Level 4 Kids 04 - Vampirjagd um Mitternacht
der Mitte des Raumes stand ein aufgebahrter, verschlossener Sarg, der nur vom Licht der Kerzen geheimnisvoll beleuchtet wurde, die an den Wänden in gusseisernen Ständern steckten. Der Boden bestand aus uralten Felssteinen, die dem Raum eine kühle Atmosphäre verliehen und zudem ein frostig-feuchtes Klima schufen. Auch die Wände waren mit alten Natursteinen gemauert. Neben den Kerzen gab es eigentlich nichts, was den Raum ausschmückte, außer ein paardurchsichtige schwarze Tücher und riesige Spinnweben, von denen Minni aber glaubte, auch sie wären aus Stoff.
Woher die Musik kam, die noch immer im Keller spielte, konnten die Kinder nicht ausmachen. Irgendwie war sie einfach da, ohne dass Lautsprecher oder ein C D-Player zu sehen gewesen wären.
Trotz des unentwegt singenden und summenden Kirchenchores hörte Herr Dickmann plötzlich Schritte, die eindeutig auf sie zukamen.
»Hört ihr die auch?«
Kio nickte.
Und jetzt nahm auch Minni sie wahr. »Da kommt jemand auf die Tür zu! Schnell! Versteckt euch!«
»Verstecken?«, wiederholte Kio. »Wo denn?«
Es gab nichts in diesem Kellerraum, wo man sich verstecken konnte, außer . . .
»Oh nein!«, rief Kio. »Auf gar keinen Fall. Das Grab auf dem Friedhof hat mir gereicht! Nicht auch noch das!«
Herr Dickmann wusste, wovon Kio sprach. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, sich hier im Keller zu verkriechen. Herr Dickmann schaute angewidert auf den aufgebahrten Sarg.
»Was ist, wenn da schon einer drinnen ist?«, fragte Kio.
»Wer soll denn dort drinnen liegen?«, wandte Minni ein. »Der Nachbar ist oben. Den haben wir doch gesehen. Das wird sein Bett sein.«
»Sein Bett?« Kio hatte ja schon vieles gehört und war auch so manches von seinem Vater gewohnt, aber nicht, dass jemand in einem Sarg schlief. Aber er hatte ja auch noch von niemandem gehört, der einen echten Vampir zum Nachbarn hatte.
»Wenn du so sicher bist, dann öffne du ihn«, wies Herr Dickmann seine Schwester an.
»Wir müssen uns beeilen. Die Schritte kommen näher!« Kio hielt sein Ohr an die Kellertür. Dann schaute er hinauf zum Kellerfenster. Warum kletterten sie nicht einfach wieder aus dem Fenster hinaus und liefen schnell nach Hause?, fragte er sich.
Doch da . . .
Das offene Kellerfenster klappte zu.
»Da war jemand!«, rief Kio entsetzt. »Jemand hat das Fenster von außen geschlossen!«
Die Blicke von Herrn Dickmann und Minni schossen hinauf zum Fenster. Es stimmte. Das Fenster, das eben noch offen stand, war jetzt geschlossen. Aber sehen konnten sie niemanden.
»Bestimmt der Wind«, beruhigte Minni.
Aber Kio glaubte das nicht. Er hatte eindeutig einen Fuß gesehen. Schnell kletterte er zum Fenster hinauf und wollte es wieder öffnen. Aber es ging nicht.
»Es ist verriegelt!«
Das wiederum konnte Herr Dickmann sich nicht vorstellen. Seit wann konnte man Fenster von außen verriegeln? Das ergab doch keinen Sinn.
»Zieh noch mal kräftig«, riet er Kio.
Kio versuchte es. Doch das Fenster ließ sich nicht öffnen. »Als ob jemand es von außen zudrückt«, jammerte Kio und sprang vom Fensterfort zurück in den Keller. »Wir kommen hier nicht mehr heraus!«
Minni öffnete den Sarg einen ganz kleinen Spalt.
Erleichtert stellte sie fest, dass sie recht behalten sollte. Im Sarg lag kein Vampir.
»Los!«, rief sie den anderen beiden zu. »Rein mit euch!«
»Und was ist, wenn der Vampir sich in sein Bett schlafen legen will?«, fragte Kio ängstlich.
»Vampire schlafen nachts nicht«, versicherte Minni ihm. Und stieg in den Sarg.
Herr Dickmann kam als Zweiter.
Als Letzter kletterte Kio in den Sarg hinein. Ihm war ganz und gar nicht wohl dabei. Aber es war immer noch besser, als allein in dem dunklen Keller zu bleiben und dem Vampir, der jeden Moment in den Keller kam, ausgeliefert zu sein.
»Los!«, fauchte Minni ihn an und schloss von innen den Deckel. In dem Moment flog die Kellertür auf.
Gefangen im Sarg
H err Dickmann, Kio und Minni konnten nichts mehr sehen.
In dem Sarg war es stockfinster.
Sie hörten nur die Schritte um sie herum.
Der Vampir durchsuchte den Keller.
Für Kio war das gar keine Frage. Natürlich würde der Vampir in seinem Sarg nachsehen und sie entdecken. Um dem Vampir nicht direkt in sein blutrünstiges Gesicht schauen zu müssen, schloss er schon mal vorsorglich die Augen. Sehen konnte er gerade ja ohnehin nichts.
Sie hörten, wie der Vampir um den Sarg herumschlich. Aber seltsamerweise hob er nicht den Deckel an. Kio konnte es sich
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