Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
‚Haltet sie auf, haltet sie auf, sie hat alle umgebracht!‘ Und ich hab mir gedacht“, endete der Friedrich, „der mit den Handschellen, das ist mir doch der Verdächtigere von beiden, und ich hab ihn festgesetzt. Sie hat ja keine Anstalten gemacht, wegzurennen.“ Der Friedrich nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. „Jetzt“, sagte er und wischte sich den Schaum vom Mund, „schaut das gleich ganz anders aus. Sie hat geglaubt, sie kann alles dem Kaspar da in die Schuhe schieben.“ Der Friedrich nickte bedächtig, zum Zeichen, dass er mit seinen Erklärungen ans Ende gekommen war.
Gasperlmaier mischte sich ein. „Jetti, kannst du vielleicht der Frau Doktor irgendwas zum Anziehen …“ Der Friedrich sah hinunter auf den Rock der Frau Doktor, der bei weitem nicht mehr bedeckte, was zu bedecken war. „Ist vielleicht eine ganz gute Idee“, brummte er, „und bringst dem Gasperlmaier und der Frau Doktor vielleicht auch gleich einen Lupitscher, die hat nämlich schon eine Ganslhaut.“ Die Jetti schaute ein wenig sauer drein, weil sie, so dachte Gasperlmaier bei sich, befürchtete, irgendetwas Spannendes zu versäumen, das es vielleicht noch zu sehen oder zu hören gab. Die Frau Doktor verschwand mit der Jetti um die Ecke. „Ich kann euch ja allein lassen, die zwei sind eh angehängt!“
„Ich mach euch den Lupitscher.“ Der Kilian ging ebenfalls in die Hütte, zurück blieben Gasperlmaier, der Bohuslav und der Friedrich mit den beiden Gefangenen, die sich so ruhig verhielten, dass es Gasperlmaier fast unheimlich wurde. Die Susi Schneider starrte ihn nur unverwandt an. Gasperlmaier musste daran denken, wie sie ihm während seiner Bewusstlosigkeit mit blutroten, langen Fingernägeln erschienen war und ihn verfolgt hatte. Der Bohuslav grinste. „Hast du gesehen supersexy Haxen von Frau Doktor? Bis ganz oben!“ Gasperlmaier warf ihm einen bösen Blick zu. Der Bohuslav, so dachte er bei sich, denkt immer nur an das eine und hat bei der Frau Doktor überhaupt keine Chancen.
„Erzähl halt!“, sagte der Friedrich nur, und Gasperlmaier erzählte, bis der Friedrich alles gehört hatte, was sich zugetragen hatte, seit sie sich vor der Loserhütte getrennt hatten. „Das gehört schon genäht, weißt du!“, meinte der Friedrich und wies, nur mit gehobenem Kopf und Augenbrauen, auf eine Stelle über Gasperlmaiers rechtem Auge. Der langte unvorsichtig danach und zuckte vor Schmerz zusammen, als seine Finger auf eine anscheinend offene Wunde trafen. Höllisch brannte es, dennoch winkte Gasperlmaier ab. Er wollte nicht als Schwächling gelten, der wegen einem Kratzer gleich ins Krankenhaus lief.
„Und wer von euch beiden war es denn nun?“, fragte der Friedrich in die Runde. „Und warum hast du denn den Gasperlmaier den Abhang hinuntergeschmissen, ha?“ Einen leicht bissigen Unterton, fand Gasperlmaier, ließ der Friedrich schon mitschwingen in seiner Frage. Der Magister Fritzenwallner hob den Kopf. „Sie war’s! Sie hat mich ja völlig fertiggemacht mit ihrer Eifersucht! Die hat ja geklammert wie, wie …“ Anscheinend, so dachte Gasperlmaier bei sich, fiel dem Herrn Magister jetzt kein passender Vergleich dafür ein, wie die Susi Schneider geklammert hatte. „Ja, ja!“, mischte sich die Frau Doktor jetzt aus dem Hintergrund ein. Sie trug, so stellte Gasperlmaier fest, der Jetti ihre Blue Jeans, die um den Hintern herum viel zu weit waren, weil die Jetti anscheinend einen größeren besaß als die Frau Doktor. Sehr kleidsam und stilvoll war das nicht. „Und Ihre Kollegin Zettel, die hat womöglich auch geklammert? Ja? Und die haben wir natürlich nicht erpresst! Und die Sandra Märzendorfer und die Simone Eisel, die haben natürlich auch geklammert. Da ist es schon recht praktisch, wenn man eine Felswand bei der Hand hat …“
Plötzlich schrie der Magister Fritzenwallner auf. „Mir wollt ihr die Morde jetzt anhängen? Mir? Warum, glauben Sie, hat sie Sie denn den Berg hinuntergestoßen, Sie und den Herrn Inspektor? Weil sie mich retten wollte? Da täuschen sie sich aber, Madame! Sie hat nämlich mir auch noch einen Rempler verpasst, die Kanaille! Und dann hat sie sich eine schöne Geschichte ausgedacht! Der böse Kaspar, der hat alle auf dem Gewissen, und sie ist die Unschuld vom Land!“
Der Kilian kam gerade recht, um die Anschuldigung noch mitzuhören. Er stellte die beiden dampfenden Lupitscher vor die Frau Doktor und Gasperlmaier hin. Der trank zwar recht selten dieses teuflische
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