. Es gibt bis zu fünfköpfige Einheiten, aber das ist eine andere Geschichte. Beim Erwachsenwerden wurden die Wesen auf ihre Persönlichkeit untersucht und erhielten ein Geschlecht zugeteilt. Zwei Männer, eine Frau. Die dritte Möglichkeit ist ein Neutrum. Für den Rest ihres Lebens bleiben die Einheiten der Gruppe in engem seelischen Kontakt, und zwar auch, wenn sie ansonsten nie wieder enger mit dem anderen zu tun haben oder auch sonst bis auf die gemeinsame Jugend keine Gemeinsamkeit mehr finden. Eine schwere Krankheit oder der Tod läßt die psychische Beziehung wieder aufleben. Begreifen Sie also, was hier geschieht?«
    Kommandant Lzbert hatte die Informationen und ihre Konsequenzen in Sekundenbruchteilen erfaßt. »Ich glaube ja. Die Meldung von Tregonsees Tod, gefolgt von seinem simulierten Tod, hat die beiden anderen wieder enger zusammengebracht.«
    »Ja, genau«, fuhr Garner fort. »Der Mann war ein pensionierter, vielleicht könnte man auch sagen ›ausgebrannter‹ Atomradiologe; die Frau eine Kulturkoordinatorin auf Rigel. Dem Gesetz nach haben sie das Recht, an seinem Totenbett zu sitzen, um die Einheit gewissermaßen noch ein letztesmal komplett zu machen. Nach der rigellianischen Religion ist das ein wichtiger Schritt, eine vorgegebene Pflicht. Die beiden Einheiten haben sogar ein Anrecht auf den Sarg.«
    »Wenn Boskone in dieser Sache drinsteckt«, meinte P'Keen, »sind bestimmt schon entsprechende Schritte unternommen worden.«
    Kommandant Lzbert hob die Hand und forderte die anderen zum Schweigen auf. Die zahlreichen Quietsch-, Knack- und Pfeiflaute, die leise durch die Kabine geklungen waren und dem Schiffskapitän ständig darüber Aufschluß gaben, was innerhalb und außerhalb seiner begrenzten Welt passierte, veränderten Rhythmus und

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