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Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Titel: Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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nicht sagen, warum das so ist, aber ich weiß es gewiß: Etwas, das ich tue, bewirkt hier eine große Veränderung. Ich mache irgendeinen Zug, und sofort gibt es eine Abweichung in den Entwicklungslinien dieser Welt. Mir ist, als würde ich eine beherrschende Gestalt der Geschichte schaffen, aber ich kann nicht absehen, wie diese Gestalt handeln wird. Ihre Wirkungen auf die Geschichte hält sie vor mir verborgen.“
    „Was du mir erzählst, erinnert mich an eine Sonnenfinsternis. Eine kleine Masse in der Nähe verstellt den Blick auf eine größere Masse, die sich dahinter verbirgt.“
    „Ja, so ähnlich ist es.“
    „Woher weißt du, daß du der Verursacher bist?“
    „Das ist noch schwerer zu erklären … Schon als ich vor Jahren die ersten Schritte auf diesem Weg machte, habe ich schwache Anzeichen davon gespürt, und mit jedem Schritt, der mich näher hierherbrachte, ist es stärker geworden. Jetzt ist es so erdrückend geworden, daß es mir den Blick verstellt. Die Echos von Vergangenheit und Zukunft dröhnen über diese Welt, ich bin nur ein schwaches Geräusch im Zeitenlärm dieses Planeten. Doch ich setze unvorstellbare Dinge in Bewegung. Ich habe schon daran gedacht, freiwillig aus dem Leben zu gehen, denn ich weiß ja nicht, welche meiner Handlungen diese Folgen heraufbeschwört. Handlungen kann ich nicht sehr gut wahrnehmen, nur Kräfte.“
    „Nachdem du in die Zeit geschaut hast, fürchtest du also nun die Folgen jeder Handlung? Das führt dich nirgends wohin, und ich bin sicher, daß du das weißt. Es ist nicht nötig, daß ich es dir sage. Du würdest schreckensstarr in einer Ecke hocken und hättest Angst, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. Und das wäre nicht einmal ein Ausweg, denn vielleicht würde gerade dieses Verhalten alles in Bewegung setzen. Nein, du mußt deinen Weg zu Ende gehen.“
    „Was ich hier auslöse, wird Monsalvat völlig verändern. All diese Barbarenkulturen, die bisher fortbestanden, wie in einem Bernsteintropfen konserviert, werden über Nacht vergehen. Ich weiß nicht, was an ihre Stelle treten wird.“
    „Werden sie tatsächlich ‚über Nacht vergehen’, wie durch Zauberei?“
    „Nein, das habe ich nicht wortwörtlich gemeint. Es wird vielmehr Jahre dauern. Über Generationen kann es sich erstrecken!“
    „Monsalvat täte eine Veränderung wahrscheinlich gut. Sie ist lange überfällig.“
    „Deine Worte klingen stark nach Cretus.“
    „Cretus hat viele Wünsche, die auch die meinen sind. Ich empfände es als ehrenvoll, an ihrer Erfüllung mitzuarbeiten … Wie wird das Monsalvat von morgen aussehen?“
    „Ich glaube, daß es eine Zivilisation sein wird, deren Art einem Vergangenheitsleser unergründlich ist.“
    „Du hast also Angst zu handeln, weil du befürchten mußt, daß Eigenschaften wie Intoleranz und Haß durch etwas Besseres ersetzt werden! Du möchtest, daß dieses Barbarentum als Forschungsobjekt erhalten bleibt? Du hast Angst, daß dein Beruf ausstirbt, während wir anderen etwas dazulernen: Anpassungsfähigkeit und Überlebenskunst. Es ist ein niedrigeres Gefühl als Furcht, was dich am Handeln hindert!“
    Sie antwortete genauso hitzig wie er: „Was mich bewegt, sind keine selbstsüchtigen Motive. Es ist die Angst um mein Volk. Wir werden zu seltsamen Sehenswürdigkeiten für eine neue, veränderte Menschheit. Für uns wäre es ein langsamer Tod. Wenn ich das verhindere, wird man sich immer an mich erinnern.“
    „Du kannst doch sicher in der Zukunft sehen, daß man deiner bereits gedenkt …“
    „Pah! Zeitparadoxe sind ein Rätselspiel für Kinder!“
    „Eines Tages werde ich dich daran erinnern, daß ein Paradoxon nur entsteht, weil wir über eine unvollkommene Wahrnehmung verfügen – aus keinem anderen Grund!“ Meure brach ab. Seine eigenen Worte hatten ihn erschreckt. In seinem ganzen Leben hatte er sich nie für Paradoxe interessiert, er hatte keines erdacht und auch über keines nachgegrübelt. Was er da eben gesagt hatte, war, auch wenn es sehr einleuchtend klang, äußerst untypisch für ihn. Aber es hatte auch nicht nach Cretus geklungen, und das verwirrte Meure am meisten.
    Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit der Wand und huschte zu ihnen herüber. Völlig geräuschlos hockte plötzlich Tengufts eckige Gestalt neben ihnen. Sie lauschte noch einmal angespannt, dann flüsterte sie rauh: „Auf der Treppe! Es kommen zwei!“
    Meure strengte seine Ohren an, aber er hörte nichts. Er hatte auch nicht damit gerechnet.

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