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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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darüber nach, was die Frau eben gesagt hatte. Zu Thanksgiving machte man keine Geschenke. » Hat einer von den beiden erwähnt, dass sie bald Geld erwarteten? «
    » Die hatten beide kein Geld zu erwarten. Sie waren arm wie Kirchenmäuse. « Sheila schnippte mit den Fingern. » Was ist mit diesem alten Schwarzen im Diner? «
    Lena hatte gedacht, Frank wäre der Einzige, der dieses Wort noch benutzte. » Wir haben mit Mr Harris gesprochen. Er hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. «
    » Er war streng mit ihr, aber ich sagte mir, es ist gut, dass sie lernt, wie man mit Schwarzen arbeitet. Man braucht sich bloß die großen Firmen anschauen, die sind voller Schwarzer. «
    » Das stimmt « , sagte Lena und überlegte sich, ob die Frau dachte, ihre eigene braune Haut sei das Ergebnis zu häufiger Sonnenstudiobesuche. » Hatte Allison noch andere Freunde, von denen sie erzählte? «
    » Nein. Es ging die ganze Zeit nur um Jason. Ihre ganze Welt drehte sich um ihn, obwohl ich ihr sagte, sie sollte nicht alle Eier in einen Korb legen. «
    » Hatte Allison in der Highschool irgendwelche Jungs? «
    » Niemanden. Es ging ihr immer um ihre Noten. Wichtig war ihr nur, dass sie aufs College kam. Sie dachte, es würde sie davor bewahren… « Sie schüttelte den Kopf.
    » Wovor bewahren? «
    Nun rollte ihr doch eine Träne über die Wange. » Davor, genau so zu enden, wie sie es getan hat. « Ihre Unterlippe zitterte. » Ich wusste, ich sollte mir keine Hoffnungen für sie machen. Ich wusste, dass etwas Schlimmes passieren würde. «
    Lena beugte sich vor und ergriff die knochige Hand der Frau. » Das alles tut mir sehr leid. «
    Sheila setzte sich kerzengerade hin, um Lena zu zeigen, dass sie keinen Trost brauchte. » Kann ich sie sehen? «
    » Es wäre besser, wenn Sie bis morgen warten würden. Die Leute, bei denen sie jetzt ist, kümmern sich um sie. «
    Sie nickte, senkte kurz den Kopf und riss ihn sofort wieder hoch. Ihre Augen waren auf irgendetwas an der Wand gerichtet. Ihre Brust hob und senkte sich, sie atmete nach jahrelangem Rauchen leicht keuchend.
    Lena schaute sich im Zimmer um, sie wollte der Frau ein wenig Zeit geben, sich zu sammeln. Bis gestern war sie seit Jeffreys Tod nicht mehr in seinem Büro gewesen. Alle seine persönliche Habe war nach seinem Tod ins Haus der Lintons geschickt worden, aber Lena konnte sich noch gut erinnern, wie es hier ausgesehen hatte– die Schießtrophäen und Fotos an der Wand, die ordentlichen Papierstapel auf dem Schreibtisch. Jeffrey hatte immer ein kleines gerahmtes Foto von Sara neben dem Telefon stehen. Es war keine glamouröse Aufnahme, wie man sie eigentlich bei einem Ehemann erwarten würde. Sara saß auf der Tribüne des Sportstadions der Highschool. Sie trug ein viel zu großes Sweatshirt. Ihre Haare wehten im Wind. Lena vermutete, dass die Szene eine tiefere Bedeutung hatte, so wie das Foto von Jared im Footballstadion. Wenn Jeffrey mitten in einem schwierigen Fall steckte, schaute er dieses Foto sehr oft an. Man spürte dann förmlich, wie sehr er sich danach sehnte, zu Hause bei Sara zu sein.
    Die Tür ging einen Spalt auf. Frank schaute herein. Er war sichtlich wütend, hatte die Fäuste geballt, und sein Gesicht war so verkniffen vor Wut, dass man beinahe befürchtete, er würde sich die Zähne ausbeißen.
    Lena spürte eine Kälte von seiner Stimme ausgehen, als wäre die Temperatur im Zimmer um einige Grad gefallen. » Ich muss mit dir reden. «
    » Einen Augenblick noch. «
    » Jetzt sofort. «
    Sheila stand verängstigt auf und nahm ihre Tasche in die Hand. » Ich gehe dann mal. «
    » Es hat aber keine Eile. «
    Sie schaute Frank nervös an. Es lag Angst in ihrer Stimme, und Lena begriff plötzlich, dass Sheila McGhee schon zu oft der Wut von Männern zum Opfer gefallen war. » Ich habe Sie aufgehalten, obwohl ich doch weiß, dass Sie Besseres zu tun haben. « Sie zog einen Zettel aus der Tasche, gab ihn Lena und stürzte dann zur Tür. » Das ist meine Handynummer. Ich übernachte in dem Hotel drüben in Cooperstown. « Beim Verlassen des Zimmers wandte sie das Gesicht von Frank ab.
    » Warum hast du das getan? Du hast sie verängstigt «, fuhr Lena Frank an.
    » Setz dich! «
    » Ich lasse mich nicht… «
    » Ich sagte, setz dich. « Frank stieß sie auf den Stuhl. Lena wäre fast zu Boden gefallen. » Was, zum Teufel, ist los mit dir? «
    Er trat die Tür zu. » Was machst du für eine Scheiße? «
    Lena schaute durchs Fenster in den leeren

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