Level 4 Kids 04 - Vampirjagd um Mitternacht
Sie prüfte auch, ob ihre oder Kios Eltern mittlerweile an einem der Fenster auftauchten.
Doch die Fenster blieben dunkel. Niemand zu sehen. Ihre Eltern schliefen oder sahen vielleicht noch fern oder lasen ein Buch.
Herr Dickmann und Kio hockten schon vor dem Kellerfenster des Nachbarn.
Während Kio Minni zuwinkte, versuchte Herr Dickmann schon, durchs Fenster zu spähen.
Minni folgte Kios Ruf, rannte über den Rasen und ging, als sie ihren Bruder und Kio erreichte, gleich wieder in Deckung. Dabei achtete sie sehr darauf, sich nicht direkt neben den Blecheimer zu setzen. Bei Kuzip 12 war Minni stets auf das Schlimmste gefasst.
»Hört ihr?«, flüsterte Herr Dickmann.
Kio und Minni lauschten.
Eine unheimliche Musik drang aus dem Keller zu ihnen hinauf. Wie Kirchenmusik hörte sie sich an. Eine Orgel dröhnte und ein Männerchor sang.
Herrn Dickmann schauderte es. Der Gesang war zum Gruseln. Aber schauriger als in dem Grab auf dem Friedhof konnte es kaum noch werden. Trotzdem wagte er es nicht, noch dichter an die Scheibe des Kellerfensters heranzugehen, um vielleicht sehen zu können, was sich dort unten im Keller abspielte.
Minni zeigte mehr Mut. Sie schob ihren Bruder ein Stückchen beiseite und robbte an das Fenster heran. Aber es war zu schmutzig und im Keller zu dunkel, um etwas erkennen zu können.
Minni drückte leicht gegen das Fenster und stellte überrascht fest: »Es ist offen!«
»Du willst doch wohl nicht dort hineinklettern?«, fragte Herr Dickmann erschrocken.
»Weshalb sind wir denn sonst hier?«, fragte Minni zurück.
Herr Dickmann zeigte auf Kuzip 12. »Damit er reingeht!«
Minni konnte es sich nicht verkneifen, kurz aufzulachen. Dann wandte sie sich an den Roboter. »Na, Kuzip 12. Bist du bereit, den Vampir zu jagen?«
»Er-bit-te De-fi-ni-ti-on von Vam-pir!«, sprach Kuzip, wie immer in Silbentrennungs-Sprache.
»Da siehst du's«, triumphierte Minni. »Die Blechkiste weiß nicht einmal, was ein Vampir ist!«
Herr Dickmann schaute vorwurfsvoll zu Kio, der entschuldigend mit den Schultern zuckte. »Das wusste ich nicht, dass er darauf nicht programmiert ist!«
Herr Dickmann stöhnte.
»Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wir bauen ihn um zu einer Vampirabwehrmaschine und der weiß nicht einmal, was ein Vampir überhaupt ist?«
Kio zuckte mit den Schultern.
Minni grinste. Das hatte sie doch gleich gewusst, dass mit Kuzip 12 nichts anzufangen war.
Herr Dickmann aber gab nicht so schnell auf. Warum sollte man einem intelligenten Roboternicht beibringen können, was ein Vampir war?
Er flatterte mit den Armen wie ein Vogel mit den Flügeln.
Jedenfalls sollte es so aussehen.
»Vampir!«, sagte er. »Fledermaus. Verstehst du?«
»Le-der-maus?«, fragte Kuzip nach. »Maus. Im All-ge-mei-nen ein Na-ge-tier aus der Ü-ber-fa-mi-lie der . . .«
»Nein, nein!«, unterbrach Herr Dickmann die Lexikonerklärung, die Kuzip 12 herunterleierte.
Minni kicherte.
»Nicht Maus. Fledermaus. FLEDER!«
»Fle-der un-be-kannt!«, stellte Kuzip 12 fest.
»Ich geb's auf«, stöhnte Herr Dickmann.
»Sag ich doch. Total dämlich, der Blecheimer«, fühlte Minni sich bestätigt.
»Das ist eine Fledermaus!« Kio zeigte hinauf auf den Dachstuhl des Hauses, aus dem tatsächlich gerade zwei Fledermäuse flogen.
»Ihhhh!«, quiekte Herr Dickmann.
Minni warf sich auf den Boden.
»Was denn?«, fragte Kio.
»Mi-cro-chi-rop-te-ra!«, quäkte Kuzip 12.
»Hä?«, fragte Kio.
Minni hob vorsichtig den Kopf.
»Der Blecheimer kennt tatsächlich nur den lateinischen Namen für Fledermaus.«
Minni konnte es nicht fassen.
»Aha!«, strahlte Kio. »Aber er hat sie erkannt. Ist doch super!«
»Super?« Herr Dickmann sprang auf. »Bist du plemplem? Weißt du, was es bedeutet, wenn eine Fledermaus aus dem Haus eines Vampirs fliegt?«
Kio schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht.
»Das waren die Vampire«, erklärte Herr Dickmann. »Vampire verwandeln sich in Fledermäuse und fliegen aus. Genau so, wie wir es vorhin erwartet haben, als er aber zu Fuß zum Friedhofging. Jetzt sind sie auf der Jagd. Auf der Jagd nach Blut!«
Die letzten Worte flüsterte Herr Dickmann geheimnisvoll. Dabei zeigte er Kio die Krallen, als ob er ihn jetzt überfallen wollte.
Kio schluckte.
Herr Dickmann grinste. »Das ist unsere Chance. Solange die Vampire nicht im Haus sind, können wir in den Keller und uns umsehen. Ich denke, wir haben bis zum Morgengrauen Zeit.«
»Bis zum Morgengrauen?«, wiederholte Kio entsetzt. »Ich muss
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