Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Ältesten-Hütte eintreten, die, wie man sagt, etwas von einem fordert. Eine, in der man ‚über die Natur nachdenkt’, wie ihr es nennen würdet, oder vielleicht sogar in die Buchenholzhütte, zu den Genetikern. Ich selbst wäre schon zufrieden, wenn ich nur irgendwohin gehen könnte, wo ich einen Garten pflegen, essen und trinken und am Feuer im Gemeinschaftsraum erfundene Geschichten erzählen kann. Aber er ist vom Feuer, und ich bin von der Erde. Aspektkonflikt. Aber manchmal denke ich auch, daß Olede-Kadh nur Spaß macht. Wenn es erst mal soweit ist, ist er sicher nicht halb so streng, wie er gern tut.“
„Ihr werdet euch sicher entschieden haben, wenn es an der Zeit ist – immerhin habt ihr zwanzig Jahre Zeit. Es ist ja nicht so, als ob es schon morgen sein müßte. Auf jeden Fall ist eure Zukunft entweder gesichert, oder sie wird es sein. Was dagegen meine betrifft …“
„Hat die Fruchtbarkeitsbehörde auf deine Anfrage noch nicht geantwortet?“
„Noch nicht, nein.“
„Darauf kann ich leider nur sagen, wie leid mir das tut. Ich würde dich gern mit einer Familie sehen, so wie du mich die ganzen Jahre mit einer gesehen hast.“
„Ich auch. Aber die Zeit vergeht.“
„Das ist wahr. Ich habe gehört, daß sie nur die Besten akzeptieren …“
„Wenn es da drüben so wäre, dann hätte ich jetzt sicher ältere Kinder als eure Pethmirvin, aber die denken wohl anders. Da haben sich mittlerweile im großen und ganzen die übelsten Kriecher und Speichellecker festgesetzt. An meine Zeugnisse kommt kein anderer heran. Aber dieser Posten hier am Institut ist noch nie beliebt gewesen … und dann ist da noch die Sache, daß man mir den programmierten Namen verweigert hat, als ich noch in der Ausbildung war. Das ist nie ein Geheimnis gewesen, aber ich wußte damals, daß ich ein Risiko einging …“
„Du weißt, Walter, wenn du eine von diesen abscheulichen, im Nullachtfünfzehn-Verfahren hergestellten Plaketten angenommen hättest, die nicht besser als eine Nummer sind, dann wärst du nicht hiergeblieben, und das ist vielen von uns einiges wert. Viele von uns arbeiten jetzt gern hier, während wir es vorher nur aus einem Pflichtgefühl heraus taten. Es gibt einen Unterschied im Input und einen ganz beträchtlichen im Output. Das sollten sie dir hoch anrechnen.“
„Du würdest dich wundern, was sie alles ausgraben, um es einem vorzuhalten, wenn es soweit ist. Weißt du, was man drüben in der Aufsichtsbehörde und in der allgemeinen Prüfstelle sagt? Daß, ganz gleich, wer es ist, wie gut es für ihn aussieht, sie immer noch etwas finden können, um ihm eine ungenügende Beurteilung zu geben. Es ist immer nur die Frage, wie weit sie gehen wollen.“
Fellirian sah für einen Moment von Vance weg, wobei etwas, das zu schnell war, als daß man es hätte sehen können, durch ihr schlichtes, offenes Gesicht zuckte, ein Etwas, ein Gefühl, das Ärger nahekam. Vances Bemerkungen waren genau wie der Nachdruck, den er hier und jetzt auf sie legte, in sich nicht falsch. Eine Welle des Unbehagens erhob sich tief in ihrem Geist, flaute wieder ab. Sie alle wußten über bürokratische Systeme Bescheid, und sie beide wußten, daß jedes System, das auf die Klassifizierung der Leute gerichtet war und sich öffentlich der Objektivität rühmte, auf die schlimmsten und krassesten Formen der Subjektivität zutrieb. Sie wußten Bescheid? Das war auf beiden Seiten des Zauns gleichermaßen bekannt.
So neutral sie konnte, bemerkte sie: „Ich hoffe trotzdem weiterhin das Beste für dich.“ Nachdem sie so gesprochen hatte, wandte sie sich wieder dem Fenster zu, wobei sie dieses Mal aufstand. Sie blickte nachdenklich lange Zeit nach draußen und wandte sich dann um und holte aus einer Nische neben der Tür ihre Oberbekleidung. Sie zog den Winterumhang über die Schultern und stieg in die Winterstiefel aus weichem, schmiegsamem Leder, das mit Stoff gefüttert war.
„Es wird Zeit, daß ich gehe. Die Mono ist schon da und wartet auf solche Nachzügler wie mich.“
„Natürlich, Fellirian. Ich verstehe, was die beiden anderen betrifft, die du erwähntest. Kein Problem. Wir sehen uns dann in ein paar Wochen. Wenn du wiederkommst, plaudern wir wieder ein wenig bei einer Tasse Tee.“
„Oh, ich komme bestimmt wieder. Ich sehe mir die Besucher genauso gern an wie sie mich.“ An dieser Stelle hielt sie inne, als versuche sie, einem schwierigen Gedanken eine erträgliche sprachliche Formulierung zu geben. „Aber du
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