Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
Vom Netzwerk:
weißt ja, daß ich in meiner eigenen Umgebung wieder auftanken muß. Du und ich, wir sind alte Freunde. Aber gerade deswegen übersehen wir die Tatsache, daß wir uns im Grunde sehr fremd sind, daß wir die Welt sehr verschieden auffassen. Und obwohl das so ist, bin ich … aber schweigen wir darüber. Bis zum nächsten Mal also?“
    „Bis zum nächsten Mal. Ich werde warten.“
    Fellirian drehte sich um und ging durch die zur Seite gleitende Tür, die sich hinter ihr schloß und Direktor Walter Vance allein im Sitzungsraum zurückließ. Eine beträchtliche Zeit lang saß er ruhig in dem trüber werdenden Abendlicht, das nun fast dunkel war, allein da. Er dachte dabei an nichts Besonderes, zwang sich zu keinem spezifischen zusammenhängenden Gedanken. Er ging zum Fenster hinüber und blickte hinaus in die gleiche abendliche Landschaft, die Fellirian nicht lange vorher betrachtet hatte. Das Licht war nun ein tiefes, keiner bestimmten Quelle entspringendes Blauviolett am Ende eines weiteren regnerischen Novembertages, der tief in dem war, was er als Kind als den Boden des Jahres angesehen hatte. Nackte, tropfende Zweige. Glänzendes, silbriges, Licht reflektierendes Pflaster. Flache, von einem leichten, unbeständigen Wind gekräuselte Pfützen, deren Spiegelungen durch den Fall launenhafter Regentropfen in Scherben brachen. Der Zug der Monobahn, die in die entferntesten Gegenden des Reservats führte, stand noch wartend an der Haltestelle. Vance sah zu, wie eine von Kopf bis Fuß vermummte Gestalt, die etwas schmächtiger als ein Mensch auf diese Entfernung hin aussah, ohne Hast zur Mono am Bahnsteig hinüberging. Die Gestalt schob eine Tür beiseite, stieg in einen Wagen ein und verschwand aus seinem Blickfeld. Die hellen, pastellfarbenen Wagen standen unbeweglich da und verströmten zitternde, zögernde Rauchfetzen aus den Heizgeräten in die feuchtkalte Luft.
    Dann bemerkte er, daß sich die Mono bewegte, sich bereits bewegt hatte, und sie hatte so unmerklich damit begonnen, daß es ihm entgangen war. Ihre Geschwindigkeit nahm zu, und sie glitt leicht über das eine Gleis aus flachgehämmertem Beton dahin. Sie bog nach Nordwesten ab und fuhr durch ein Kiefernwäldchen. Eine Zeitlang konnte er die Bewegung hinter den Bäumen verfolgen, indem er die Lichter beobachtete, aber schließlich verschwand sie hinter einer sich dazwischenschiebenden kleinen Anhöhe gänzlich aus der Sicht. Vance sah von dem Fenster weg, ging zum Speiseaufzug und bestellte noch etwas Tee. Dann kehrte er an seinen Platz zurück und wartete. Er wußte, was kommen würde.
     
    Der Raum war fast dunkel. Es wurde fast unmerklich dämmriger, fast nachtschwarz, und die Nacht rückte noch ein Stückchen weiter vor. Vance wartete. Er wartete nicht, weil er ein geduldiger Mann war oder weil er die hohe Kunst des Betrachtens der Zeit von Fellirian gelernt hatte. Oder weil er von besonders ruhiger Wesensart gewesen wäre; er wartete vielmehr deshalb, weil er auf den Eintritt eines ganz bestimmten Ereignisses wartete. Eine Zeitlang deutete nichts darauf hin, daß sich auch nur irgend etwas ereignen würde. Aber schließlich brach ein winziges Geräusch die Feierabendstille des Gebäudes. Es war ein leiser Ton an der Decke, ein unbestimmtes Klicken, dessen genaue Quelle nicht auszumachen war. Vance hörte es. Er sah nicht auf.
    Mit müder Stimme sagte er anscheinend ins Leere hinein: „Mit wem spreche ich heute?“
    Die Stimme antwortete absolut naturgetreu, gerade so, als käme sie aus Hals und Mund einer dort in dem Raum physisch anwesenden Person; die technischen Geräte übertrugen sogar die kleinsten Eigenheiten der Modulation, die bei Lautsprechern gewöhnlich fehlten. Es war eine hörbar atmende, ein wenig kratzige Stimme, eine Stimme voller Selbstvertrauen. Eine aalglatte Stimme. Eine Stimme, wie der sie hat, der alle hohen Karten in der Hand hält.
    Sie sagte: „Ganz schön schlau. Als ob Sie das vorher auch immer gewußt hätten und ich jetzt genauso verfahren müßte. Wunderschön, Direktor. Aber Sie wissen, daß der Name nie genannt wird. Und was macht das schon? Wir sagen sowieso alle das gleiche.“
    Vance erwiderte darauf: „Wie gewöhnlich haben Sie recht. Ich wollte nur wissen, ob ich einmal einen Unerfahrenen erwischen würde, nur einmal.“
    Die Stimme lachte in sich hinein, echter Humor, den sie sich zu teilen herabließ. „Kaum, Sir. So arbeiten wir nicht. Sie können sich nicht vorstellen, wie unsere Ausbildung aussieht, durch

Weitere Kostenlose Bücher