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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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dunkle Pfütze unter dem umgestürzten Pickup und entschied, daß es Blut war und doch kein Motoröl.
    Als der Cutlass rutschend auf dem festgebackenen Schnee vor dem Büro des Tall Pine Motel zum Stehen kam, sagte Erika McCorkle: »Versuchen Sie, zwei Zimmer zu bekommen. Falls nicht, ein Zimmer mit zwei Einzelbetten. Wenn sie nur ein Doppelbett frei haben, können wir noch mal drüber reden.«
    »Da gibt's nichts zu reden«, sagte Haynes.
    »Den Teufel tut's das.«
    »Falls es nur ein Bett gibt«, erläuterte er, »werde ich drin schlafen. Sie sind natürlich herzlich eingeladen, sich mir anzuschließen. Sollten Sie jedoch das Gefühl haben, das wäre zu intim, gibt es entweder den Fußboden oder die Badewanne.«
    »Buchen Sie erst mal das Zimmer, Prinz, bevor sich eine Warteschlange mit Ihnen am Ende bildet.«
    Haynes stieg aus, kratzte Schnee und Eis vom Kennzeichen des Wagens, merkte sich die Nummer und betrat das Büro des Motels. Fünf Minuten später kam er heraus, eine prall gefüllte Papiertüte unter dem Arm. Als er, die Tüte auf dem Schoß, wieder im Wagen saß, sagte er: »Wir haben das letzte freie Zimmer gekriegt. Ganz hinten rechts.«
    »Einzelbetten?« fragte sie, schlug das Steuer nach links ein und setzte zurück.
    »Hab' ich nicht nach gefragt.«
    Schweigend fuhren sie zu ihrem Zimmer. Das Gebäude des Tall Pine Motel krümmte sich in Bogenform vom Highway weg. Es hatte achtzehn Zimmer, neun auf jeder Seite des Büros. Das Motel war aus Recyclingziegelsteinen gebaut und von einem spitzen Schindeldach bedeckt. Jedes Zimmer hatte ein Fenster, eine Tür und einen Abstellplatz für einen Wagen. Haynes sah sich nach der hohen Kiefer um, die dem Motel den Namen gegeben hatte, konnte sie nicht finden und gab dem Schnee die Schuld daran.
    Als sie vor ihrem Zimmer anhielten, beendete Erika McCorkle das Schweigen mit einer Frage: »Was ist in der Tüte?«
    »Abendessen«, sagte Haynes. »Vier Cokes, zwei Baby Ruths, vier Mandel-Hersheys und vier Päckchen mit Dingern, die wie Erdnußbutter zwischen Ritz-Crackern aussehen.«
    »Die Erdnußbutterdinger sind gar nicht so schlecht«, sagte sie.
    Als Erika McCorkle nach einer zehnminütigen Dusche aus dem Bad kam, trug sie ihre Kamelhaarpolojacke als Bademantel. Haynes saß neben dem Doppelbett in einem der beiden Sessel und sah sich eine Wiederholung von The Scarecrow and Mrs. King an.
    Erika McCorkle kämmte im Stehen ihr feuchtes Haar und schaute dabei auf den Bildschirm. Als ein Werbespot kam, sagte sie: »Die Logik dieser Serie hab' ich nie begriffen.«
    »James Bond begegnet Erma Bombeck.«
    »Essen wir!« sagte sie.
    Sie tauschte ihr Baby Ruth gegen einen seiner Mandel-Hersheys, weil Baby Ruths, wie sie sagte, immer wie Ex-Lax schmeckten. Die Packungen mit Erdnußbutter und Ritz-Crackers teilten sie gleichmäßig auf und spülten alles mit Coke hinunter. Sie aßen und tranken schweigend, Haynes in seinem Sessel, Erika McCorkle jetzt auf dem Bett, an das Kopfbrett gelehnt.
    Als wieder ein Werbeblock begann, fragte sie: »Gucken Sie oft Fernsehen?«
    »Nein. Sie?«
    »Ich mag Wiederholungen von Katastrophen. Ein Präsident oder Premierminister wird erschossen. Eine Raumfähre explodiert. Ein Kronprinz fällt vom Pferd. Ein Kardinal muß zur Entziehungskur. Warum sollte man sich mit Ersatzbildern zufrieden geben, wenn man's in echt sehen kann?«
    »Da könnten Sie recht haben«, sagte Haynes und schaltete das Gerät aus.
    Sie nahm ihren letzten Schluck Coke, zerdrückte die Dose, zielte auf den Papierkorb, landete einen Treffer und sagte: »Als Sie noch Cop waren, sind Sie da jemals dran geraten - an die wirklich schlimme Scheiße?«
    »Ab und an, aber beim Morddezernat habe ich meistens den Rückstand gekriegt - die Überreste.«
    »Schon mal jemanden erschossen?«
    »Nein.«
    »Ist auf Sie geschossen worden?«
    »Zweimal.«
    »Haben Sie das gern gemacht? Detective im Morddezernat?«
    Er dachte über ihre Frage nach. »Ich mußte gut dabei sein, und die meisten Menschen machen gern, was sie gut können.«
    »Sind Sie gerne Schauspieler?«
    »Noch nicht. Aber es ist eine angenehme Art, Frauen kennenzulernen.«
    Sie schwang ihre bloßen Füße vom Bett und griff nach dem Telefon. »Besser, ich rufe Paps an und sage ihm, daß er sich keine Sorgen machen muß.« Als sie den Hörer abgenommen hatte, musterte sie Haynes, als müsse sie sich noch einmal seiner Harmlosigkeit vergewissern.
    Er bedachte sie mit seinem ererbten Lächeln und sagte: »Sie sind nicht in

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