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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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einem luxuriösen Apartment, und Doktor Zeh entsprach dem Abbild eines Managers, wie ich sie gelegentlich in den Zeitungen abgebildet sah.
    Höflich, als seien wir drei Könige aus dem Morgenland, wies er uns die weichen Sessel an, in denen wir fast versanken. Er bot uns Getränke an, wie ein Ober einer Promiabsteige, schob uns die Kiste mit den gängigen Zigarettenmarken zu und deutete an, dass er zu unseren Diensten stand.
    Der junge Mann, vielleicht sein akademischer Assistent, war bereit, unsere Wünsche zu erfüllen.
    Aber ten Woolf, der das krasse Gegenbild des gepflegten Mannes darstellte, der selbst seine Gesichtszüge morgens zu bügeln schien, kam direkt zum Thema.
    Er zog einen Brief aus der Tasche. »Uns interessiert ein Schadensfall, den Sie abgewickelt haben«, sagte er forsch. »Es handelt sich um einen Lastzug, Kesselfahrzeug mit Anhänger, amtliches Kennzeichen B-AX 6161, Unfallort Lüleburgaz bei Istanbul.«
    Doktor Zeh rauchte, hielt seine Zigarette vornehm in der Nähe der Fingerkuppen zwischen seinen Fingern.
    »Die Unterlagen werden uns sogleich zur Verfügung stehen«, antwortete er und fragte: »Wollen Sie nichts annehmen, nicht einmal einen Kaffee?«
    Jan ten Woolf winkte ab. »Wir kommen gerade vom Frühstück.«
    Doktor Zeh versuchte es mit dem Wetter, um uns gesprächig zu machen. Doch es gelang ihm nicht.
    Der Assistent kam nicht allein zurück. Ihn begleitete ein etwa sechzigjähriger Glatzkopf, der sich als Doktor Riehm vorstellte und die juristische Betreuung der Schadensabwicklung versah, die Lappaliensummen überstiegen.
    Wir hörten zu, als er dozierte, dabei die Akte in den knochigen Händen hielt: »Der Lastzug ist auf der Strecke von Edirne nach Istanbul nach einem Überholmanöver vor Lüleburgaz durch Verschulden des Fahrers gegen eine Felswand geprallt. Der Fahrer kam dabei ums Leben. Als Zeugen haben drei türkische Staatsbürger unterschrieben, deren Namen und Adressen hier verzeichnet sind.«
    Wir sahen uns an.
    »Was stört Sie daran?«, fragte Doktor Zeh. »Ein entsprechender Bericht der türkischen Polizei ist beigeheftet.«
    »Wie hoch war die Versicherungssumme?«, fragte Weidenreich.
    Der Glatzkopf las die Akte: »Nach genauer Ermittlung, unter Berücksichtigung der Abschreibung und der wertvollen Fracht, chemische Grundsubstanzen, zahlten wir vierhundertfünfzigtausend Euro an den Fuhrunternehmer Heemerfeld.«
    Jan ten Woolf erhob sich.
    »Herr Doktor Zeh, reicht Ihnen meine Position als Kommissar von Interpol aus, uns eine Kopie auszuhändigen? Herr Weidenreich als Anwalt kann eine entsprechende Bestätigung anfertigen. Oder ist es Ihnen lieber, wenn der Staatsanwalt selbst diese Akte anfordert?«
    Doktor Zeh wurde böse.
    »Wenn dieser Fall Ihr Interesse gefunden hat, dann möchte ich lieber, dass der Staatsanwalt ihn übernimmt!«, sagte er scharf.
    »Danke«, antwortete Jan ten Woolf.
    Wir verließen das Prachtbüro, durch dessen Fenster wir bis zum Olympiastadion sehen konnten.
    Zu meiner Verwunderung nannte Jan dem Fahrer des Taxis, das uns der Portier herbeitelefoniert hatte, die Anschrift des Apartments meines Freundes Werner.
    Während der Fahrt schwiegen wir. Erst als wir wieder in der kleinen Wohnung saßen, sagte Jan ten Woolf: »Gut, dass wir über Telefon die Außenwelt erreichen können. Wir sitzen hier sozusagen in einer Festung.«
    Er machte langen Gebrauch von dieser Möglichkeit, sprach mit vielen Dienststellen und gab schließlich noch eine Bestellung an einen Supermarkt durch.
    Als er zurückkam, sagte er grinsend: »Verhungern werden wir nicht. Selbst unser Biervorrat wird aufgefrischt. Das Haus ist umstellt, und die Beamten lassen niemanden zu uns, den sie nicht bis auf die Geschlechtsteile untersucht haben. Die Aktionen laufen auf vollen Touren.«
    Und so war es auch.
    Beamte brachten uns die Lebensmittel, und ein Skatspiel meines Freundes sorgte für eine angenehme Beschäftigung.
    Bis in die Nacht spielten wir, reizten die Karten, denn wir wussten, dass die, die unser Verderben wünschten, nun zu Gejagten geworden waren.
     
    Wer konnte es uns verdenken, dass wir während der Nacht eine Siegesfeier vorweg feierten.
    Jan und ich nahmen Weidenreich im beseelten Zustand, dafür dennoch aufrichtig und herzlich, als Dritten im Bunde auf.
    Am Morgen duzten wir uns und schleppten mit leeren Blicken und brummenden Schädeln das Leergut beiseite.
    Wir putzten, spülten und saugten Staub, um Werner Selter für seine Rückkehr aus seinen dienstlichen

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