Leopard
mitgebracht. Motorradtypen wie ich oder Te-Ve wurden an jedem Grenzübergang gefilzt, weshalb wir die Mädels ohne uns rübergeschickt haben. Mann, die waren echt ein Augenschmaus, als sie in ihren Sommerkleidern und mit einem ganz unschuldigen Blick über die Grenze spaziert sind. Jede mit einem halben Pfund boy in der Möse. Den größten Teil haben wir später an einen Dealer unten in der U-Bahn-Station von Tveita vertickt.«
»Sie sind sehr offen«, sagte Roger, während er sich Notizen machte, »Möse« für eine spätere Umschreibung in Klammern setzte und » boy « in die lange Liste der Synonyme für Heroin einfügte.
»Das ist verjährt, dafür können die keinen mehr rankriegen. Das Ding war aber, dass sie diesen Arsch in Tveita geschnappt und ihm einen Deal angeboten haben. Er konnte seine Strafe reduzieren, wenn er die Hintermänner auffliegen ließ. Was die alte Ratte natürlich getan hat.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ha! Der Typ hat es mir ein paar Jahre später selbst erzählt, als wir zusammen in Ullersmo saßen. Er hat uns alle verraten, alle vier, mit Namen und Adresse, Ulla inklusive. Nur die Personenkennziffern hatte er nicht. Auf jeden Fall meinte er, wir hätten ganz schön Dusel gehabt, dass die Sache eingestellt wurde.«
Roger schrieb hektisch.
»Und raten Sie mal, wer bei den Bullen in Stovner für den Fall verantwortlich war und den Dealer verhört hat. Wer sich nachdrücklich dafür eingesetzt hat, den Fall fallenzulassen, und damit letztendlich Ullas Haut gerettet hat?«
»Ich würde das gerne von Ihnen hören, Julle.«
»Mit Vergnügen. Der Fotzendieb. Mikael Bellman.«
»Nur noch eine letzte Frage«, sagte Roger und wusste, dass er am kritischen Punkt angelangt war. Jetzt ging es darum, dass die Geschichte verifiziert und die Quellen überprüft werden konnten. »Können Sie mir den Namen dieses Dealers nennen? Er riskiert schließlich nichts mehr und wird auch nicht namentlich genannt werden.«
»Sie meinen, ob ich ihn denunzieren will?« Julle lachte herzlich. »Klar. Mann, da können Sie einen drauf lassen, dass ich das will.«
Er buchstabierte den Namen, und Roger blätterte um, notierte sich alles in großen Buchstaben und merkte, wie seine Kiefer sich anspannten und er zu lächeln begann. Dann riss er sich zusammen und glättete seine Gesichtszüge wieder. Aber er wusste, dass der Geschmack in seinem Mund noch lange anhalten würde: der Geschmack des Scoops.
»Dann bedanke ich mich herzlich für Ihre Hilfe«, sagte Roger.
»Ich hab zu danken«, sagte Julle. »Sorgen Sie nur dafür, diesen Bellman zu zertreten, dann sind wir quitt.«
»Ach, eine Frage noch, aus reiner Neugier: Wieso hat Ihnen dieser Dealer eigentlich gesagt, dass er Sie verpfiffen hat?«
»Aus Angst.«
»Angst? Wovor?«
»Er wusste zu viel. Deshalb hat er so vielen Leuten wie möglich seine Geschichte erzählt. Er wollte verhindern, dass dieses fiese Schwein seine Drohung in die Tat umsetzt.«
»Bellman hat den Dealer bedroht?«
»Nicht Bellman. Sein Schatten. Er hat gedroht, ihm für immer das Maul zu stopfen, wenn er Ullas Namen noch einmal in seinen dreckigen Mund nimmt.«
KAPITEL 73
Verhaftung
E s war fünf nach sechs, als Bjørn Holms Volvo Amazon an der Straßenbahnhaltestelle vor dem Reichshospital anhielt. Sigurd Altman wartete mit den Händen in den Taschen seines Dufflecoats. Harry gab ihm vom Rücksitz aus zu verstehen, dass er sich auf den Beifahrersitz setzen sollte. Sigurd und Bjørn begrüßten sich, und dann fuhren sie über den Ringveien in Richtung Sinsenkrysset.
Harry beugte sich zwischen den Sitzen nach vorn.
»Das war wie eines dieser Chemieexperimente, die wir in der Schule hatten. Man hat eigentlich alle Elemente, die man für die Reaktion braucht, aber es fehlt der Katalysator, die äußere Komponente, der Funke, den man als Auslöser braucht. Die Fakten hatte ich, ich brauchte nur noch etwas, das mir die Augen öffnete. Mein Katalysator war ein kranker Mann, ein Mörder mit Namen Schneemann. Und eine Flasche in einem Barschrank. Ist es okay, wenn ich eine rauche?«
Schweigen.
»Verstehe. Also …«
Sie fuhren durch den Tunnel in Bryn Richtung Ryenkrysset und Manglerud.
Truls Berntsen stand auf dem alten, unbebauten Gelände und blickte den Hang hoch zu Bellmans Haus.
Es war seltsam, dass er, als sie jung waren, so oft dort gegessen, gespielt und geschlafen hatte, aber seit Mikael und Ulla das Haus übernommen hatten, nie mehr dort gewesen war.
Der
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