Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
für mich, solche Vervielfältigungen. Ich liebe es, einzigartig zu sein, auch wenn das, was wir machen, nicht die begehrenswerteste Rolle in der Gemeinde ist.“
Vance kam auf ein früheres Thema zurück: „Du hast also das Gefühl, daß man sich euch gegenüber feindselig verhält?“
„Das haben wir immer. Es ist nicht die Frage, ob diese Feindseligkeit besteht oder nicht; sie besteht, und manchmal ist sie eben stärker. Immer höher als Null.“
„Ist dir auf eurer Seite irgend etwas bekannt, was dem Feedback, das ihr gegenwärtig bekommt, Nahrung gegeben haben könnte?“
„Nein. Das ist es ja, was diese Zeit so beschwerlich macht. Wohlbemerkt, ich sage nicht, daß nichts im Gange ist; nur daß ich nichts Genaues weiß. Aber ich weiß wiederum eine ganze Menge. Und wir halten die Augen offen. Morlenden sollte heute am späten Abend oder morgen zurück sein. Ich werde ihn fragen. Er kommt herum und erfährt mehr als wir übrigen. Er macht alles Unangenehme, weißt du. Und du. Du mußt dir auch einen Spitzel in der Hauptverwaltung anschaffen. Wollen wir das nächste Mal unsere Erfahrungen austauschen, wenn wir uns wiedersehen?“
„Wahrscheinlich tut sich hier nichts, was nicht etwas Sonne wieder in Ordnung bringen könnte.“
„Ja, tatsächlich, es könnte an der Jahreszeit liegen. Mir geht es im trüben Herbst auch nie so gut. Es ist nicht meine Jahreszeit.“ Fellirian wurde stumm und nippte wieder an ihrem Tee. Es war nichts mehr da. Sie machte sich wieder an ihrer Pfeife zu schaffen. Sie war ausgegangen. Fellirian blickte auf. Es war an der Zeit zu gehen.
Vance verstand den Wink und sagte: „Also gut, so soll es sein. Mach dir keine Sorgen. Ich wüßte im Moment keinen Grund dafür. Kommst du nächste Woche?“
„Ich würde nächste Woche gerne überspringen, wenn es irgendwie ginge. Wenn es dir nichts ausmacht. Warum siehst du nicht zu, ob du nicht jemanden findest, der mich hier bei den Besuchern vertreten kann. Zum Beispiel diese Maellenkleth Srith Perklaren. Oder das Mädchen von den Shuren, Linbelleth … Sie sind beide jung, aber sie haben das schon mal gemacht. Ich bin mit meiner Arbeit in der Webe weit zurück, und ich möchte gerne etwas aufholen. Das ist auch der Grund, weshalb Morlenden in letzter Zeit so oft auf dem Feld gewesen ist; wir haben alles, was diesen Sommer geschehen ist, aufarbeiten müssen. Das ist wichtiger, als du denkst. Und wir haben uns unverantwortlich benommen diesen Sommer über, wir haben herumgefaulenzt und mit den Kindern gespielt und im Garten gearbeitet. Wir sind im Rückstand. Morlenden ist darum schon wochenlang hintereinander fort gewesen. Er fehlt mir langsam.“
„War das früher nicht so? Ich dachte, ihr wäret immer sehr vertraut miteinander gewesen …“
„So war es. Aber du weißt auch …“ – und hier geriet sie unversehens in ihre eigene Sprache, die Single-Sprache – „ Toli lon Tooron Mamnatheno Kurgandrozhas: Nur die innenverwandten Geschwister wissen, was Inzest ist. Wir sind zu vertraut miteinander. Wir sehen den anderen als selbstverständlich an. Es ist die Art und Weise. Wir haben uns immer viel gestritten, als wir noch klein waren; wir haben uns in Konkurrenzkämpfen aneinander gemessen. Aber bei alldem wußten wir doch immer, was später kommen würde, so daß wir nach jedem Streit wieder das Kriegsbeil begruben. Wir konnten uns nie den Luxus erlauben zu sagen: ‚Also, hebe dich hinweg, Puterschwanz, mit dir habe ich von nun an nichts mehr zu schaffen.’ Nein. Wir wußten immer, daß, was immer geschah, was immer mit Freunden und Liebhabern war, letzten Endes die Fruchtbarkeitsperiode uns gehören würde, genau wie der Besitz des Klanh … und so ist es fünfundvierzig Jahre lang gewesen. Die meiste Zeit haben wir in einer Ecke zusammen gelegen. Zwischendurch kurz weg wegen der Verwebung der Zweiteltern. So sahen wir auch immer unsere Zukunft für selbstverständlich an; wenn es an der Zeit wäre, würden wir unserer eigenen Wege gehen, denn darauf hatten wir ja so lange gewartet. Aber nach Kaldherman und Cannialin und meiner dritten Fruchtbarkeitsperiode … da wurde es anders. Wir stellten fest, daß wir uns zusammen eigentlich irgendwie wohler fühlten. Darum sind wir übereingekommen, daß wir zusammenbleiben, wenn die Webe sich auflöst. Dadurch stellt sich aber ein weiteres Problem: Wohin gehen wir dann?“
„Von all den Dingen, zu denen du dich nicht entschließen kannst …“
„Morlenden will in eine
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