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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Frank schlug mit der Handfläche auf die Motorhaube. Wasser spritzte hoch, als würde ein Hund sich schütteln. Brad hatte er genug angeschrien, jetzt suchte er einen anderen, den er zusammenstauchen konnte.
    Lena hob den tropfnassen Parka vom Boden auf, schlüpfte hinein und zog die Kordel der Kapuze straff, damit ihre Haare nicht noch nasser wurden. Sie hatte sich kurz im Rückspiegel gesehen. Ihre Haare hatten angefangen, sich zu kräuseln. Der Regen betonte das irisch-katholische Erbe ihres Vaters und unterdrückte das ihrer mexikanischen Großmutter.
    » Adams! « , schrie Frank noch einmal.
    Als sie die Tür zuschlug, richtete Frank bereits eine weitere Tirade gegen Brad, er schrie ihn an, dass er sein Waffenhalfter zu tief trage.
    Lena zwang sich zu einem knappen Lächeln, um Brad ein wenig stillschweigende Unterstützung zukommen zu lassen. Vor vielen Jahren war sie selbst eine dumme Anfängerin gewesen. Vielleicht hatte auch Jeffrey gedacht, dass sie nichts wert sei. Dass er versucht hatte, aus ihr eine fähige Beamtin zu machen, war ein Vermächtnis seiner Entschlossenheit. Einer der wenigen Gründe, die für Lena gegen den Job in Macon sprachen, war der Gedanke, dass sie Brad helfen könnte, ein besserer Polizist zu werden. Sie könnte ihm beibringen, die Finger von der Korruption zu lassen und alles auf die korrekte Art zu machen.
    Mach, wie ich es dir sage, und nicht, wie ich es tue.
    » Bist du noch immer sicher, dass es das ist? « , wollte Frank wissen. Er meinte das Haus.
    Brads Adamsapfel hüpfte. » Ja, Sir. Die Adresse hatte das College in den Akten. Taylor Drive sechzehneinhalb. «
    » Hast du schon an die Tür geklopft? «
    Brad schien nicht so recht zu wissen, welche Antwort die richtige war. » Nein, Sir. Sie haben gesagt, ich soll auf Sie warten. «
    » Hast du die Telefonnummer des Besitzers? «
    » Nein, Sir. Sein Name ist Mr Braham, aber… «
    » O Mann « , murmelte Frank und stapfte die Einfahrt hoch.
    Lena konnte nicht anders, Brad tat ihr ganz einfach leid. Sie dachte daran, ihm auf die Schulter zu klopfen, aber er neigte den leuchtend pinkfarbenen Regenschirm in die falsche Richtung, sodass ihr ein Schwall Regenwasser über den Kopf schwappte.
    » O Gott « , hauchte Brad. » Lena, tut mir leid. «
    Sie unterdrückte einige Flüche, die ihr auf der Zunge lagen, und ging ihm voraus zu Frank.
    Taylor Drive sechzehneinhalb war eine Garage, die etwas länger war als ein Minivan und doppelt so breit. » Umgebaut « war eine ungenaue Beschreibung, denn von außen war der Anbau so gut wie nicht verändert. Das metallene Rolltor war noch immer vorhanden, schwarzes Bastelpapier bedeckte die Fenster. Wegen des bewölkten Tages drang das Licht der Innenbeleuchtung durch die Ritzen in der Wandverkleidung aus Aluminium. Büschel pinkfarbener Glasfaser-Isolierung quollen heraus und hingen schlaff im Regen. Das Blechdach war rostrot, eine blaue Abdeckplane überspannte die hintere Ecke.
    Lena starrte die Garage an und fragte sich, warum eine Frau, die noch halbwegs bei Verstand war, freiwillig hier wohnte.
    » Roller « , bemerkte Frank. Neben der Garage stand eine lila Vespa. Eine Gliederkette verband das Hinterrad mit einem in den Beton der Einfahrt geschraubten Ringbolzen. Er fragte: » Die gleiche Kette wie die an dem Mädchen? «
    Unter dem Rad sah sie etwas leuchtend Gelbes aufblitzen. » Sieht aus wie das gleiche Schloss. «
    Lena musterte das Haus, eine Ranch mit Zwischengeschoss und quer stehendem Giebeldach. Die Fenster waren dunkel. Neben dem Haus oder auf der Straße stand kein Auto. Sie würden den Besitzer finden müssen, um von ihm die Erlaubnis zum Betreten der Garage zu bekommen. Sie klappte ihr Handy auf, um Marla Simms anzurufen, die bereits etwas ältere Sekretärin des Reviers. Zusammen mit ihrer Freundin Myrna stellte Marly eine Art Rolodex für jeden Einwohner der Stadt dar.
    Brad drückte das Gesicht gegen eines der Garagenfenster. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, durch einen Riss im Bastelpapier zu sehen. » O Gott « , flüsterte er und wich dann so schnell zurück, dass er beinahe über die eigenen Füße gestolpert wäre. Er zog seine Waffe und kauerte sich hin.
    Lenas Glock war in ihrer Hand, bevor sie überhaupt daran dachte, sie zu ziehen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Adrenalin schärfte ihre Sinne. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte ihr, dass auch Frank seine Waffe gezogen hatte. Zu dritt standen sie da und richteten ihre Waffen auf das

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