Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
d punkten aus vergleichen und im Geiste ein mentales St e reobild entwerfen. Gab man ihnen drei Positionen im Raum, so „sah“ der Ler dreidimensional in einer rech t winkligen Ebene auf der Höhe der Flugrichtungsgeraden. Aber niemand schien offenbar etwas davon zu wissen.
„Also gut, ich habe dir eine Belohnung versprochen, und die sollst du auch haben – falls du sie willst.“ Ein lauerndes Funkeln trat in Hathas Blick. „Ich werde für dich einige Quartiere abtrennen, damit du arbeiten kannst, und dir ein oder zwei Hilfskräfte zur Verfügung stellen. Aber vor allem sollst du dir auf meine Kosten eine weibliche Partnerin deiner Wahl aussuchen! Überl e ge es dir! Du bist schon eine Sprosse höher auf der St u fenleiter sozialer Hierarchie! Du darfst frei wählen – was selbst viele von uns nicht können.“
„Wie soll das vor sich gehen? Ich habe nur wenige Menschen in diesem Lager gesehen.“
„Kein Problem. Wenn du die Klesh noch nicht ges e hen hast, so heißt dies nicht, daß es sie nicht gibt. Ach, diese Menschen! Wenn du in einer Höhle lebtest, wü r dest du auch abstreiten, daß die Sterne existieren. Aber im Ernst: Normalerweise gibt es hier nur sehr wenige. Aber zufällig haben wir in dieser Saison eine Winterau s stellung über unsere Kunst … äh … übrigens die einzige Kunstrichtung, die bei uns praktiziert wird. Welche B e zeichnung wäre dir lieber: nach rassischen Gesichtspun k ten ausgewählte Typen? oder: Züchtungen? Oder vie l leicht: Gattungen? Egal – komm mit! Triff deine Wahl! Zeig deinen elitären Geschmack!“
Han bestieg mit Hatha die Fähre. Er fühlte sich plöt z lich beklommen und schwer ums Herz; eigentlich hatte er wenig Lust, sich das Resultat tausendjähriger aufg e zwungener Züchtungen anzusehen. Wie mochte so ein Klesh wohl aussehen? Hatten die Krieger mehr auf pra k tische Verwendbarkeit oder auf Schönheit abgezielt? Und was noch wichtiger war: Nach welchen Kriterien und Grundprinzipien waren sie vorgegangen? Han war darauf gefaßt, zumindest teilweise Freaks, Mutanten, Krüppel und Mißbildungen zu Gesicht zu bekommen. Aber de n noch ging er mit. Sie flogen zu einem Gebiet im Norden des großen Schlachtschiffes, ziemlich weit weg von Hathas eigenem Standquartier. Da die Tage in den Wi n termonaten auf Morgenröte extrem kurz waren, begann schon sehr früh die Dunkelheit hereinzubrechen; unter sich konnte Han einen großen Gebäudekomplex erke n nen, dessen Ausmaße nur umrißhaft und aufgrund einiger erleuchteter Fenster erahn bar waren.
Hatha sagte mit unverhohlenem Stolz: „Hier kannst du wirklich dein Glück finden. Ein alljährliches Schauspiel, wo jedem etwas geboten wird. Es dauert viele Tage. Ich glaube der Zeitpunkt ist für uns gerade günstig. Wenn wir früher gekommen wären, hätten wir lediglich ein paar landwirtschaftliche Spezialtypen mitbekommen; gut für die Arbeit und Produktion – aber sicherlich nichts für jemanden mit ausgefallenem Geschmack. Heute war die Ausstellung gerade auf ihrem Höhepunkt. Gezeigt we r den Beispiele einer Klesh -Züchtung, die ganz auf Rei n heit des Blutes und Schönheit abzielt. Genetische Ko n trolle! Phantastische Sachen. Wahre Wunderwerke!“
Sie landeten. Eine wartende Triade verbeugte sich r e spektvoll vor Hatha, als sie die Fähre verließen und auf das Gebäude zugingen. Es machte von außen einen schlichten, zeltartigen Eindruck, aber von innen erwies sich dieser Eindruck als völlig falsch: Die Einrichtung und Ausstattung war geschmackvoll und aufwendig, fast luxuriös. Hatha war in überschwenglicher Laune.
„Die man hier sehen kann, sind … äh … nur zur re i nen Zierde. Sie haben im allgemeinen keinerlei Pflichten und Aufgaben, außer daß sie folgsam und brav sein mü s sen. Natürlich gibt es auch welche, die bestimmte Fun k tionen haben – aber nichts Bedeutendes. Die meisten sind ziemlich ruhig, obwohl auch schon mal ein paar dazu tendieren, aus der Reihe zu tanzen. Ganz ohne Zweifel wirst du das hier sehr unterhaltsam finden und deine Freude dran haben.“
Sie gingen in die erste Abteilung. Was Han dort sah, war für seinen Wirklichkeitssinn eine starke Belastung. Die Ausstellungskäfige waren offene Kammern, deren hinterer Teil abgetrennt war. Ihre Ausstattung bestand aus kostbaren Stoffen und Vorhängen, während ein fe i nes Maschengitter die darin Befindlichen hinderte, ihre Behausungen zu verlassen. Auskunft über die verschi e denen Arten gaben Informationstafeln, die vorn
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