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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Kavalier sie gesehen hat?«, fragte sie. »Und dass Adele das egal war. Kann doch sein, dass sie sich im Eifer des Gefechts vergessen hat?«
    »Weil«, sagte Harry und lehnte sich im Stuhl zurück, »Adele das schon öfter gemacht hatte. Einmal hat sie einem Freund eine MMS geschickt, während ein anderer Mann sie vögelte. Ein gnadenloser, aber eindeutiger Bescheid. Nach Aussage ihrer Freunde hat sie den Typen aus der Hävasshütte nach dem Ausflug nicht wiedergesehen.«
    »Interessant«, sagte Bellman. »Aber wohin führt uns das?«
    »Zum Motiv«, sagte Harry. »Zum ersten Mal bei diesem Fall haben wir ein mögliches ›Warum‹.«
    »Das heißt, wir lassen die Theorie von dem verrückten Serienmörder fallen?«, fragte Erdal.
    »Der Schneemann hatte auch ein Motiv«, sagte Beate Lonn, die in diesem Moment den Raum betrat und sich ans untere Ende des Tisches setzte. »Abgedreht, vielleicht verrückt. Aber definitiv ein Motiv.«
    »Das hier ist viel simpler«, sagte Harry. »Die gute alte Eifersucht. Das Motiv für zwei von drei Morden in diesem Land. Und auch in den meisten anderen Ländern. So gesehen sind wir Menschen ziemlich vorhersehbar.«
    »Das erklärt vielleicht die Morde an Adele Vetlesen und Tony Leike«, sagte der Pelikan.»Aber was ist mit den anderen?«
    »Die mussten aus dem Weg geräumt werden«, sagte Harry. »Sie alle waren potentielle Zeugen des Vorfalls in der Hävasshütte und hätten zur Polizei gehen können und uns das fehlende Motiv liefern. Und was noch schwerer wiegt: Sie waren Zeugen seiner absoluten Demütigung, in aller Öffentlichkeit betrogen zu werden. Für einen instabilen Menschen kann das allein schon Grund genug sein.«
    Bellman klatschte in die Hände. »Ich hoffe, wir bekommen recht bald Antworten auf wenigstens einige dieser Fragen. Ich habe mit Krongli gesprochen, der meint, dass das Wetter im Suchgebiet allmählich besser wird. Jetzt ist es möglich, Hunde rauszuschicken und einen Helikopter einzusetzen. Gibt es einen Grund, wieso Sie nicht eher erwähnt haben, dass Sie die Leiche für Tony Leike halten, Harry?«
    Harry zog die Schultern hoch. »Ich habe damit gerechnet, dass die Leiche viel früher gefunden wird, und wollte nicht laut spekulieren. Gicht ist ziemlich verbreitet.«
    Bellmans Blick ruhte eine Weile auf Harry, ehe er sich an den Rest der Gruppe wandte.
    »Wir haben einen Verdächtigen, Leute. Wer möchte ihn taufen?«
    »Der siebte Mann«, sagte Erdal.
    »Der Kavalier«, entschied der Pelikan.
    Einige Sekunden herrschte vollkommene Stille, als müsse das ans Licht Gekommene erst einmal verdaut werden.
    »Ich bin keine taktische Ermittlerin«, sagte Beate Lonn, und alle im Raum Anwesenden wussten, dass Beate Lonn sich grundsätzlich zu nichts äußerte, mit dem sie sich nicht gründlich beschäftigt hatte. »Aber wird wirklich keiner von euch stutzig? Leike hatte ein Alibi für die Morde, aber was ist mit all den Spuren, die in seine Richtung weisen? Zum Beispiel der Anruf von seinem Festnetzanschluss auf Elias Skogs Telefon? Oder die Mordwaffe, die im Kongo beschafft wurde? Genau in der Gegend, in der Leike ein wirtschaftliches Projekt laufen hat? Zufall?«
    »Nein«, sagte Harry. »Der Kavalier hat uns vom ersten Tag an zu Tony Leike als Mörder geführt. Der Kavalier hat Juliana Verni bezahlt, damit sie in den Kongo fliegt, weil er wusste, dass jede Spur, die dorthin führt, unweigerlich mit Tony Leike in Verbindung gebracht wird. Und was das Telefonat mit Elias Skog von seinem Hausanschluss angeht, habe ich heute etwas überprüft, was wir schon längst hätten überprüfen sollen, was wir aber versäumt haben, weil wir uns dem Ziel ganz nah glaubten und unser eigenes Beweismaterial nicht schwächen wollten. Etwa zu dem Zeitpunkt, als der Anruf von Leikes Wohnung getätigt wurde, gingen drei Anrufe von Leikes Direktdurchwahl in der Bürogemeinschaft in Aker Brygge raus. Irgendwelche Einwände?« Stumme, aber wache Gesichter.
    »Soll das heißen, der Kavalier hat Elias Skog von Leikes Wohnung aus angerufen?«, fragte der Pelikan. »Wie …«
    »Als Leike mich im Polizeipräsidium aufsuchte, erwähnte er, dass wenige Tage vorher seine Kellertür aufgebrochen worden war. Das würde zeitlich genau mit dem Anruf bei Skog übereinstimmen. Der Einbrecher entwendete ein Fahrrad, um das Ganze als gewöhnlichen Einbruch zu tarnen, der so harmlos war, dass wir ihn zwar aufnehmen würden, aber mehr auch nicht. Leike wusste genau, dass wir nichts gegen diese Art von

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