Leopardenblut (German Edition)
Gräueltat entzündet hatten.
Jetzt herrschte Krieg.
Und eine sehr ungewöhnliche Mediale würde in dessen Wirren gefangen werden.
Als Sascha um Punkt halb acht am Bürogebäude der DarkRiver-Leoparden ankam, wartete Lucas bereits am Eingang auf sie. In Jeans, weißem T-Shirt und schwarzer Kunstlederjacke sah er ganz anders aus als der aalglatte Geschäftsmann, dem sie gestern gegenübergesessen hatte.
„Guten Morgen, Sascha.“
Fast hätte sie sein leichtes Lächeln erwidert.Doch diesmal war sie darauf vorbereitet. „Guten Morgen. Wollen wir weitergehen zur Besprechung?“ Nur kalte Nüchternheit konnte diesen Mann auf Distanz halten – sie konnte sich leicht ausrechnen, dass er gewöhnlich bekam, was er wollte.
„Wir mussten unsere Pläne leider ändern.“ Er hob beschwichtigend die Hände, aber die Geste hatte nichts Unterwürfiges an sich. „Ein Mitglied meines Teams hat es nicht rechtzeitig in die Stadt geschafft, deshalb habe ich das Treffen auf drei Uhr verschoben.“
Für Sascha klang das nach einer Ausrede, aber sie wusste nicht, ob er sie nur anlog oder zudem versuchte, mit ihr zu flirten. „Warum haben Sie mich nicht angerufen?“
„Ich dachte, wenn Sie sowieso schon auf dem Weg sind, könnten wir uns gleich den Baugrund ansehen, den ich für das Projekt ausgesucht habe.“ Er lächelte. „Damit würden wir die Zeit sehr effektiv nutzen.“
Er machte sich offensichtlich über sie lustig. „Also los.“
„Wir nehmen meinen Wagen.“
Sie widersprach nicht. Kein richtiger Medialer hätte das getan. Lucas kannte den Weg, also war es nur sinnvoll, dass er fuhr. Aber sie war nun mal keine normale Mediale und hätte ihm gerne gesagt, dass er seine selbstherrlichen Befehle für sich behalten konnte.
„Haben Sie schon gefrühstückt?“, fragte er, während er das Lenkrad ausfuhr.
Sie war zu nervös gewesen, um zu essen. Irgendetwas an Lucas Hunter beschleunigte ihr Abgleiten in den Wahnsinn, aber sie konnte ihren Sturz nicht aufhalten, konnte nicht aufhören, sich auf diese Wortwechsel einzulassen. „Ja“, log sie, ohne zu wissen weshalb.
„Gut. Ich möchte nämlich nicht, dass sie ohnmächtig auf mich kippen.“
„Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie ohnmächtig geworden, Sie sind also vor mir sicher.“
Die Stadt rauschte vorüber, während sie auf die Bay Bridge zufuhren. San Francisco war ein glitzerndes Juwel am Meer, aber ihr war die von der Natur beherrschte Umgebung im Hinterland lieber. In einigen Gegenden reichten die Wälder bis an die Grenzen von Nevada und noch darüber hinaus.
Der Yosemite Nationalpark war eines der größten wilden Areale. Vor ein paar Jahrhunderten hatte es Überlegungen gegeben, den Park auf ein Gebiet östlich von Mariposa zu beschränken. Die Gestaltwandler hatten den Kampf darum jedoch gewonnen und Yosemite konnte sich sogar noch weiter ausdehnen, unter anderem über die Waldgebiete am El Dorado und am Lake Tahoe hinaus, obwohl auch die Stadt an diesem See weiter wuchs.
Der Park erstreckte sich nun über halb Sacramento, schmiegte sich an die ertragreichen Weinberge des Napa Valley und führte im Norden bis hinauf nach Santa Rosa. Südöstlich von San Francisco hatte er sich schon fast ganz Modesto einverleibt. Da er sich immer weiter ausbreitete, war inzwischen nur noch ein Teil des Gebietes ein geschützter Nationalpark. Der Rest war zwar von allgemeinen Erschließungsmaßnahmen ausgenommen worden, aber unter gewissen Umständen durfte man dort wohnen.
Soweit ihr bekannt war, hatten Mediale nie einen Antrag gestellt, so nahe der Wildnis zu wohnen. Sie fragte sich, wie diese grüne, von Wäldern durchzogene Landschaft wohl ausgesehen hätte, wenn die Medialen hier herrschen würden. Irgendwie zweifelte sie daran, dass der größte Teil Kaliforniens auch in diesem Fall aus großen Nationalparks und Wäldern bestanden hätte.
Erst als Lucas ihr einen fragenden Blick zuwarf, fiel ihr plötzlich auf, dass sie mehr als vierzig Minuten geschwiegen hatte. Glücklicherweise war die Unfähigkeit zum Small Talk eine bekannte Charaktereigenschaft der Medialen. „Wenn wir uns bereit erklären, den Grund und Boden zu kaufen, den Sie ausgesucht haben, wie lange würde es dauern, den Handel abzuschließen?“
Er sah wieder auf die Straße. „Einen Tag. Das Land liegt auf dem Gebiet der DarkRiver-Leoparden, ist aber durch einen Zufall irgendwann in den Besitz der SnowDancer-Wölfe gelangt. Für einen angemessenen Preis würden sie es gerne
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