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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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kein anderes Lebew e sen in dieser Weise besaß: Sie konnten nicht entkommen und mußten demnach die Dinge so nehmen wie sie w a ren. Er schaute wieder zu dem Mädchen: Es war glüc k lich und voll freudiger Erregung. Sie hatte ihren kleinen Besitz zusammengerollt und stand nun ruhig und abwa r tend da. Han nahm ihre Hand – die erste weibliche Me n schenhand, die er seit Jahren, Jahrhunderten, wieder b e rührte. Es war eine weiche, herrlich geformte, warme Hand; die Nägel waren sorgfältig manikürt. Schweigend, ihn festhaltend, folgte sie ihnen zurück zur Fähre.
    Draußen war es inzwischen schon völlig dunkel – Nacht lag über dem Lager. Han mußte daran denken, wie schnell die Zeit bei dem Ausstellungsrundgang verga n gen war. Ein Schneeschauer setzte ein und trieb dicke trockene Flocken vor sich her. Auf ihrem Weg zur Fähre bemerkte Han, daß sie vor Kälte zitterte. Er nahm ihre Decke, rollte sie auseinander und wickelte sie um ihren Körper, wobei sie ihn mit großen, verwunderten Kinde r augen fragend anschaute. Er blickte auf ihre nackten, wohlgeformten Füße, die im Neuschnee ihre Abdrücke hinterließen und von derselben Grazie waren wie ihre gesamte übrige Gestalt. Ihre Fußzehen waren rot vor Kä l te, aber sie gab keinen Laut der Klage von sich.
    In der Fähre fühlte Han plötzlich, wie die Müdigkeit sich wie ein schwerer Vorhang oder Nebel auf ihn sen k te. Er hörte nur noch vage, daß Hatha ihm den guten Rat gab, sich ordentlich mit seinem neuen Haustierchen au s zutoben, um dann mit voller Kraft die Arbeit an der Hammerhand aufnehmen zu können. Im Hauptquartier führte er sie zu einer Anzahl komfortabler Räume, dann ließ er sie beide allein.

10.
     
    Die Zivilisation ist eine Sache, die der Mensch in Wah r heit gar nicht will; sie ist zugleich etwas, für das er kein klar umrissenes Bedürfnis hat. Deshalb führen uns die meisten der anfänglich zaghaften Versuche zu jenen ve r wirrenden und erschreckenden Fragen und Problemen, die immer mit dem kleinen Wörtchen „ warum …“ begi n nen.
     
    Apogryphen des Roderigo
     
    Du magst nun alles oder nichts erwarten – ganz wie es dir beliebt; beides ist in gleicher Weise falsch. Es gibt nur eine einzige Wahrheit: daß etwas mit dir geschehen wird. Ereignisse sind unvergänglich.
     
    ’1 Knun i Slam (die Lehre von der Kraft des Schicksals)
     
    Einige der kurzen und dunklen Wintertage auf Morge n röte verstrichen, in denen Han versuchte, sich an seine neue Realität zu gewöhnen, eine Aufgabe, die größte n teils durch den Umstand erschwert wurde, daß er nicht genau wußte, welche Realität nun die seine war. Er b e mühte sich, seinen gegenwärtigen Zustand im Licht ve r gangener Erfahrungen zu prüfen, und stellte fest, daß dies völlig unmöglich war. Die Vergangenheit paßte nicht zur Gegenwart, ebensowenig zu irgendeiner Zukunft, die er sich eventuell hätte vorstellen können. Zum Teil lag dies an der stillen und fast unauffälligen Präsenz des Mä d chens Usteyin. Sie vor allem erinnerte ihn ständig daran, wie weit sein Abenteuer ihn von ursprünglichen Positi o nen abgebracht hatte. Was als eine relativ einfache Reise begann, war inzwischen ins Uferlose und Mehrschichtige gewachsen, hatte Fragen der Moral, Emotion, Loyalität und Persönlichkeitsstruktur aufgeworfen, die alles Bish e rige mal in diesem, mal in jenem Licht erscheinen ließen. Solange sich die Ereignisse in einfacher Folge aneina n dergereiht hatten – so vor allem, als er und Liszendir sich immer näherkamen und ein stets tiefer werdendes Ve r stehen füreinander erlangten –, hatte er noch sein inneres Gleichgewicht aufrechterhalten können. Nun aber kehrte alles zurück. Man hatte sein ganzes Konzept in Unor d nung gebracht – oder war es vielleicht von vornherein falsch angelegt? Er hatte die alten Denkformen nicht ve r gessen, aber es gelang ihm nicht, sie in eine klare log i sche Reihe zu bringen. Er hatte zudem den leisen Ve r dacht, daß dies sowieso ohne Bedeutung und Nutzen war. Somit brachte ihn dieses still duldende Menschenmä d chen zurück zu den Wurzeln und dem Wesen der Dinge – zurück zur Realität, zur Wirklichkeit. Aber es war eine Wirklichkeit ohne rechten Sinn.
    Was Usteyin anbetraf, so hatte sie sich ohne viel U m stände in ihrer neuen Umgebung eingerichtet und war in der Tat so lernwillig, friedfertig und geschickt, wie man das von ihr zuvor behauptet hatte. Han war von ihr in verschiedener Hinsicht fasziniert; obwohl sie

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