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Leuchtend

Leuchtend

Titel: Leuchtend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Green
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selbst, als auch zu mir.
    Er steht auf und setzt sich sichtlich verwirrt an seinen Schreibtisch zurück. Ich hingegen bin in einer völlig anderen Welt, kann jedoch den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht entschlüsseln. Er setzt sich in seinen Fauteuil und sieht mit zusammengekniffenen Augen und sorgenvoller Stirn aus dem Fenster. So habe ich ihn noch nie gesehen. Mit Sicherheit sollte ich gegen diese schreckliche und wirklich unangebrachte Reaktion ankämpfen, aber ich fühle mich seltsamerweise ganz weich. Vielleicht sollte ich etwas sagen. Aber was?
    "Sie sollten sich wieder anziehen. Wir können uns um 16 Uhr treffen,
    wenn Sie mich noch interviewen wollen. Kommen Sie zu den Weinbergen. Ein öffentlicher Ort und ein wenig frische Luft sind vielleicht besser für uns beide."
    Danke, auf Wiedersehen.

5. Bernstein und Dämon
    Mit immer noch geröteten Wangen und stockendem Atem kehre ich nach diesem heißen Tête-à-Tête in mein Zimmer zurück. Auf der großen vergoldeten Uhr, die auf dem Kamin thront, ist es fast 15 Uhr. Mir wird klar, dass ich in vier Stunden im Zug sitzen werde und dieser seltsame Tagtraum sein Ende finden wird. Ein kalter, erotischer Schauer läuft mir über den Rücken und ich kann nach wie vor keinen klaren Gedanken fassen. Dieser Mann macht mich buchstäblich verrückt. Unsere Körper scheinen füreinander bestimmt zu sein, doch unsere Persönlichkeiten fordern sich gegenseitig heraus, suchen sich und provozieren einander, ohne dass dieses Spiel einen klaren Sieger hervorbringt. Gewiss beeindruckt er mich mit seinem durchdringenden Blick, dieser rauen und zugleich weichen Stimme, diesen geschickten Händen und diesem Mund, der mich elektrisiert, und dem ich mich unerbittlich unterwerfe. Dennoch gebe ich mich nicht so leicht geschlagen. Wenn er ein kleines, braves und gefügiges Mädchen sucht, bin ich nicht die Richtige.
    Jetzt hast du gut reden! Doch wenn du ihm gegenüberstehst, bist du um einiges weniger überzeugend, meine Liebe …
    Wieder einmal werden meine Gedanken von dieser kleinen, leisen inneren Stimme unterbrochen, die jeglichem Versuch der Rebellion die Glaubwürdigkeit nimmt. Man könnte meinen, ich würde die Augen vor der Wahrheit verschließen. Doch ich muss endlich aufwachen und es mir ein für alle Mal eingestehen: Gabriel Diamonds schlägt mich bei diesem Katz-und-Maus-Spiel haushoch! Verglichen mit ihm bin ich nur eine Anfängerin. Diese Erkenntnis schockiert mich. Mit einem Mal habe ich keine Lust mehr, über all das nachzudenken, ständig zu analysieren und unaufhörlich zu hinterfragen.
    Lebe im Hier und Jetzt, Amandine, und hör auf, alles infrage zu stellen!
    Außer Marion fällt mir niemand ein, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen könnte. Ich hole mein Telefon aus der hinteren Tasche meiner Jeans und diese verstohlene Bewegung erinnert mich sofort daran, dass auch die Hände des Milliardärs mich hier berührt haben. Das Gefühl der Verwirrung überkommt mich erneut, doch ich lasse mich von meiner eigenen Schwäche nicht unterkriegen, und rufe sogleich die Person an, die am besten weiß, wie man mich wieder zur Vernunft bringt.
    "Und, hast du eine gute Flasche Wein für mich?
    Hallo, ich heiße Marion, und ich bin nur auf meinen eigenen Vorteil bedacht!"
    "Nein, noch nicht. Das hängt von diesem Telefonat ab."
    "Du kennst mich, ich bin ein Engel! Geht es dir gut?
    Wird dir die Zeit in diesem hintersten Winkel der Erde allmählich zu lang?"
    "Nein …"
    "Du verheimlichst mir doch etwas! Also, raus mit der Sprache!"
    "Ich habe jemanden kennengelernt. Obwohl, kennengelernt ist vielleicht ein wenig übertrieben. Sagen wir, ich habe unseren Keuschheitswettkampf verloren."
    "Was? Hast du mit einem Unbekannten
geschlafen?!"
    "So weit würde ich nicht gehen, aber fast … Er ist 35 Jahre alt, schön wie ein Gott und Multimilliardär."
    "Haha, hör auf, mich zu veralbern. Du, ich muss los. Tristan kommt dann vorbei. Ruf mich heute Abend an, und sag mir Bescheid, ob du gut angekommen bist!"
    Mist, offensichtlich glaubt sie mir nicht!
    "Ach, und Amandine … Du bist schön, intelligent und humorvoll. Du wirst bestimmt deinen Traumprinzen finden, aber ausdenken musst du dir keinen!"
    Schlussendlich bin ich diejenige, die auflegt. Ich dachte, sie würde mir dabei helfen, wieder einen klaren Gedanken zu fassen, doch ich bin kein Stück weiter gekommen und, was noch viel schlimmer ist, ich habe auch noch schlechte Laune. Ich bin zwischen diesem

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