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Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Titel: Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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abgeschlossene Zellen ein, die uns vor jeder Veränderung bewahren sollen. Du hast es mir immer wieder erzählt: Die Kultur der Ler hat sich seit Jahrhunderten nicht geändert. Ich vermute sogar, daß sie sich nicht mehr geändert hat, seit eure allerersten Vorfahren den Heimatplaneten verließen. Du hast auch gesagt, daß kein Ler eine Veränderung bewirken will, weil ihr euch vor den Folgen fürchtet. Wir leben aber auf einem Meer von Taten und ihren Folgen, und diese Folgen sind es doch, die du deuten gelernt hast; für dich sind sie Wellen auf dem Ozean der Zeit. Je höher die Anpassungsfähigkeit eines Lebewesens ist, desto höher ist seine Entwicklungsstufe. Wer luft- und schalldichte Kapseln baut, wird damit kaum seine Anpassungsfähigkeit steigern.“
    Morgin warnte sie: „Ich höre, daß ihr euch streitet. Ihr müßt schleunigst damit aufhören, denn wir nähern uns unserer Landungsstelle, und eure heftigen Worte könnten leicht einen Lagostomer so sehr in Aufregung versetzen, daß er euch angreift und so einen allgemeinen Aufruhr anzettelt.“
    „Du hast bestimmt recht“, sagte Meure, „aber ist die Lage denn auch hier in diesem Viertel so explosiv? Hier sollen doch viele Ausländer leben.“
    Morgin antwortete: „Die Ausländer sind in der Minderheit, und sie kommen von überall her. Daher kann man nicht sagen, daß sie einen beruhigenden Einfluß auf die Lagostomer-Bevölkerung hätten. Es ist eher so, daß sich die Reaktionen der Bevölkerung hier noch schlechter vorausahnen lassen. Wir werden jetzt sehr bald an Land gehen; dann müssen wir uns einen Platz suchen, wo wir uns niederlassen können. Danach werden wir besprechen, was als nächstes zu geschehen hat.“
    „Kennst du ein geeignetes Quartier?“
    „Ich habe von mehreren gehört, aber es ist keines dabei, das ich unter normalen Umständen aufsuchen würde. Wir werden uns zunächst mal umsehen.“
    Meure sagte: „Ich habe noch eine Frage, Meister Morgin: Wie kommen wir später wieder aus dieser Stadt heraus und in eine angenehmere Umgebung? Ich nehme nicht an, daß wir hier ewig bleiben können, und ich habe es auch nicht vor.“
    Morgin kratzte sich nachdenklich den Schädel. „Wir haben einen Dieb in unseren Reihen, der behauptet, er könne sogar den Geruch der Verbrechen der Lagostomer wahrnehmen … Du trägst in dir einen furchtbaren Helden … Wir müssen diesen beiden Gefährten Gelegenheit geben, miteinander etwas auszuhecken … Ich wüßte nicht, wie wir auf andere Art wieder aus Yastian herauskommen könnten. Hier gelte ich als Mittler nichts, und ihr könnt auch nicht damit rechnen, daß man euch Geschenke macht, wo doch ein Haydar und sogar Erstvolk zu unserer Gruppe gehören. Wenn ihr bisher im Leben keine unangenehmen Entscheidungen treffen mußtet – nun sind sie nicht mehr zu umgehen.“
    „Die Entscheidung, die du uns beschreibst“, sagte Meure, „kann doch nur lauten: Stehlen oder sterben.“
    Morgin zuckte die Achseln: „Als Mittler habe ich mein ganzes Leben damit zugebracht, meinen Zuhörern mehr oder weniger große Lügen aufzutischen. Wenn es dem Wohl der Allgemeinheit diente, habe ich in dieser Frage nie irgendwelche Skrupel gehabt … Wenn es um meinen Hals geht, werde ich jederzeit genauso handeln. Ihr könnt getrost davon ausgehen, daß alle, denen ihr hier begegnen werdet, für sich diese Entscheidung schon längst getroffen haben. Diejenigen allerdings, die sich für ein anständiges Leben entschieden haben, werdet ihr nicht treffen.“
    „Wieso?“ fragte Flerdistar. „Sind sie so selten?“
    Morgin zuckte nur wieder mit den Schultern: „Es gibt sie nicht, meine Dame, nicht in Yastian.“
    Lange nach Einbruch der Dunkelheit fanden sie eine Absteige, falls man ihre Unterkunft so bezeichnen konnte. Morgin hatte das Boot verkauft, und daher konnten sie sich mehrere Räume leisten, die hinten an die Gaststube angrenzten und durch Türen miteinander verbunden waren. Sie hatten Morgin gebeten, für sie ein Quartier auszusuchen, doch alle Orte, die sie aufsuchten, machten den gleichen üblen Eindruck. Morgin traf seine Wahl offensichtlich nicht nach der Ausstattung oder der Sauberkeit einer Herberge.
    Nachdem sie sich für die Nacht eingerichtet hatten, gab er eine kurze Erläuterung: „Hier in Yastian muß man sich seinen Schlafplatz sehr sorgfältig aussuchen. Tagsüber werdet ihr in den Straßen kaum einen offenen Streit miterleben können, doch in der Nacht ist es besser, wenn man an einem Ort Schutz

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