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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Nähe gesehen hatte: starre schwarze Augen, ein rabiater kleiner Mund und die argwöhnische Bosheit, von der Edith so beeindruckt gewesen war. Charles vergaß den Schlauch, das Wasser spritzte hoch gegen die Mauer. Er ließ den Schlauch fallen und wandte sich zum Haus, um den Wasserhahn abzustellen; dann wollte er sofort das Vogelhaus abnehmen und nachsehen, was darin war. Gleichzeitig fiel ihm ein, daß das Kästchen ja gar nicht groß genug war für ein Tier, wie es die Katze gefangen hatte. Das konnte es also nicht sein.
    Er lief auf das Haus zu und hatte es fast erreicht, als er Edith sah. Sie stand in der Tür und blickte auf das Vogelhaus.
    »Da ist es schon wieder!«
    »Ja.« Er drehte den Wasserhahn zu. »Jetzt werd’ ich mir mal ansehen, was das ist.«
    Eilig ging er auf das Vogelhaus zu, doch auf halbem Wege blieb er stehen und starrte auf die Gartenpforte.
    Durch die offene Tür kam Pussy, zerzaust und erschöpft, fast beschämt sah sie aus. Sie kam mit normalen Schritten und trottete dann etwas mühsam und mit gesenktem Kopf auf Charles zu.
    »Sie ist wieder da«, sagte er.
    Edith fühlte den Schleier aus dunkler würgender Angst, der auf sie zukam. Es war alles so vorausbestimmt, so fürchterlich unabwendbar. Mehr Yumas würden kommen, immer mehr. Wenn Charles jetzt gleich das Vogelhaus ausschüttelte, dann war natürlich nichts darin. Dann würde das Yuma wieder im Hause auftauchen, und Pussy würde es wieder fangen. Sie und Charles waren ihm ausgeliefert, sie konnten ihm nicht mehr entrinnen.
    »Stell dir vor, sie hat den ganzen Weg allein zu uns zurückgefunden – zwei Meilen!« Charles nickte seiner Frau überrascht lächelnd zu. Aber Edith mußte die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien.
    Stella Whitelaw
    Die Katzenfrau
    Lucinda Ward Barrington war eine unterentwickelte Katzennärrin. Sie hatte nie eine Katze besessen oder mit einer zusammengelebt, aber sie hielt jederzeit an, um auf der Straße eine räudige Gassenkatze zu streicheln, selbst wenn es regnete.
    Ihre Eltern hatten ihr nie ein Kätzchen gekauft, und ihre Schulfreundinnen hatten Hunde. Ihre Arbeit als Fotomodell bestand darin, katzenlos unter Scheinwerfern oder in exotischen Gegenden zu posieren. Manchmal verlangte man, daß sie sich mit einem Windhund aufnehmen ließ (sie gehörte zu dieser Art von Modellen), aber nie mit einer Streichelkatze.
    Obschon Katzen in ihrem Leben keine bestimmte Rolle spielten, dachte sie oft an sie. Sie ging nie ohne Gruß an einer Katze vorüber, kaufte stets einen Katzenkalender, und wenn sie im Fenster einer Tierhandlung die hinreißenden Possen eines winzigen Kätzchens sah, schmolz ihr Herz praktisch in ihre modischen Stiefel.
    Zu der Zeit in ihrem Leben wußte Lucinda nicht recht, was ihre Gefühle wollten. Sie wurde – um ein altmodisches Wort zu gebrauchen – von einem Mann hofiert, der sie heiraten wollte. Das brachte sie in ein schwer erträgliches Dilemma, denn obschon sie den Mann liebte, wollte sie nicht heiraten. Ihre Freiheit und Unabhängigkeit waren ihr kostbar; sie glaubte, ohne sie nicht leben zu können. Nachts schlief sie schlecht; die Sorgen verfolgten sie in ihre Träume und zeichneten zarte blaue Schatten dorthin, wo keine sein sollten.
    »Liebes, du siehst müde aus«, sagte Marc Lauritzen, der dänische Fotograf, der sie stets für erstklassige Modefotos beschäftigte. »Hast du zu hart arbeiten müssen? Du weißt, ich vergesse mich manchmal.«
    »Diese Mäntel sind heiß und schwer«, sagte sie und fuhr mit einer Hand unter den großen Kragen eines langen Pelzmantels, um ihrem feuchten Nacken Kühlung zu verschaffen. Die Spotlights und Reflektoren strahlen eine gleißende Hitze aus. Es war Hochsommer, und sie posierte mit Pelzen. Es war eine verrückte Welt.
    »Willst du schnell duschen? Ich kann unterdessen die Kulisse für die nächsten Aufnahmen bereitmachen.«
    Die Luxuspelze wurden mit Karren von Muschelverkäufern im Hintergrund fotografiert; das empfand man als amüsant. Lucinda hielt das für taktlos, aber sie tat, was man ihr sagte, und Marc befolgte die Anweisungen seiner Kunden. Er war sehr professionell.
    »Herrlich«, sagte sie und pflanzte einen feuchten kleinen Kuß hinter sein rechtes Ohr. »Eine Dusche wäre herrlich.«
    »Komm himmlisch duftend zu mir zurück«, sagte er poetisch, voll dänischem Charme und männlicher Verwirrung.
    Marcs Wohnung befand sich einen Stock höher als Atelier und Dunkelkammer. Er nannte das, über dem Laden zu

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