Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
Vom Netzwerk:
Käfig des Mädchens. Han konnte deutlich sehen, daß der Chefwärter seinen Dienst sehr ernst nahm und es in ke i ner Weise dulden würde, daß man seine Schützlinge falsch behandelte. Unterwegs ermahnte er Han eindrin g lich, wie er seinen Zlat halten, belehren, ernähren und verwöhnen müsse.
    „Die Zlats sind äußerst empfindlich. Behandelt man sie richtig, so sind sie wahre Wunderwerke und vorbil d liche Schüler. Sie können fast alles – außer natürlich Dinge, die viel Kraft erfordern. Ich selber bevorzuge die Haydars. Das sind ganz edle Tierchen – wirklich!“ Han erinnerte sich sehr genau an diese Haydars. Es waren angriffslustige Typen. Groß und mager, mit einer oli v farbenen Haut, langen, kräftigen Beinen und großen, breiten Nasen. Ihr Haar war glänzend schwarz, dicht und gewellt. Tief unter einer breiten Stirn saßen traurige A u gen, deren Pupillen fast völlig dunkel waren. Hatha e r zählte ihm, daß sie Jäger und Fährtenleser waren. Han fragte sich, was diese Haydars wohl jagten und wessen Fährten sie wohl lasen – auf einem Planeten, wo es keine höher entwickelten einheimischen Tiere gab als übergr o ße plumpe Erdkröten. Natürlich …
    Das Mädchen Usteyin war inzwischen eingeschlafen. Han beobachtete sie einen Moment lang, wobei er ein großes Verlangen unterdrücken mußte, sie gleich hier in die Arme zu nehmen. Sie war trotz allem doch eine Fre m de für ihn , fremder noch als Liszendir. Nur ihre Gestalt war mädchenhaft, attraktiv und menschlich vertraut – all dies aber ein höchst artifizielles Produkt einer Kultur und Gesellschaftsordnung, deren Fremdheit und Andersarti g keit größer waren als diejenigen von Han und Liszendir. Sie lag im abgetrennten Käfigteil, eingewickelt in eine weiche handgewebte Decke. Der Mund war leicht geöf f net, sie atmete tief und langsam; ganz offensichtlich träumte sie gerade etwas sehr Angenehmes, denn ein san f tes Lächeln glitt über ihr ovales, feines Gesicht und den rosig aufgewölbten Mund. Irgend etwas in diesem Gesicht machte ihn stutzig – was war es bloß? Han mac h te dem Wärter Zeichen, mit dem Wecken zu warten. In diesem Moment änderte sie ihre Schlafstellung. Plöt z lich wußte er, was es war. Ein Gedanke durchzuckte ihn – das Zitat eines klassischen Autors mit Namen Durrell: „Es ist tak t los, eine Frau zu beobachten, während sie schläft.“
    Vorsichtig und sanft weckte der Wärter sie auf. Zuerst schien sie über die Vielzahl der Leute in ihrer Kammer erschrocken, aber der Wärter erklärte ihr geduldig, was es damit auf sich hatte, so daß sie sich beruhigte, aufg e schlossener wurde und sogar ein freudig erregtes Verha l ten an den Tag legte. Han fand die Szene total verrückt: Dieses herrliche Geschöpf war tatsächlich glücklich da r über, verkauft zu werden. Sie fragte schüchtern, ob es ihr gestattet sei, ein paar Dinge mitzunehmen. Han erlaubte es mit pochendem Herzen.
    Während sie ihre Habseligkeiten zusammensuchte – unter anderem jenes vertrackte Spielzeug, dazu ein kle i nes Kissen, die Decke und ein Täschchen mit Toilette n artikeln –, gab der Wärter weitere Informationen zum Thema Zucht und Abstammung zum besten.
    „Nun zu diesem Zlat hier: Die urkundlichen Nachwe i se gehen eigentlich sonst nicht sehr weit zurück. Aber bei diesem hier haben wir den lückenlosen Nachweis einer längeren Züchtungsgeschichte als bei den meisten and e ren. Sie gehören zu den ältesten Typen, und ihre Anfänge reichen fast bis zu den ersten Menschen auf Morgenröte. Sie haben – wie wir alle – ihre Tiefen und Höhen. Aber zumeist sind sie ziemlich friedfertig. Diese hier wird kaum versuchen zu entfliehen. Du mußt sie mit Sorgfalt behandeln, denn ihre Knochen sind zart und brechen leicht, wenn man sie zu hart anfaßt. Außerdem muß sie vor extremen Witterungsverhältnissen und falscher E r nährung bewahrt werden. In den Papieren, die ich dir gegeben habe, stehen einige gute Hinweise; allerdings können sie nicht alles berücksichtigen, worauf man im einzelnen zu achten hat.“
    Han mußte an die Bemerkung über Fluchtversuche denken. Da gab es keinen Zweifel. Klar, daß die Fliehe n den gejagt wurden, und es war leicht, sich ihr Schicksal auszumalen. So hatten sie bestimmt im Laufe der Jahre und über Generationen hinweg gelernt, daß Flucht für sie sinnlos und wenig wünschenswert war. Sie hatten siche r lich eine spezielle Weltanschauung entwickelt – eine Art Psychologie, die außer ihnen sonst

Weitere Kostenlose Bücher