Level 4 Kids 01 - Diebe im Netz
willst die Kameras in dem Mädchen-Umkleideraum anbringen?«
»Natürlich! Wo denn sonst?«
Kio wusste nicht, ob das eine gute Idee war. Aber Herrn Dickmanns Gründe klangen plausibel, fand er. Trotzdem war ihm mulmig, als er hinter Herrn Dickmann den Umkleideraum der Mädchen betrat.
Einen Moment standen die beiden da und wussten nicht so recht weiter. War es nicht doch das Beste, einfach so schnell wie möglich von hier abzuhauen?
»Dort!« Herr Dickmann zeigte auf die Ecke links gegenüber der Eingangstür. »Von dort sehen wir jeden, der hier hereinkommt!« Die Position war gut gewählt, fand auch Kio. Aber dort oben in der Ecke gab es nichts, woran man die Kamera hätte befestigen können. Kein Haken, kein Bord, nichts. Vielleicht funktionierte es mit Klebeband.
Kio holte Kamera und Klebeband aus dem Rucksack hervor. Dann kam das nächste Problem auf sie zu. Die Ecke war zu hoch. Eine Leiter oder so etwas gab es auch nicht.
»Achtung!«, rief Herr Dickmann plötzlich. »Da kommt jemand!« Kio rutschte das Herz in die Hose.
»Schnell!« Herr Dickmann stieß Kio in die Seite und zeigte unter die Bank. Kio ließ sich blitzartig zu Boden fallen und robbte darunter.
Herr Dickmann wollte es ebenso machen. Aber es ging nicht. Die Bank war zu niedrig. Oder anders ausgedrückt: Herr Dickmann war zu dick.
»Oh Mist!«, fluchte er. Keuchend erhob er sich,wackelte zur Bank auf der gegenüberliegenden Seite, riss zwei, drei Jacken von den Garderobenhaken, legte sich auf die Bank und deckte sich mit den Jacken zu. Eine äußerst dürftige Tarnung, aber besser als nichts.
In dem Moment flog schon die Tür auf. Zwei Mädchen betraten den Umkleideraum.
Typisch!, dachte Herr Dickmann. Wieso konnten Mädchen niemals allein auf die Toilette gehen? Er hielt die Luft an und schloss die Augen. Beides nützte zwar nichts, aber irgendwie gab es ihm das Gefühl, besser versteckt zu sein.
Es kam noch schlimmer, als Herr Dickmann es befürchtet hatte. Denn die Mädchen verschwanden nicht eilig auf die Toilette, sondern blieben stehen, unterhielten sich, kicherten und gackerten. Etwas Spitzes pikste Herrn Dickmann in den Rücken. Er lag auf einer Schultasche. Der Verschluss des Trageriemens hatte sich in seinen Rücken gebohrt. Doch Herr Dickmann wagte nicht, sich zu rühren.
Die beiden Mädchen ließen sich alle Zeit der Welt. Die eine sprach über irgendwelche Jungs,die andere lachte. Miriam und Jennifer hießen die beiden. So viel konnte Herr Dickmann der Unterhaltung entnehmen. Und jetzt erkannte er auch die Stimme von Miriam. Es war das Mädchen, das Minni Hilfe zugesagt hatte. Trotzdem würde sie es wohl nicht so toll finden, zwei Jungs in der Mädchen-Umkleide vorzufinden. Herr Dickmann blieb lieber ruhig liegen.
Endlich verschwanden die beiden wieder nach draußen.
Herr Dickmann sprang auf, rieb sich den Rücken und stöhnte.
»Oh Mann! Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten! Bestimmt hab ich einen Riesenkratzer auf dem Rücken. Kio, schau mal nach!«
Er ging um die Bank herum, nach vorn zu Kio, der …
»Kio?«, rief Herr Dickmann. Kio lag unter der Bank und rührte sich nicht.
»Kio!«, rief Herr Dickmann erneut.
Keine Reaktion.
Herrn Dickmanns Puls schlug schneller. Was war mit Kio passiert?
Besorgt beugte er sich hinunter, wollte Kio gerade ein wenig rütteln, als er …
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Herr Dickmann hörte leise Schnarchgeräusche!
»Kio!«, schrie er.
Kio schreckte hoch.
»Hä?«
Er stieß sich den Kopf.
»Aua!«
»Was machst du da?«, fuhr Herr Dickmann ihn an.
»Oh!«, entschuldigte sich Kio. »Ich war wohl ein wenig eingenickt.«
»Eingenickt?«, wiederholte Herr Dickmann und fasste sich an den Kopf. »Wir führen hier eine äußerst gefährliche Aktion durch und du pennst?« Herr Dickmann konnte es einfach nicht glauben. Er öffnete den Mund, um seine Standpauke fortzusetzen, als sich erneut die Tür hinter ihm öffnete.
»Ich will noch mal die SMS im Handy checken!«, rief Miriam Jennifer zu. Dann blieb ihrder Satz im Halse stecken. Sie entdeckte Herrn Dickmann und Kio. Kio lag noch halb unter der Bank, Herr Dickmann kniete davor.
»Was macht ihr denn hier, ihr Zwerge?«, fuhr Miriam die beiden an.
Kio rappelte sich auf und Herr Dickmann begann zu stottern: »Äh … hallo … wir kennen uns … äh … wie geht’s?«
Miriam zog ihre Augenbrauen zusammen und musterte Herrn Dickmann finster. Dann fiel ihr die Begegnung mit Minni und ihrem Bruder ein. In
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