Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
und alsbald erfing er sich wieder. Gasperlmaier hatte ein flaues Gefühl im Magen. Es war ihm gar nicht recht, dass die Katharina eine lesbische Lehrerin hatte. Andererseits wollte er keinesfalls als verzopfter Idiot dastehen, der den Homosexuellen ihre Rechte streitig machte. Das mit den Schwulen war ja alles kein Problem und gut und schön, solange es nicht in seine Familie hineinreichte, dachte Gasperlmaier bei sich. „Und wenn sie sie hinausschmeißen, dann streiken wir für die Frau Professor! Wir gehen bis nach Graz!“ Die Katharina schwang angriffslustig ihre Gabel. Na bravo, dachte Gasperlmaier bei sich, noch hatte er nicht einmal seine Blessuren aus dem Mordfall gänzlich überstanden, schon stand neues Ungemach ins Haus.
Als der Kilian eine Runde Schnaps vor sie hinstellte, winkte die Frau Doktor ab. „Ich muss fahrtauglich bleiben, außerdem muss ich jetzt weg, mir stehen heute noch Vernehmungen ins Haus. Am meisten reden sie, wenn man dranbleibt, solange die Sache noch heiß ist.“ Sie stand auf und schüttelte allen die Hände. „Gasperlmaier, kommen Sie noch kurz mit mir hinaus? Es gibt noch etwas Vertrauliches zu besprechen.“ Als Gasperlmaier aufstand, merkte er, dass er den Alkohol bereits zu spüren begann. Hoffentlich würde ihn die Christine heute nach Hause fahren. Draußen auf der Terrasse nahm in die Frau Doktor an der Schulter. „Gasperlmaier, ich habe Ihnen einiges zugemutet, diesmal. Schauen Sie uns beide an – nicht so schlimm wie beim letzten Mal, aber immerhin sind wir auch diesmal im Krankenhaus gelandet. Und Sie sollten sich das wirklich nähen lassen.“ Sie deutete auf Gasperlmaiers Wunde über der Augenbraue. Der nickte. Die Frau Doktor zog ihn zu sich heran und küsste ihn auf beide Wangen. „Auf Wiedersehen, Gasperlmaier. Und schauen Sie mir drauf, dass im Ausseerland nicht so viel gemordet wird!“ Sie lächelte, winkte ihm noch einmal zu und verschwand um die Hausecke. Gasperlmaier war wie betäubt. Er spürte noch das Parfum der Frau Doktor in der Nase, und die Küsse brannten ihm wie Feuer auf den Wangen. Hatte er geträumt, oder war das Wirklichkeit gewesen? Langsam machte er sich wieder auf den Weg in die Gaststube. Hoffentlich sah ihm die Christine nicht an, was gerade geschehen war.
Herbert Dutzler
© Foto: Haymon Verlag
Zum Autor
Herbert Dutzler, geboren 1958, aufgewachsen in Schwanenstadt und Bad Aussee, lebt als Lehrer und LehrerInnenbildner in Schwanenstadt. Veröffentlichung von Lehrbüchern für den Deutschunterricht. Sein Debüt Letzter Kirtag ist 2011 bei Haymon erschienen.
Impressum
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Innsbruck-Wien
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ISBN 978-3-7099-7419-3
Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
Coverfoto: www.shutterstock.com / Rob Byron
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