Letzte Runde in Mac's Place
Wahlkampf begeben - als sein »nomineller Troglodyt«, wie Pall es persönlich formuliert hatte.
Der Mann mit dem Telefonhörer am Ohr hatte eines jener sonderbar lieben, runden Gesichter, in denen fast alles nach oben weist - die Nase, die Mundwinkel, die Außenspitzen der dunklen Dickichte, die die Augenbrauen bildeten; alles bis auf das fliehende Kinn, das von einem kurzem, ungleichmäßigen Bart mit der Farbe von Ingwer nur dürftig getarnt wurde.
Nachdem er fast eine halbe Minute zugehört hatte, sprach Pall in das Telefon und beendete das Gespräch mit: »Tut mir leid, Larry, aber da kann ich nichts ändern.« Als er den Hörer aufgelegt hatte, lächelte er Keyes an, ohne die Zähne zu entblößen, und sagte: »Sie müssen Hamilton Keyes sein. Ich bin Bob Pall, der BNV.«
Obwohl die Abkürzung hoffnungslos unangemessen war und ihren Ursprung vor mindestens zwanzig Jahren in Vietnam und Laos hatte, nickte Keyes höflich und sagte: »Der Beschissene Neue Vorgesetzte.«
Palls Lächeln weitete sich und enthüllte eine Oberreihe hellgrauer Zähne. »Wollen Sie erst noch ein bißchen um den heißen Brei rumlaufen oder so?«
Keyes schaute auf seine Uhr. »Eigentlich nicht. Ich nehme an, das Weiße Haus hat Sie ausgesandt, die Tat zu vollbringen.«
Pall hörte auf zu lächeln und nickte jetzt ernst, fast gravitätisch. »Wir haben eine Menge überfälliger Rechnungen, politisches Zeug, und wir brauchen Ihren Platz und ein paar andere, um sie zu begleichen. Hat nichts mit Ihrer Person zu tun. Im Gegenteil, alle sagen mir, daß Sie tolle Arbeit geleistet haben.«
Keyes registrierte das Kompliment mit einem dünnen Lächeln, das praktisch im selben Augenblick wieder verschwand, holte den verschlossenen Umschlag mit dem Brief heraus, den er geschrieben hatte, und legte ihn auf den Schreibtisch.
Mit überraschtem Stirnrunzeln nahm Pall den Umschlag vom Tisch, ritzte ihn mit dem Daumennagel auf, fingerte eine Brille aus seiner Hemdtasche und las den Brief mit einem Blick. Seine Stirn glättete sich. »Okay. Großartig. Sie wollen den vorzeitigen Ruhestand.« Er nickte von dem Papier auf. »Aber wieso die Eile? Nächste oder übernächste Woche, das ist früh genug.«
»Ich sehe keinen Grund, es zu verlängern.«
»Und die Übergabe?«
»Alles, was mein Nachfolger braucht, findet er in den Akten, und er wird wahrscheinlich begeistert sein, daß ich nicht mehr im Weg bin.«
Pall erhob sich mit einem Grinsen, das seine hellgrauen Zähne fast vollständig entblößte. »Wenn man den ganzen Tag das Geplärre eines Haufens von Kleinkindern hört, ist es eine besondere Freude, wenn einem ein Erwachsener über den Weg läuft.« Er streckte die Hand aus und fügte hinzu: »Sonst noch was, das Sie mir sagen wollen?«
»Ich glaube, nicht«, sagte Keyes, schüttelte die dargebotene Hand, nickte freundlich, drehte sich um, ging auf die Tür zu und wandte sich noch einmal um. »Da ist eine Sache, die womöglich noch nicht in den Akten ist.«
»Was?«
»Das Steady-Haynes-Manuskript.«
Langsam setzte Pall sich in seinen Drehsessel und lehnte sich zurück. Seine Lippen waren jetzt geschürzt, seine schmalen grünlichen Augen wachsam. »Berichten Sie!«
Der ruhig dastehende Hamilton Keyes brauchte nicht ganz drei Minuten, um den Ablauf und die Person skizzenhaft zu schildern: den verstorbenen Steadfast Haynes, Isabelle Gelinets erpresserischen Anruf, das Begräbnis in Arlington, Isabelles Tod und seine Bemühungen sowie die eines anderen, dem Sohn des Toten alle Rechte am Haynes- Manuskript abzukaufen.
»Setzen Sie sich, Mann«, sagte Pall.
Keyes nahm wieder auf dem Stuhl ohne Armlehnen Platz.
»Okay«, sagte Pall. »Noch einmal, ganz langsam, Schritt für Schritt, von Anfang an.«
Keyes lieferte eine immer noch präzise, aber weitaus detailliertere Zusammenfassung, in deren Verlauf Palls Gesicht rosarot anlief, so daß es Keyes an einen gerade angezündeten riesigen Feuerwerkskörper erinnerte, der jeden Moment explodieren konnte - oder auch nicht.
Als er seine zweite Darstellung abgeschlossen hatte, fragte Keyes: »Noch Fragen?«
»Fragen?« wiederholte Pall, das Wort in zwei Stücke zerbrechend. »Allerdings, mein Freund. Ich habe da zwei oder drei Fragen. Sie haben dem Jungen, diesem Granville Haynes .«
»Er ist zweiunddreißig und wohl kaum mehr ein Junge.«
». dem Jungen fünfzig Riesen für die Memoiren seines alten Herrn angeboten, aber er lehnt ab, weil er bereits ein Hundert-Riesen-Angebot von Gott weiß
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