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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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der Name des siebten Mannes stand, und hast ihn nicht gesehen?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Vielleicht brauche ich eine Lesebrille. Das ging alles höllisch schnell, Björn. Und mein Interesse an der Seite verpuffte schlagartig, als der Beamte mit Benzin zu löschen begann.«
    »Schon gut, ich wollte nicht…«
    »Da hing auch ein Brief. Nach allem, was ich gelesen habe, war das wohl ein Erpresserschreiben. Möglicherweise hatte ihn jemand entlarvt.«
    Ein Feuerwehrmann kam auf sie zu. Sein Schutzanzug knarzte und raschelte.
    »Kriminalamt, nicht wahr?«, brummte der Mann mit einer Stimme, die zum Helm und den Stiefeln passte. Und mit einer Körpersprache, die
Chef
sagte.
    Harry zögerte, nickte dann aber bekräftigend. Wozu die Dinge verkomplizieren.
    »Was ist da drinnen eigentlich passiert?«
    »Ich dachte, das könnten Ihre Leute
uns
demnächst genauer erklären«, sagte Harry. »Aber ich würde denken, dass derjenige, der sich da drinnen ein mietfreies Büro eingerichtet hat, einen konkreten Plan hatte, was im Falle von ungebetenen Gästen passieren sollte.«
    »Aha?«
    »Ich hätte es in dem Moment kapieren müssen, in dem ich die Leuchtröhren unter der Decke gesehen habe. Wenn die funktioniert hätten, hätte er keine Schreibtischlampe gebraucht. Der Lichtschalter muss mit irgendeinem Zündmechanismus verbunden gewesen sein.«
    »Meinen Sie wirklich? Gut, gut, wir werden morgen früh die Experten da hochschicken.«
    »Wie sieht's da oben aus?«, fragte Holm. »In dem Raum, in dem es losging?«
    Der Feuerwehrmann musterte Holm. »PSG an den Wänden und an der Decke, was glauben Sie denn, wie es da aussieht?«
    Harry war es leid, Prügel zu beziehen, leid, Angst zu haben und immer nur hinterherzuhinken. Aber in diesem Augenblick war er vor allem erwachsene Männer leid, die nicht müde wurden, den König auf dem Misthaufen zu spielen. Harry sprach leise, so leise, dass der Feuerwehrmann sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen.
    »Wenn Sie bitte die Freundlichkeit hätten, auf die Frage meines Kriminaltechnikers zu antworten, wie es in dem Raum aussieht, in dem Sie gerade mit Ihren Atemschutzmasken waren. Und bitte in verständlichen, kurzen, aber vollständigen Sätzen. Ist Ihnen eigentlich klar, dass jemand in diesem Raum sieben oder acht Morde geplant hat, die dann auch ausgeführt wurden? Wir sind deshalb
sehr
gespannt, ob dort eventuell noch Spuren zu finden sind, die uns helfen könnten, diesen sehr, sehr gefährlichen Mann zu stoppen. Habe ich mich verständlich genug ausgedrückt?«
    Der Feuerwehrmann richtete sich auf. Räusperte sich. »PSG ist extrem …«
    »Hören Sie, wir fragen Sie nach dem Resultat, nicht nach der Ursache.«
    Die Gesichtsfarbe des Feuerwehrmanns war nicht nur der Hitze des brennenden PSG geschuldet. »Ausgebrannt. Komplett ausgebrannt. Papiere, Möbel, PC, alles.«
    »Danke, Chef«, sagte Harry.
    Die zwei Polizisten sahen dem Feuerwehrmann hinterher, der sich entfernte.
»Mein
Kriminaltechniker?«, wiederholte Holm und zog eine Grimasse, als hätte er gerade etwas Ekliges verschluckt. »Das sollte sich auch ein bisschen nach Chef anhören.«
    »Tut gut, jemandem in die Eier zu treten, wenn es einen grad selbst erwischt hat, was?« Harry nickte und schlang die Wolldecke fester um sich. »Er hat ›ausgebrannt‹ gesagt, hab ich das richtig verstanden?«
    »Ausgebrannt, ja. Wie fühlst du dich?«
    Harry starrte missmutig auf den Rauch, der aus den Fabrikfenstern in das Licht der Feuerwehrscheinwerfer quoll. »Wie frisch genagelt in Nydalen«, antwortete er und kippte den Rest kalten Kaffee aus.
    Harry hatte das Fabrikgelände gerade erst verlassen und stand an einer Ampel in der Uelandsgate, als Björn Holm anrief.
    »Die Rechtsmedizin hat den Spermafleck auf Adeles Skihose analysiert. Wir haben ein DNA-Profil.«
    »So schnell?«, sagte Harry.
    »Okay, ein unvollständiges, aber genug, um mit 93-prozentiger Sicherheit von einer Übereinstimmung auszu gehen.« Harry richtete sich in seinem Sitz auf.
    Übereinstimmung.
Das schönste aller Wörter. Vielleicht war der Tag ja doch noch zu retten.
    »Jetzt sag schon!«, sagte Harry.
    »Du musst lernen, die Kunstpausen auszukosten«, sagte Holm. Harry stöhnte.
    »Okay, okay. Sie haben das passende DNA-Profil in den Haaren aus Tony Leikes Haarbürste gefunden.« Harry starrte vor sich hin.
    Tony Leike hatte Adele Vetlesen in der Hävasshütte vergewaltigt.
    Damit hatte Harry nicht gerechnet. Tony Leike? Er konnte sich Leike als

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