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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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hatten. Jetzt war ein kalter Wintertag und helles Tageslicht.
    »Ich mag nicht, daß so viele andere Katzen dort im Haus sind«, platzte ich heraus.
    »Jetzt glaube ich wirklich, daß du eifersüchtig bist.« Sie lachte.
    »Blödsinn! Ich und eifersüchtig? Ich finde es nur ziemlich übel, daß du das Haus mit solchem – solchem Gesindel teilen sollst, das ist alles.«
    »Aber Schatz«, lachte sie. »Keiner der Kater dort tut mir etwas. Es sind lauter Freunde.«
    »Bist du sicher?«
    »Aber ja. Wie kannst du an mir zweifeln?«
    »Ich zweifle ja nicht an dir. Wahrscheinlich paßt es mir ganz einfach nicht, daß du mit jemand anderem als mir zusammen bist.«
    »Aber das ist doch töricht.«
    »Ich weiß. Ich kann nichts dafür.«
    »Tammy! Tammy!« hörte man in diesem Moment die Stimme ihrer Betreuerin rufen, die zwei Gärten weiter unten an der Straße nach ihr suchte.
    »Klingt so, als sei es Zeit zum Essen«, sagte sie. Sie hatte eine ganz eigene Art, einen spöttisch anzusehen, und doch lag in ihrem Lächeln eine vollkommene Freundlichkeit, eine vollkommene Zutraulichkeit. Dieses Lächeln schien in sich alle Klugheit mit aller Liebe zu verbinden.
    »Ich begleite dich noch ein Stück«, sagte ich.
    »Versuch nicht, zu weit mitzukommen, sonst gibt es eine Rauferei mit Bündle«, sagte sie. Bündle hatte man die kleine schwarzweiße Kätzin getauft, die im Keller unter Tammy wohnte. »Sie glaubt immer, du kämst nur, um ihr das Futter wegzunehmen.«
    »Eine alberne Fehleinschätzung. Als ob ich so was täte.«
    »Aber du ißt doch nie etwas anderes als das Futter von Fremden?«
    »Ich? Meine Liebe, du verkennst mich. Die idiotischen menschlichen Wesen erzählen ihren Kindern Geschichten von einem Mann, der Robin Hood hieß. Er beraubte die Reichen und gab es den Armen, und die Kinder singen Lieder über ihn und lesen Bücher, die seinen Namen verherrlichen. Es würde mich nicht wundern, wenn künftige Katzengeschlechter meine Heldentaten besängen. Was tue ich denn anderes, als die Reichen berauben – etwa den armen alten Major und deine Bündle –, um es den Armen zu geben. Das wirst du doch nicht leugnen?«
    »Und wer sind in diesem Fall die Armen?« fragte sie lachend.
    »In dem Fall die Verdienstvollsten.«
    »Und das bist zufällig du«, sagte sie.
    Wir wanderten auf der bröckeligen Mauerkrönung bis zu dem Haus mit der gelben Steinsäule, die einst als Torpfosten diente, obwohl es lange her war, daß dieses baufällige Gebäude überhaupt ein Tor gehabt hatte. Ich blickte straßauf und straßab. Es war durchaus kein übler Ort für eine Katze, falls man den Gedanken an einen Daueraufenthalt einmal beibehielt. Weiter oben standen sich Reihen zweistöckiger Terrassenhäuser gegenüber. An unserem, dem unteren Straßenende waren die Häuser hohe Felswände aus gelbem Stein und stiegen vier Stock hoch in den Himmel. Hie und da ein, zwei Bäume, die die Eintönigkeit unterbrachen, leicht erreichbar, falls man einmal einem Hund ausweichen mußte. Hinter den Häusern aber lagen Gärten, und das war ein ausgedehntes Gebiet für die Streifzüge von uns Katzen. Hier befanden sich weitere Bäume zum Klettern und als Zuflucht, Blumenbeete als Toilette, Futterplätze, auf die törichte Spatzen, Meisen, Drosseln und Stare niederstießen, zu gierig auf Krumen und Speckschwarten, um unsere Annäherung zu bemerken. Hier gab es eine große Zahl weichherziger Menschen von der Sorte, die man ›Katzenfreunde‹ nennt, so daß man nicht alles Futter zu stehlen brauchte. Im Gegenteil, obwohl ich mich erst seit etwa einem Monat auf dieser Straße herumtrieb, hatte ich bereits regelmäßige ›Zugehplätze‹, wo ich Futter vorfand. Auf Nr. 12 zum Beispiel bekam man fabelhaft zu essen. Dort gibt es ein paar Katzen – mit ausgefallenen Namen, schwarz, haben bereits Übergewicht, na ja, haben die Operation hinter sich, du weißt, was ich meine –, und ich will verdammt sein, wenn sie nicht ihre menschlichen Sklaven überredet haben, hin und wieder auch noch einen Teller für mich hinauszustellen.
    Schlimm ist nur, sie haben auch diesen Blödsinn mit ›Pufftail‹ übernommen. ›Ah, guten Abend, Pufftail.‹ Ich esse mein Abendbrot und kümmere mich gar nicht darum. Aber das weißt du ja alles. Ich erzähle es dir jetzt nur, weil bei diesem mittäglichen Abschied von meinem Liebling die Straße für meine Augen etwas besonders Liebliches und Schönes hatte, und ich begann eine Sehnsucht zu empfinden, die sehr anders war als mein

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