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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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strahlenden Punkten ab.
    Aber selbst der Himmel zeigte keinen Stern, denn Wolken mussten aufgekommen sein, während wir das sauerländische Bauernfrühstück zu uns genommen hatten.
    Kaya schlief bereits, als ich mich zu ihr legte und die Decke mit ihr teilte.
     
    Zum Frühstück gab es Milchkaffee, krustiges Bauernbrot, sauerländische Zwiebelwurst und Käse, mit dem Blick auf die Berge durch unverhangene Fenster.
    Es war frisch und kühl, als wir die Pension Talblick verließen. Die Sonne fand nur gelegentlich den Weg aus den Wolken.
    Die Wälder, die seitlich der Straße standen, trugen in den Spitzen bereits das erste Bunt des sich ankündigenden Herbstes.
    Wir fuhren an der Möhne-Talsperre vorbei und gelangten bald darauf auf die Autobahn.
    Nun hatten wir es eilig, denn Kaya fieberte förmlich ihrer zukünftigen Heimat entgegen.
    Ich hatte ihr erzählt, dass wir von einem Ferienland in das andere fuhren, von den weiten grünen Wiesen mit dem Buntvieh, den rot gedeckten Bauernhöfen und den aus Backsteinen und auf Warfen errichteten Kirchen, die Eindrücke hinterließen, wie sie in Europa einmalig waren.
    Unser Autoradio stand mir zur Seite mit einem gesendeten Suchspiel für Hörer, die um diese Zeit aus vielen versteckten Hinweisen einen Ort entdecken mussten, der in der Nachbarschaft Nordens lag, wie ich schnell erkannte.
    Kaya machte gedanklich mit, hörte die Shantymusik, fand Gefallen an dem Lied Wo die Nordseewellen trecken an den Strand, und meine Hinweise machten sie noch neugieriger.
    Es war Greetsiel, das Fischerdorf. Doch das Funkrätsel sollte nicht ich, sondern die mitratenden Hörer lösen.
    Ich fuhr fast Höchstgeschwindigkeit auf der Hansalinie, denn auch ich sehnte mich plötzlich nach meinem Zuhause und wusste, dass mein Bungalow mich nun nicht mehr mit trister Stille empfing, wenn ich vom Dienst kommen würde.
    Wir gönnten uns keine Pause mehr. Kaya fand bestätigt, was ich ihr vorgeschwärmt hatte, als wir uns Ostfriesland näherten.
    Aus dem Autoradio klang eine Orgelmusik, die von einem kanadischen Meister gespielt wurde. Der Organist entlockte den Pfeifen jubilierende Töne, die nach Hochzeit und Taufe klangen.
    Als der Reporter verkündete, dass wir die Arp-Schnitger-Orgel der Ludgerikirche von Norden gehört hatten, konnte ich Kaya unsere gemeinsame Heimat noch schmackhafter machen.
    Die Bundesstraße, die verglichen mit der Autobahn das letzte Stück der Autofahrt quälend langsam gestaltete, lag endlich hinter uns.
    »Wir sind zu Hause«, jubelte ich und fuhr über die Norddeicher Straße, die Norden mit Norddeich verband.
    Mein Bungalow lag in einer Nebenstraße. Ich sah keinen Nachbarn, als ich den Wagen auf mein Grundstück fuhr.
    Der graue Himmel hing tief über uns und nahm dem späten Nachmittag das Licht. Die Feuchtigkeit und der driftende Wind griffen in unsere noch sommerliche Kleidung. Er kühlte unsere sonnengebräunte Haut.
    Verwundert blickte ich auf Kaya, die für einige Sekunden in ein Schweigen gehüllt in ihrem Autositz verharrte.
    »Komm, meine kleine orientalische Perle. Träum deine Träume aus Tausendundeiner Nacht in meiner bescheidenen Hütte weiter«, forderte ich sie fröhlich auf.
    Kaya verließ das Auto, warf die Tür hinter sich zu und folgte mir mit kleinen Schritten.
    Ich schaute mich nach allen Seiten um, sah keine Nachbarn, die ich begrüßen musste, und war froh darüber, denn so entging ich neugierigen Fragen.
    Die letzten Sommerblumen hatten sich ohne meine Pflege mitten im Unkraut prächtig entfaltet.
    Plötzlich kam mir mein Haus unheimlich vor.
    Gerade trieb eine tiefe schwarze Wolke über uns und nahm dem rötlichen Klinker und den blauen Fensterläden, die ich vor der Reise verschlossen hatte, den farblichen Glanz.
    Ich nahm Kaya an die Hand. Sie wirkte kalt und feucht in der meinigen.
    »Kaya, die Strapazen der Reise, die Sorge um deinen Vater und das fehlende Mittagessen, vergiss es! Wir stehen vor dem Paradies«, sagte ich, um sie und auch mich aufzumuntern.
    Ich ließ Kaya los, nahm den Schlüssel und öffnete die massive Holztür.
    Mir kam die Dunkelheit des Korridors unheimlich vor, und ich fand die Erklärung darin, dass uns die Sonne des Mittelmeers mit Licht verwöhnt hatte.
    Ich fand den Schalter der Deckenbeleuchtung. Kaya folgte mir ängstlich. Der lange Flur lag im Schatten. Ich öffnete die Tür zum Wohnzimmer. In der Dunkelheit erkannte ich die Umrisse unserer Möbel, die meine verstorbene Frau mit viel Geschmack ausgesucht und

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