Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
geschlossene Garagentor.
    Lena bedeutete Brad zurückzuweichen. Tief geduckt ging sie zum Garagenfenster. Der Riss in dem Bastelpapier wirkte jetzt größer, mehr wie ein Ziel, vor das sie gleich ihr Gesicht halten würde. Sie warf einen schnellen Blick hinein. An einem Klapptisch stand ein Mann. Er trug eine schwarze Skimaske. Er schaute hoch, als hätte er ein Geräusch gehört, und Lena duckte sich mit hämmerndem Herzen schnell wieder. So blieb sie bewegungslos stehen und zählte die Sekunden, während ihre Ohren sich anstrengten, um Schritte oder das Durchladen einer Waffe zu hören.
    Sie zeigte Frank einen hochgereckten Finger: eine Person. Mit den Lippen formte sie das Wort » Maske « und sah, wie er überrascht die Augen aufriss. Frank deutete auf seine Waffe, und sie zuckte die Achseln und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Sie hatte nicht erkennen können, ob der Mann eine Waffe hatte oder nicht.
    Ohne Aufforderung ging Brad seitlich an dem Gebäude entlang. Er verschwand hintenherum, suchte offensichtlich nach anderen Ausgängen. Lena zählte die Sekunden und kam bis sechsundzwanzig, als Brad auf der anderen Seite des Hauses wieder auftauchte. Er schüttelte den Kopf. Keine Hintertür. Keine Fenster. Lena bedeutete ihm, dass er zur Straße zurückgehen und sie von dort aus sichern sollte. Das war eine Sache für sie und Frank. Brad wollte protestieren, aber sie schnitt ihm mit einem Blick das Wort ab. Schließlich senkte er ergeben den Kopf. Sie wartete, bis er mindestens fünf Meter entfernt war, und gab dann Frank mit einem Nicken zu verstehen, dass sie bereit sei.
    Frank ging zur Garage, bückte sich und umfasste den Stahlgriff am unteren Ende des Rolltors. Er schaute sich kurz zu Lena um und riss dann den Griff schnell nach oben.
    Der Mann im Inneren erschrak, die Augen in den Sehschlitzen der Skimaske wurden weit. In seiner behandschuhten Rechten hatte er ein Messer erhoben, als wollte er angreifen. Die Klinge war dünn und mindestens zwanzig Zentimeter lang. Etwas, das aussah wie getrocknetes Blut, verklebte den Griff. Der Beton unter seinen Füßen war dunkelbraun gefleckt. Noch mehr Blut.
    » Fallen lassen « , sagte Frank.
    Der Eindringling gehorchte nicht. Lena ging ein paar Schritte nach rechts, um ihm den Fluchtweg zu versperren. Er stand hinter einem großen Kantinentisch, auf dem Papiere verstreut lagen. Ein Doppelbett ragte aus der Seitenwand zur Mitte, sodass Tisch und Bett den Raum in zwei Hälften teilten.
    » Messer weglegen « , sagte Lena zu ihm. Sie musste sich seitwärts drehen, um am Bett vorbeizukommen. Auf dem Beton unter dem Bett war noch ein dunkler Fleck. Sie hielt die Waffe auf die Brust des Mannes gerichtet und wich vorsichtig Kartons und verstreuten Papieren aus. Das Messer noch immer erhoben schaute der Mann zwischen Lena und Frank hin und her.
    » Fallen lassen « , wiederholte Frank.
    Langsam ließ der Mann die Hand sinken. Lena atmete aus, weil sie dachte, die Sache würde jetzt einfach werden. Sie irrte sich. Ohne Vorwarnung schob der Mann den Tisch so heftig zur Seite, dass er gegen Lenas Beine knallte und sie aufs Bett warf. Ihr Kopf traf den Rahmen, als sie sich auf den Betonboden abrollte. Ein Schuss krachte. Lena glaubte nicht, dass er aus ihrer Waffe stammte, aber ihre linke Hand fühlte sich heiß an, fast so, als würde sie brennen. Jemand rief etwas. Ein gedämpftes Ächzen war zu hören. Sie rappelte sich wieder hoch. Ihre Sicht verschwamm.
    Frank lag mitten in der Garage auf der Seite. Seine Waffe lag neben ihm auf dem Boden. Mit der rechten Faust umklammerte er seinen linken Arm. Zuerst dachte sie, er hätte einen Herzanfall. Doch das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorsickerte, sprach dafür, dass er eine Stichwunde hatte.
    » Los! «, schrie er. » Sofort! «
    » Scheiße « , zischte Lena und schob den Tisch beiseite. Ihr war übel. Ihre Sicht war noch immer verschwommen, aber sie fixierte ihren Blick auf den schwarz gekleideten Verdächtigen, der die Einfahrt hinunterrannte. Brad stand stocksteif da, den Mund vor Überraschung weit offen. Der Eindringling lief an ihm vorbei.
    » Aufhalten! « , schrie sie. » Er hat auf Frank eingestochen! «
    Brad wirbelte herum und jagte hinter dem Mann her. Lena rannte ihm nach, ihre Turnschuhe klatschten über den nassen Beton und wirbelten Wasser bis zu ihrem Gesicht hoch. Am Ende der Einfahrt bog sie scharf ab und spurtete die Straße hinunter. Vor sich sah sie, wie Brad dem Verdächtigen immer näher kam. Er

Weitere Kostenlose Bücher