Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
lustig über das ganze Spektrum, so daß seine Instrumente unter diesem Ansturm fast ertranken. Nein, man konnte es wirklich nicht übersehen! Doch er behielt seine weiteren Überl e gungen für sich. Schon beim ersten Versuch, wenn Hatha es wagen sollte, gegen ein richtiges Verteidigungssystem anzurennen oder sich in einen Kampf mit gut ausgerüst e ten Schiffen einzulassen, würden sie ihn wie eine Salami in Scheibchen schneiden! Schlimmer noch: Beim ersten direkten Treffer würde das Schiff sicherlich explodieren und, vollbepackt mit Energie, wie es war, würde es höchstwahrscheinlich ein ganzes Planetensystem mit in den Untergang stürzen. Zugegeben, die Krieger waren wild und tapfer, wie so viele Leute der Vergangenheit, die gemeint hatten, im Besitz einer ultimativen Waffe zu sein. Aber es gab keine ultimative Waffe; bei jedem Kräftemessen schmolz der Vorsprung wie Butter an der Sonne. Natürlich, ein Mann mit einem Messer konnte einen anderen, der keines hat, in Bedrängnis bringen; aber was war, wenn der Bedrohte plötzlich eine Pistole zog, und sei es auch nur eine von den alten Kugelspri t zen? Oder wenn er sich als ein Meister des Schwer t kampfes entpuppte? Oder als eine Liszendir – als ein Meister des Nahkampfes und der Selbstverteidigung? Sie würde vor einem Messer nicht einmal mit der Wimper zucken.
Als sie landeten, konnte Han ein Emblem sehen, das an der Außenseite des Schiffes aufgemalt war an einer Stelle, die man für diesen Zweck eigens hervorgehoben hatte. Es zeigte das malerische Bild eines Riesen, der mit eiserner Faust einen prächtigen Turm zerschmetterte, umgeben von zuckenden Blitzen, und über all dem ein riesiges rotes Auge. Unterhalb des Turmes, dessen B e wohner herabsprangen oder herabstürzten, sah man einen schrecklichen Rachen in Lauerstellung, gleich einem Höllenschlund, bereit, alles und jeden zu verschlingen. Das Bild erinnerte ihn an etwas Bestimmtes, aber an was? … Moment mal, ja , jetzt hatte er es: Tarotkarten! Also hatte hier, am Rande des Universums, die alte Pr o phetie noch ihre Gültigkeit, denn Wissenschaft allein eröffnete nicht den Zugang zur Erklärung des Ganzen. Wissenschaft war auch nach ihrer Meinung nur in gewi s sen Teilbereichen erfolgversprechend. Han erinnerte sich, diese Karten einmal gesehen zu haben; sie hatten ihn damals mit ihren Symbolen aus vergangenen Zeiten verwirrt und erschreckt. All die Dinge, die er als ges i chertes Wissen ansah, schienen sie mit dem Satz zu ve r höhnen: „Das ganze Anhäufen von Fakten ist ohne B e deutung! Wir kennen den Beginn der Geschichte und ihre Zukunft.“ Das Bild auf dem Schlachtschiff erinnerte stark an die Turmkarte. Sie hatte einen besonders negat i ven Sinngehalt. Sie als Sinnbild zu tragen war noch schlimmer. Han schaute hinüber zu Liszendir, da er wu ß te, daß sich die meisten Ler mit einer eigenen Form des Tarot befaßten, wohl gleich in der Grundstruktur, aber mit einer anderen numerischen Basis. Sie bemerkte se i nen Blick nicht – zu sehr war sie selbst in den Anblick der Symbolzeichen versunken.
Während er sein eigenes Schiff mit ausgefahrenen Landungsbeinen aufsetzte, konnte er seinen Blick noch immer nicht von dem nahen Schlachtschiff abwenden. Da stand es nun, ein fliegendes Wrack, hoch aufgetürmt über Morgenröte. Es war mindestens einige Meilen hoch, vielleicht sieben oder acht, und an der dicksten Stelle, die näher zum unteren Ende hin lag, hatte es ungefähr de n selben Durchmesser – nach Hathas Bemerkung vollg e stopft mit Maschinenanlagen.
Liszendir interessierte sich für andere Dinge. „Hatha, du sagtest, daß ihr den alten Außenpanzer bei den Rep a raturen wiederverwendet habt. Fliegt ihr auch noch i m mer mit demselben Antriebssystem, das man ursprün g lich eingebaut hatte?“
„Ich habe keine Ahnung. Ich glaube schon. Ich selbst kümmere mich nicht um solche Dinge, um rein technische Fragen. Ich befehlige Truppen und Streitkräfte … Dafür braucht man nur zu wissen, wie man kommandieren muß.“
Ein fataler Irrtum, den so viele Möchtegerns begingen, dachte Han. Indem sie es ablehnten, mehr als nur über Führerschaft und Befehlsgewalt wissen zu müssen, ve r fielen sie leicht den Königsmachern, die ihr ganzes L e ben damit zubrachten, die Raffinessen und Schleichwege von Herrschaft und Macht zu erlernen. Sie werden in die übelsten Palastintrigen und Politmanöver verstrickt, ve r geuden dabei ihre Zeit, ihre Untergebenen und sich se l ber – um am Ende
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