Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
näherten. Restspuren, von denen nur noch die Farbgebung der Fe l sen zeugten, markierten jene Stellen, wo einst Berge g e wesen waren; jetzt sah man nur noch Mulden und Wadis, die die Ebenen zerschnitten.
Nach einiger Zeit erkannte Han halbrechts, also sü d lich zu ihrem Kurs, jenes Objekt, auf das er die ganze Zeit gewartet hatte. Es befand sich an der Grenze des Terminators. Die Fahrt hatte in der Tat nur etwa eine Stunde gedauert, und doch waren sie schon auf der and e ren Seite von Morgenröte, über die gerade die dunkle Winternacht hereinbrach. Selbst aus suborbitaler Distanz war das Objekt gut sichtbar; ein Teil von ihm ragte aus den wetterbedingten Turbulenzen heraus. Kein Zweifel – vor ihnen lag die riesige Masse des Raumschiffs der Krieger. Als sie näher herankamen, konnte man klar e r kennen, daß an seiner Außenhaut ganze Wolkenbänke herabhingen und wie die Dunstschleier und Nebelfetzen von den Südwinden zerteilt wurden. Über der Spitze des Schiffes wölbte sich linsenförmig in mehreren Schichten eine Wolkenformation, deren oberste Ränder von dem perlmuttfarbenen Licht des Nordens angestrahlt wurden und die dieses ihrerseits als irisierendes Streulicht über das gesamte Landungsgebiet verteilten. Han hatte in se i ner Größenschätzung viel zu kurz gegriffen. Er wandte sich an Hatha.
„Wie landet ihr dieses Ungetüm im Gravitationsfeld, ohne daß es euch auseinanderbricht?“
„Leicht, leicht. Wir desaktivieren es einfach nicht!“
„Nie?“
„Nie. Zumindest nicht mehr, seit wir es repariert h a ben, um es für neue Aufgaben einsatzbereit zu machen.“
Liszendir war während des gesamten Fluges sehr z u rückhaltend gewesen. Nun aber, als sie dem gefürchteten Riesenschiff näherkamen, wurde sie lebhafter und zeigte gespanntes Interesse. Sie unterbrach : „ Ist dies das Ste r nenschiff der Ler, das erste, das vor vielen Jahren die alte Erde verließ?“
„Ja, dasselbe. Obgleich es in vieler Hinsicht verändert wurde; das Innere wurde vollständig ausgeschlachtet und mit neuen Maschinenanlagen angefüllt. Wir brauchten eine Menge, um die Felsbrocken zu bewegen und ihre Rotation unter Kontrolle zu halten. Das Äußere, das ihr dort seht, ist auch nicht mehr die alte Verkleidung, da wir Erweiterungen vornehmen mußten. Ich muß zugeben, daß die Größe für uns ein gewisses Problem darstellt. Wie Han schon richtig vermutete – falls wir es nach der Landung desaktivieren würden, würde es unter seinem Eigengewicht zusammenbrechen. Wir könnten es vie l leicht im Weltraum abschalten – außerhalb der Planete n anziehung –, würden dann jedoch einen ständigen Druckausgleich benötigen, da es leckt und ziemlich viel Luft verliert.“
„Hatha, erst jetzt hat man uns entdeckt. Wenn wir g e landet sind … Darf ich dann mit deiner Erlaubnis als e r stes die Fehler im Ortungssystem beheben? Bevor sie überhaupt etwas gemerkt haben, waren wir schon in Schußweite. Ich will ja niemanden in Verlegenheit bri n gen, aber meinst du nicht, daß euch ein wenig mehr Ta r nung guttäte?“
„Nein, es gibt niemanden, der uns beobachten könnte. Schau zum Himmel hinauf . Die andere Seite des Plan e ten, dort, wo Avings Burg steht, ist dem Zentrum der G a laxis zugewandt. Aber hier haben wir nichts als unendl i che Leere. Schau selbst!“
Han blickte auf den oberen Rand des Bildschirms. Es gab in der Tat nur wenige Sterne. Und diese wenigen Sterne strahlten so hell, als würden sie sich in unmittelb a rer Nähe befinden.
„Jetzt, da du es selber siehst, wirst du mich vielleicht verstehen. Es gibt niemanden, vor dem man sich in acht nehmen müßte. Ihr könnt euch das nur schlecht vorste l len, da ihr in Regionen lebt, wo die Sterne so dicht wie Dreckpfützen nach einem Regenguß aufeinanderhocken. Hier draußen, am Rande der Galaxis, ist nichts. Wir sind noch weiter vom Innern entfernt als Chalcedon – und dort ist man schon ziemlich weit außerhalb.“
„Na schön, ich bin kein Militärexperte und habe auch nicht vor, es zu werden; was ich sagte, ist bloß meine persönliche Meinung, rein subjektiv und ohne die nötigen Fachkenntnisse. Ich weiß selber, daß wir bisher auf keine fremden Lebewesen gestoßen sind. Noch nicht! Aber unsere Völker bewohnen nur einen sehr kleinen Teil der Galaxis, trotz aller Expansion. Und wenn es nun in di e sen Breiten irgend jemanden geben sollte, so könnte er sicherlich völlig unbemerkt kommen und tun, was ihm beliebt. Euer Schiff ist vom Raum aus wie
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