Letzte Worte
ist mit Allisons Vater?«
» Er lebt irgendwo in Kalifornien. Er hätte sie nicht wiedererkannt, wenn sie ihm auf der Straße begegnet wäre. «
» War sie hier am College in psychologischer Beratung? «
Sheila sah sie scharf an. » Woher wissen Sie das? Hat es die Beraterin getan? «
» Wir wissen nicht, wer es getan hat « , wiederholte Lena. » Wir ermitteln in alle Richtungen. Kennen Sie den Namen der Beraterin? «
» Irgendeine Jüdin. «
» Jill Rosenburg? « Lena kannte die Psychologin aus einem anderen Fall.
» Klingt so. Glauben Sie, sie könnte es getan haben? «
» Ist eher unwahrscheinlich, aber wir sprechen mit ihr. Warum war Allison bei Dr. Rosenburg? «
» Sie sagte, das College wollte das so. «
Lena wusste, dass von Studienanfängern verlangt wurde, einmal einen Psychologen aufzusuchen, danach aber war es ihnen überlassen, ob sie weitere Beratungen in Anspruch nehmen wollten. Die meisten Studenten hatten mit ihrer Zeit Besseres zu tun. » War Allison depressiv? Hatte sie Selbstmordgedanken? «
Sheila schaute ihre abgenagten Fingernägel an. Lena sah, dass sie sich schämte.
» Mrs McGhee, es ist völlig in Ordnung, hier darüber zu sprechen. Wir alle wollen herausfinden, wer Allison das angetan hat. Auch die geringfügigste Information könnte uns weiterhelfen. «
Sheila atmete tief durch, bevor sie gestand: » Vor acht Jahren, als ihre Mutter starb, schnitt sie sich die Pulsadern auf. «
» Kam sie ins Krankenhaus? «
» Sie behielten sie für ein paar Tage, danach nahm sie an ambulanten Therapiestunden teil. Eigentlich hätten wir damit weitermachen sollen, aber für Ärzte ist kein Geld da, wenn man kaum genug Essen auf den Tisch bringen kann. «
» Schien es Allison danach besser zu gehen? «
» Mal so, mal so. Wie bei mir. Wie bei Ihnen wahrscheinlich auch. Es gibt gute und schlechte Tage, und solange es von beiden nicht zu viele sind, kommt man mit seinem Leben ganz gut zurecht. «
Das war eine der deprimierendsten Lebenseinstellungen, die Lena je gehört hatte. » Nahm sie Medikamente? «
» Sie sagte, der Arzt hätte ihr was Neues zum Ausprobieren gegeben. Soweit ich das sah, hat es nicht viel geholfen. «
» Hat sie über das Studium geklagt? Die Arbeit? «
» Nie. Wie gesagt, sie machte zu allem eine gute Miene. Das Leben ist hart, aber man kann sich ja nicht von jeder Scheiße, die einem passiert, herunterziehen lassen. «
» Ich habe ein Foto von Ihnen in Allisons Brieftasche gefunden. Sie war mit Ihnen und Jason zusammen. Es sah aus, als würden Sie alle auf einer Bank vor dem Studentenzentrum sitzen. «
» Sie hatte das in ihrer Brieftasche? « Zum ersten Mal schien so etwas wie ein Lächeln über Sheilas Gesicht zu huschen. Sie suchte wieder in ihrer Handtasche und zog ein Foto heraus, das mit dem in der Brieftasche ihrer Nichte identisch war. Sie schaute das Bild lange an, bevor sie es Lena zeigte. » Ich wusste gar nicht, dass sie für sich auch einen Abzug gemacht hat. «
» Wann wurde das aufgenommen? «
» Vor zwei Monaten. «
» Im September? «
Sie nickte und schnalzte mit der Zunge. » Am dreiundzwanzigsten. Ich hatte ein paar Tage frei und dachte, ich komme her und überrasche sie. «
» Wie war Jason? «
» Still. Arrogant. Leicht eingeschnappt. Er hielt die ganze Zeit ihre Hand, strich ihr über die Haare. Hätte mich wahnsinnig gemacht, wenn mich ein Junge die ganze Zeit so angegrapscht hätte, aber Allison störte es nicht. Sie war verliebt. « Sie sagte das so sarkastisch, dass es beinahe obszön klang.
» Wie viel Zeit haben Sie mit Jason verbracht? «
» Zehn, fünfzehn Minuten? Er sagte, er hätte eine Vorlesung, aber ich glaube, er war meinetwegen einfach nervös. «
Lena konnte verstehen, warum. Sheila schien von Männern keine sehr gute Meinung zu haben. » Wie kamen Sie darauf, dass Jason arrogant war? «
» Er hatte diesen Ausdruck im Gesicht, als würde seine Scheiße nicht stinken. Wissen Sie, was ich meine? «
Lena fiel es schwer, den pummeligen Studenten, den sie auf Jasons Ausweis gesehen hatte, mit dem arroganten Schnösel in Verbindung zu bringen, den Sheila beschrieb. » Hat er irgendwas Spezielles gesagt? «
» Er hatte ihr diesen Ring gekauft. Es war billiger Schrott und passte nicht zu ihrem Hautton, aber er war stolz wie ein Pfau. Meinte, es sei ein Versprechen, dass er ihr zu Thanksgiving einen besseren kaufen würde. «
» Nicht zu Weihnachten? «
Sie schüttelte den Kopf.
Lena lehnte sich zurück und dachte
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