Level 6 - Unsterbliche Liebe
Getränke, dargereicht in einem wundervollen Hotelzimmer mit einem riesigen Bett. Und das entspannende Schaumbad, das nur darauf gewartet hatte, dass ich hineinglitt. Um mich in Stimmung zu bringen. Über der ganzen Szenerie hatte praktisch in blinkenden Lettern gestanden: Wir wollen, dass du mit Rogan schläfst, damit die perversen Abonnenten dabei zuschauen können!
Und dummerweise hätte ich beinahe genau das getan.
Ich konnte mir nicht einreden, dass es nur an den Drogen im Essen und den Getränken gelegen hatte. Ich hatte keinen Schimmer, was genau ich für Rogan empfand, doch da war etwas zwischen uns. Etwas Echtes. Zumindest hatte ich das geglaubt.
Jetzt wusste ich es nicht mehr. Ich wusste überhaupt nichts mehr.
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Rogan! Wo bist du?“
„ Für dieses Level von Countdown verbleiben noch fünf Minuten. “
Ich wurde langsamer und stand mitten auf der Straße.
Denk nach, Kira, ermahnte ich mich streng. Du hast vier Level dieses bescheuerten Spiels überlebt. Denk nach.
Ich rannte, so schnell ich konnte. Mein Fuß tat bei jedem Schritt weh. Ich hämmerte mit der Faust an jede Tür. Alle waren verschlossen. Wieder und wieder rief ich Rogans Namen.
Nichts.
Ich drehte mich um mich selbst und betrachtete meine Umgebung, allerdings gab es nirgends einen Hinweis. Keine Autos. Keine Bäume. Keine Stromleitungen. Keine Bahnsteige. Alle Türen waren verriegelt. Ich konnte keine Spur von ihm entdecken.
Und dennoch hatte mein Chip aufgehört, Warnsignale auszusenden.
Das bedeutete, dass er nicht weit entfernt sein konnte.
Mein Knöchel pochte schmerzhaft. Hatte der Typ mich stoßen sollen, damit ich mir den Knöchel verstauchte? Der Mistkerl. Ich schaute auf meinen Fuß hinunter und fürchtete, die Schwellung durch meine neuen schwarzen Kampfstiefel hindurch sehen zu können. Stattdessen stieß ich auf etwas anderes, das sich wenige Meter vor mir auf dem Boden befand.
Ein Gitter, das einen Kanalschacht abdeckte. Aber es sah anders aus als die anderen Gitter, die alt, verschmutzt und rostig waren.
Dieses Gitter funkelte im Mondlicht.
„ Für dieses Level von Countdown sind noch zwei Minuten übrig. “
Ich humpelte hin und ging in die Knie. Behutsam tastete ich die Ränder ab und steckte meine Finger dann in das Gitter. Es war sperrig und schwer. Auf keinen Fall würde ich es schaffen, es allein hochzuheben.
„Rogan!“ Ich versuchte, durch die kleinen Öffnungen des Gitters zu blicken. „Bist du da unten?“
Dieses Kanalgitter war noch nicht seit Jahren hier. Es war das Einzige, was hier in der näheren Umgebung nicht den Eindruck erweckte, als läge es schon seit einem Vierteljahrhundert da. Na ja, bis auf mich.
Aber es war hoffnungslos. Wie sollte ich das Gitter lösen, damit ich in den Schacht schauen könnte?
Unvermittelt keuchte ich auf.
Das Spiel hatte offenbar doch Regeln. Eine Struktur. Es war kein planloses Chaos. Die Antwort fand sich meistens im Level selbst. Am Anfang waren uns die Schlüssel für die Handschellen gegeben worden; wir hatten nur dahinterkommen müssen, wie wir sie richtig benutzten. In dem Müllcontainer war dann die Klingel versteckt gewesen, mit der sich die Tür zu Jonathans Büro öffnen ließ. Der Mann, den wir in Level drei hatten töten sollen, hatte sich nicht als unschuldiger Zivilist entpuppt, sondern war ein Roboter gewesen; Hätten wir aufgepasst, wäre uns das früher aufgefallen.
Das Spiel gab uns die Werkzeuge und Hinweise, damit wir das Level erfolgreich beenden konnten. Wir mussten nur herausfinden, wann und wo wir sie einsetzen mussten.
Ich humpelte zurück zu der Stelle, an der ich gestartet war, und schnappte mir die Brechstange. Dann hastete ich zurück zum Kanalgitter.
„ Fünfundvierzig … vierundvierzig … dreiundvierzig … zweiundvierzig … “
Es dauerte ein paar Sekunden, um das Gitter aufzuhebeln. Nachdem ich es ein Stück weit zur Seite gedrückt hatte, konnte ich die Finger darunterschieben und es zur Seite wuchten. Auf dem kalten, harten Asphalt der Straße machte es ein lautes, kratzendes Geräusch.
Ich spähte in die Dunkelheit. Ein Schaudern erfasste mich.
„Rogan?“, fragte ich. Doch noch immer herrschte Stille.
Eine Welle der Angst und des Zweifels durchströmte mich. Ich konnte nicht in die Finsternis hinabsteigen. Ich konnte es nicht – ich konnte mich nicht einmal bewegen. Was passierte, falls ich mich irrte? Was, wenn ich Zeit vergeudete, die ich nicht hatte?
Nein, das
Weitere Kostenlose Bücher