Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
eindrucksvollen Verstand, der sich beweglich zeigte und ihn berührte wie ein kühler, süßer Bachlauf.
»Ich habe zugehört und muß einen ernsten Einwand vorbringen. Ich glaube, Worsel ist auf der richtigen Spur. Hier geht es um mehr als einen Anflug psychischer Phänomene. Deuce O'Schs, die Stimme-aus-dem-Grab, hat mich zur Vorsicht angehalten. Ich schlage vor, den Generalgeistlichen, der meine außerweltliche Arbeit kennt, zu dieser Besprechung hinzuzuziehen. Die Phantomflotte des Feindes war wirklich ein Phantom. Ich glaube, daß die Schiffe gar nicht existiert haben!«
10
In der Mitte des Kuppelraums flammte eine Kugel von großer Schönheit. Über ihre Oberfläche huschten alle Färbungen des Spektrums, hell und matt, intensiv und blaß. Leuchtende Farbbänder wogten hin und her. Manchmal funkelte die Kugel und drehte sich vertikal, manchmal flammte und wendete sich das Gebilde auch waagerecht. Schnell, langsam, pulsierend, eben noch so klein wie ein menschlicher Schädel, dann wieder zehnmal so groß, verschleuderte es tanzende Lichtflecke vom geschwungenen Boden bis zur Decke. Die kunstvoll geformten Kristallhänger, die wie zahlreiche Stalaktiten herabreichten, schimmerten hell, von Farbstreifen überzogen, oft mit Lichtflecken übersät.
Es handelte sich um einen Energieball, aus reinen Gedanken erschaffen – und zwar von einer mächtigen, intelligenten Rasse. Die einfachste Verwendung, die die Erscheinung auch hier und jetzt fand, war die als innergalaktischer Kommunikator.
Aus der Kugel, die ironischerweise ebenso überwältigend schön und rein war, wie ihre Schöpfer überwältigend häßlich und böse waren, verbreitete sich ein Gedanke.
»Hohe Kalonier! Erweist eurem Herrn den nötigen Respekt!«
Auf dem Boden saßen paarweise sechs männliche und sechs weibliche Kalonier in einem großen Kreis; sie waren in purpurne Seidengewänder gekleidet und unterschieden sich daher nur in ihren Frisuren und den juwelenbesetzten Halsbändern oder Perlenketten. Die Lichtpunkte, die über ihre nackten Arme und Schultern und über die Gesichter huschten, betonten den blauen Teint ihrer Haut. Es waren schön anzuschauende Geschöpfe: Die Männer besaßen ausgeprägte Gesichtszüge, die Frauen angenehm weich gerundete Figuren. Physisch waren sie beinahe schon vollkommen, künstlich verschönte Produkte aus der reichen Aristokratie des untergegangenen Thrale-Onlo-Reiches.
Die Stimme aus der Kugel zeitigte eine sofortige Wirkung. Jeder Mann ergriff das kunstvoll gestaltete Haar seiner Begleiterin und zog ihr den Kopf zurück, bis der Hals in einem ungeschützten Bogen bloßlag. Daraufhin zog jeder Mann aus einer Scheide am Gürtel ein langes Messer und legte es der Frau an die Kehle. Die ungeheure Schärfe der Klingen führte in zwei Fällen dazu, daß trotz des nur leichten Drucks die Haut geritzt wurde und purpurne Blutstropfen zu rinnen begannen.
Ein Kalonier, der sich durch zwei an Ketten hängende goldene und juwelenbesetzte Schmuckstücke hervorhob, forderte: »Sag es, Herr, und wir töten prompt für dich unsere liebste Kindsgebärerin. Daraus kannst du ableiten, daß wir dir rückhaltlos folgen.«
»Ich höre euch, ihr hohen Kalonier, und vernehme eure Lehnstreue. Soll ich um eine Geste des Beweises bitten, um eine Tötung? Sechs? Fünf? Vier? Ich befreie euch davon. Drei? Zwei? Soll ich es dir abfordern, Zwei? Oder von Eins? Ich enthebe dich, Zwei. Jetzt zu Eins. Du hättest Spaß am Töten. Ich entbinde dich von deinem Versprechen, Eins!«
Die Messer wurden gesenkt, und die Frauen kauerten sich vor den Männern nieder.
»Tod für Lanion den Verräter!« riefen die Männer im Chor. »Dem Herrn ein langes Leben! Ein langes Leben dem Neuen Reich!«
»Pah!« kam der abwertende Gedanke. »Ich verachte euch alle! Meint ihr, das Blut eurer Frauen würde mich zufriedenstellen? Ich will Macht! Ich möchte den Tod meiner Feinde! Ich will Reichtum! Meint ihr, ein so billiger Trick würde mich blenden? Dies ist kein Ersatz für das, was ihr mir wirklich versprochen habt. Dient mir unterwürfig – ich werde es genießen! Aber zahlt mir eure Versprechungen nicht mit wertloser Münze. Ich kenne euch Kalonier – ihr haltet nur euch Männer für wahre Kalonier, während die Frauen überflüssig sind, jederzeit entbehrlich. Für euch sind Frauen nichts anderes als Spielzeug und Kindergebärerinnen. Ihr wollt mir eure Frauen opfern? Mehr bietet ihr mir nicht? Ich will Reichtum, Macht, viele tote
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