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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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erwischt, als es zunächst den Anschein hatte. Sehen Sie!“, sie deutete durch das schmierige Seitenfenster des Nissan, „der hat keinen Airbag. Er muss mit dem Brustkorb auf das Lenkrad aufgeschlagen sein. Im ersten Schock hat er wahrscheinlich nichts gespürt, wahrscheinlich eine Brustkorbprellung.“ Das Stöhnen des Magister Eisel war schlimmer geworden. Gasperlmaier fürchtete um ihn und hoffte, die Rettung werde bald kommen. „Legen Sie sich lieber hin!“, sagte er zum Magister Eisel. Der aber nickte nur anstatt einer Antwort und streckte dem Gasperlmaier die gefesselten Hände hin. Allein, so schien es Gasperlmaier, brachte er das wohl nicht mehr zustande. Als ihn Gasperlmaier an einer Hand nahm und ein wenig daran zog, um den Rücken des Magister Eisel von der Leitschiene wegzubekommen, entrang sich dessen Kehle ein erbärmliches Röcheln. Gasperlmaier griff nach der zweiten Hand und ließ ihn langsam auf den Rücken sinken. Als Gasperlmaier losließ, fühlte die Frau Doktor dem Verletzten den Puls, nahm ihm die Handschellen ab und sah sorgenvoll zu Gasperlmaier auf. „Meglich, er ist schwerer verletzt, innerlich? Vielleicht, dass ist Arterie gerissen und ganze Bauchraum schon voller Blut?“ Bohuslavs Diagnose führte dazu, dass der Magister Eisel erneut röchelte und den Bohuslav mit vor Entsetzen starren Augen anblickte.
    „Das wäre jetzt aber nicht nötig gewesen!“ Die Frau Doktor bedachte den Bohuslav mit einem vorwurfsvollen Blick mit gehobenen Augenbrauen. Gasperlmaier meinte, er könne das Folgetonhorn eines Rettungswagens leise hören. Kurz darauf wurde deutlich, dass sich eine ganze Karawane von Einsatzfahrzeugen die Bergstraße heraufschlängelte. Angeführt wurde sie von der Rettung, dahinter kam ein Einsatzfahrzeug der Altausseer Polizei, und zum Schluss ein Feuerwehrfahrzeug. Es war schon, so dachte Gasperlmaier bei sich, ein beeindruckender Anblick, wenn die österreichischen Blaulichtorganisationen in geschlossener Formation einen Einsatz in Angriff nahmen, optisch ebenso wie akustisch.
    Die Frau Doktor hatte sich inzwischen neben den Magister Eisel hingehockt, was, so dachte Gasperlmaier, in dem engen Kostüm mit den Stöckelschuhen nicht so angenehm sein konnte. „Gleich bekommen Sie Hilfe! Halten Sie durch!“, sprach sie dem Magister Eisel Mut zu. Gasperlmaier selbst hatte nicht viel für den Magister Eisel übrig, der zuerst, so nahm Gasperlmaier an, seine Frau gewürgt und die Loserwand hinuntergestoßen, und danach noch die Frau Doktor verletzt und ihren Audi kaputtgefahren hatte. Und auch er, Gasperlmaier, begann ein unangenehmes Ziehen links der Halswirbelsäule zu verspüren. Während er in die Betrachtung der Frau Doktor in ihrer Rolle als Trostspenderin versunken war, hatte der Bohuslav das Rettungsfahrzeug eingewiesen, das direkt in der Kehre, ein wenig oberhalb der Stelle, an der der Magister Eisel nun lag, anhielt. „Hallo, Papa!“, rief ihm der Christoph entgegen, der gerade beim Roten Kreuz seinen Zivildienst ableistete. „Was machst denn du da heroben? Hast du das Auto da zu Schrott verarbeitet?“ Der Christoph deutet auf den Audi, und Gasperlmaier kam ein wenig Magensäure hoch. Warum musste jeder hier annehmen, dass er Schuld daran trug, wenn zwei Autos zusammenstießen? Hatte er einen solchen Ruf, dass man automatisch annahm, wenn etwas schiefging, dann war der Gasperlmaier schuld? „Der da hat uns von oben gerammt!“, entfuhr es ihm ein wenig aggressiver, als es angemessen gewesen wäre. Der Christoph zuckte zurück. „Aber Papa, hast du vielleicht einen Schock? Sollen wir dich auch mitnehmen? Bei Schock musst du dich hinlegen und die Füße hinaufstrecken, das schaut sicher hübsch aus.“ Gasperlmaier fand, dass der Christoph offensichtlich zu unreif war, um so einen Einsatz mit dem nötigen Ernst abwickeln zu können, und dass er darüber hinaus schlecht ausgebildet war, da er anscheinend einen medizinischen Schock nicht von einem psychischen Schockzustand auseinanderzuhalten vermochte. Das war selbst ihm, Gasperlmaier, geläufig.
    Der Christoph wandte sich von ihm ab und trat zu dem Fahrer des Rettungswagens, der in dem engen Raum zwischen dem Fahrzeug des Magister Eisel und der Leitschiene versuchte, eine Krankentrage abzustellen. Der Christoph half ihm nun dabei, dem Magister Eisel eine Halskrause anzulegen und ihn auf die Trage zu legen. Als sie ihn vorsichtig anhoben, stöhnte er ganz erbärmlich. Gasperlmaier sah schweigend zu, wie die Trage in

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