Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
den Krankenwagen geschoben wurde. Der Fahrer ging nach vorn und machte sich an seinem Funkgerät zu schaffen, während sich Christoph wieder Gasperlmaier zuwandte. Inzwischen hatte sich die Gruppe vergrößert. Der Kahlß Friedrich stand schnaufend neben dem zerstörten Audi und schüttelte den Kopf. Die beiden Feuerwehrleute waren bereits damit beschäftigt, Bindemittel auf die ausgeronnene Flüssigkeit zu streuen.
„Bist du gefahren?“, wollte der Friedrich wissen. Gasperlmaier wurde es jetzt endgültig zu bunt. Schweigend zog er den Hals ein und würdigte den Friedrich keiner Antwort. „Wie kommen wir jetzt hinunter?“ Die Frau Doktor hatte sich zu ihnen gesellt. Der Kahlß Friedrich deutete auf den Polizei-Opel. „Wir fahren miteinander hinunter. Ich hab den Audi-Händler angerufen, der wird Ihr Auto in die Werkstatt bringen lassen. Es ist gar nicht weit, kurz vor Bad Aussee. Hoffentlich kann man’s noch reparieren.“ Der Friedrich, dachte Gasperlmaier bei sich, machte sich mehr Sorgen um das schöne Auto als um die Frau Doktor, deren Hand übel aussah. Der Verband war schon ziemlich gut durchblutet, fand Gasperlmaier. Und auch seine Halsschmerzen meldeten sich immer deutlicher.
Gasperlmaier wollte zeigen, dass er verstand, Prioritäten zu setzen. „Frau Doktor, Sie sollten auch ins Krankenhaus. Vielleicht muss die Hand genäht werden.“ Die Frau Doktor winkte ab. „Wegen dem Kratzer? Mehr Sorgen mach ich mir um mein Auto!“ Gasperlmaier schüttelte resigniert den Kopf, was die Schmerzen in seinem Nacken nur verstärkte. Der Christoph verabschiedete sich: „Wir passen auf euren Mörder auf. Dass er nicht auskommt!“ Als der Rettungswagen wendete und den Berg wieder hinunterfuhr, bedeutete ihnen der Friedrich, einzusteigen.
8
Nun saßen Gasperlmaier und die Frau Doktor doch im Krankenhaus in Bad Aussee, und zwar in der Notaufnahme. „Ich hab es Ihnen gleich gesagt, das gehört genäht!“ Gasperlmaier gab sich stur. Eigentlich waren sie ja nur hierhergefahren, um den Magister Eisel zu vernehmen, den man auch hierhergebracht hatte. Als die Stationsschwester jedoch einen Blick auf die Hand der Frau Doktor geworfen hatte, war sie nahezu hysterisch geworden. Schlussendlich hatte man ihnen mitgeteilt, dass der Magister Eisel im Moment ohnehin nicht vernehmungsfähig sei, und sie in die Unfallambulanz geschickt, wo sie auf die Behandlung warten sollten. „Gasperlmaier, warum halten Sie den Kopf denn so schief?“ Gasperlmaiers Schmerzen im Bereich der Halswirbel waren in der letzten Stunde heftiger, teils nahezu unerträglich geworden. Er hatte sich nach links hinten gelehnt und den Kopf nach rechts vorne gestreckt, um die Schmerzen ein wenig zu lindern. „Nichts, nichts!“, beschied er der Frau Doktor. Das fehlte noch, dass man ihn hier auch zum Patienten erklärte. Nachdem die Frau Doktor aufgerufen worden war, stand Gasperlmaier auf, denn das Sitzen war ihm unerträglich geworden. Vorsichtig versuchte er durch Bewegen der Schultern und Arme die Schmerzen in seinem Hals zum Nachlassen zu bewegen, doch es half nicht viel. Die Schwester kam wieder vorbei und blieb vor Gasperlmaier stehen. „Was ist denn mit Ihnen los? Haben Sie Schmerzen?“ „Nein, nein!“, Gasperlmaier versuchte zu lächeln, was aber nicht gänzlich gelingen wollte. „Nur ein wenig verspannt!“ Er schüttelte locker die Arme aus, um der Schwester zu beweisen, dass ihm aber auch wirklich nichts fehlte. Dabei verspürte er einen heftigen Stich in der Wirbelsäulengegend, der ihm bis ins Hirn fuhr und ihn zusammenzucken ließ. „Na, für einen, der keine Schmerzen hat, benehmen Sie sich ja ziemlich eigenartig. Sagen Sie, waren Sie nicht auch an dem Unfall mit dem Polizeiauto beteiligt?“ Gasperlmaier versuchte entspannt zu nicken, aber es gelang ihm nicht. Die Krankenschwester fasste ihn am Arm. „Kommen Sie einmal mit.“ Gasperlmaier versuchte nicht einmal, sich zu wehren, es schmerzte zu sehr. „Schwester Angelika, der Herr hier möchte zum Röntgen. Wirbelsäule, Schleudertrauma, Autounfall. Das Übliche halt.“ Die Schwester Angelika nickte, lächelte und drückte Gasperlmaier einen Zettel in die Hand, den sie eben ausgedruckt hatte. „Und wir holen uns jetzt gleich noch eine Halskrause. Ich bin übrigens Schwester Gabi.“ Diesmal etwas vorsichtiger, nahm sie Gasperlmaier wiederum am Arm, brachte ihn drei oder vier Türen weiter und schubste ihn in einen Raum, in dem ein Radfahrer im Renndress auf einer Bahre lag.
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