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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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beruhigten.
    Schließlich war es vorüber, und sie musste lachen bei dem Gedanken, Jeffrey könnte herausfinden, dass sie am Straßenrand das Periodensystem herunterleierte. In der Highschool war er eine allseits beliebte Sportskanone gewesen– attraktiv, charmant und unangestrengt cool. Es hatte ihn immer sehr amüsiert, wenn Sara ihre kleinen Marotten zeigte.
    Sie drehte sich um und widmete sich eine Weile den Hunden, damit sie sich beruhigten. Anstatt den Motor wieder zu starten, saß sie noch eine Zeitlang da und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus auf die leere Straße, die in die Stadt führte. Ihre Finger wanderten zum Kragen ihrer Bluse und dann zu dem Ring, den sie an einer Kette um den Hals trug. Jeffreys Collegering aus Auburn. Er war im Footballteam der Schule gewesen, bis er keine Lust mehr hatte, die Reservebank zu wärmen. Der Ring war klobig und zu groß für ihren Finger, aber ihn zu berühren war fast so, als würde sie Jeffrey berühren. Er war ihr Talisman. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie ihn berührte, ohne zu wissen, wie ihre Hand dorthin gekommen war.
    Ihr einziger Trost war, dass zwischen ihnen beiden nichts ungesagt geblieben war. Jeffrey hatte gewusst, dass Sara ihn liebte. Er hatte gewusst, es gab keinen Teil von ihr, der nicht ganz und gar ihm gehörte, so wie auch sie wusste, dass er dasselbe empfand. Als er starb, waren seine letzten Worte an sie gerichtet. Seine letzten Gedanken, seine letzten Erinnerungen, alle drehten sich um Sara. So wie sie wusste, dass ihre letzten Gedanken sich immer um ihn drehen würden.
    Sie küsste den Ring, bevor sie ihn wieder unter die Bluse steckte. Vorsichtig fuhr sie zurück auf die Straße. Das überwältigende Gefühl drohte zurückzukehren, als sie in die Stadt hineinfuhr. Es war so viel einfacher, die Dinge zu verdrängen, die sie verloren hatte, wenn sie einem nicht direkt ins Gesicht starrten. Das Footballstadion der Highschool, wo sie Jeffrey kennengelernt hatte. Der Park, in dem sie gemeinsam die Hunde ausgeführt hatten. Die Restaurants, in denen sie gesessen hatten. Die Kirche, in der sie gelegentlich, wenn ihre Mutter ihnen mal wieder ein schlechtes Gewissen gemacht hatte, den Gottesdienst besuchten.
    Es musste doch einen Ort, eine Erinnerung geben, die nichts mit diesem Mann zu tun hatte. Lange bevor Jeffrey Tolliver vom Grant County irgendetwas wusste, hatte sie dort schon gelebt. Sara war in Heartsdale aufgewachsen, war dort zur Highschool gegangen, dem Wissenschaftsclub der Schule beigetreten, hatte in dem Frauenhaus ausgeholfen, in dem ihre Mutter als Freiwillige jobbte, und hin und wieder sogar ihrem Vater bei der Arbeit geholfen. Sara hatte in einem Haus gewohnt, in das Jeffrey noch nie einen Fuß gesetzt hatte. Sie hatte ein Auto gefahren, das er nie gesehen hatte. Sie hatte ihren ersten Kuss von einem Jungen bekommen, dessen Vater den örtlichen Eisenwarenladen besaß. Sie war zu Tanzveranstaltungen und gemeinsamen Abendessen der Kirche gegangen und hatte sich Footballspiele angeschaut.
    Alles ohne Jeffrey.
    Drei Jahre bevor er in ihr Leben trat, hatte Sara in Teilzeit die Stelle des Bezirksleichenbeschauers übernommen, um ihren Partner in der Kinderklinik ausbezahlen zu können. Sie hatte den Job behalten, nachdem der Kredit schon längst abbezahlt war. Überrascht hatte sie damals festgestellt, dass es oft befriedigender war, den Toten zu helfen als den Lebenden. Jeder Fall war ein Rätsel, jede Leiche übersät mit Hinweisen auf ein Geheimnis, das nur Sara lüften konnte. Ein anderer Teil ihres Gehirns, von dessen Existenz sie nichts gewusst hatte, war bei dieser Arbeit gefordert. Sie hatte ihre beiden Jobs mit gleicher Leidenschaft geliebt, hatte zahllose Fälle bearbeitet und war vor Gericht für unzählige Verdächtige und Tatumstände als Zeugin aufgetreten.
    Jetzt konnte Sara sich an kein Detail aus irgendeinem der Fälle erinnern.
    Noch sehr gut konnte sie sich allerdings an den Tag erinnern, als Jeffrey Tolliver in die Stadt gekommen war. Der Bürgermeister hatte ihn von der Polizei in Birmingham weggelockt, damit er die Stelle des scheidenden Polizeichefs übernahm. Jede Frau, die Sara kannte, hatte gejuchzt vor Freude, wenn Jeffreys Name genannt wurde. Er war witzig und charmant. Er war groß, dunkel, gut aussehend. Er hatte im College Football gespielt, fuhr einen kirschroten Mustang, und beim Gehen zeigte er die athletische Anmut eines Panthers.
    Dass Jeffrey sich gerade Sara ausgesucht hatte, hatte

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