Level 6 - Unsterbliche Liebe
Männer in den weißen Jacken mich von Gareth fort. Mit meinen Fingernägeln kratzte ich seinen Arm stark genug, dass Blut floss. Ich schrie vor Schmerzen und zitterte so heftig, dass sie mich nicht auf den Beinen halten konnten. Ich sank zu Boden und hielt mir schluchzend den Kopf.
Meine Nase blutete ebenfalls. Das warme Blut klebte an meiner Hand, als ich mir über das Gesicht wischte. Mein Schädel fühlte sich an, als wäre er in der Mitte gespalten.
Gareth Ellis hielt sich den verletzten Arm und sah eisig auf mich herunter. „Vielleicht hatte Jonathan doch recht, was dich angeht.“
Ich starrte ihn an. Dieser Mann … Er war nicht derjenige, den ich in seinem Kopf gespürt hatte. Was war mit ihm los? War er vielleicht besessen? Hatte er eine Persönlichkeitsstörung? Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen, allerdings war da irgendetwas. Irgendetwas hatte Rogans Vater in einen bösen Menschen verwandelt.
Ob ihm klar war, dass ich es wusste?
Ja. Ich konnte es in seinem eiskalten Blick erkennen. Er wirkte nicht länger belustigt über mich, sondern nur verärgert, weil ich etwas herausgefunden hatte, das er lieber niemandem je verraten hätte.
Er beugte sich zu mir herunter, packte mit der Hand in mein Gesicht und drückte brutal zu.
„Sei vorsichtig, kleines Mädchen“, warnte er mich. „ Sehr vorsichtig. Einige Geheimnisse töten schneller als irgendein Level dieses Spiels.“
Er ließ von mir ab und wischte sich die Finger an seiner schwarzen Hose ab, als wollte er jede Spur von mir beseitigen.
Ich war überrascht, dass er nicht sofort meine Exekution anordnete.
Er tat es nicht. Schließlich musste die Show weitergehen.
LEVEL 5
12. KAPITEL
Noch eine Augenbinde. Noch mehr Dunkelheit.
Man hätte meinen können, dass ich mich allmählich daran gewöhnte, doch leider funktionieren Phobien nicht so. Man gewöhnt sich nicht plötzlich an das, wovor man sich eigentlich fürchtet. Im Gegenteil – es wird jedes Mal schlimmer und schlimmer und immer schwieriger, damit fertigzuwerden. Selbst wenn ich mich einredete, dass es unlogisch war, Angst zu haben.
Im Dunkeln hörte ich wieder das Weinen meiner Schwester und die Schreie meiner Mutter. Diese albtraumhafte Melodie spielte sich wieder und wieder in meinem Kopf ab.
Doch mit einem Mal war da etwas, das es noch zusätzlich erschwerte, die Finsternis zu ertragen.
Mein Chip fing an, warnend zu piepen, und Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus.
„Rogan? Wo bist du?“, fragte ich laut.
Hinter mir war ein Mann, der meine Arme festhielt, während er mich zwang, weiterzugehen. Er war groß und kräftig, und ich hatte schon vor einigen Minuten, als sie mich aus dem Gebäude in ein Auto gebracht hatten, meinen Widerstand gegen ihn aufgegeben. Ich konnte nichts sehen, allerdings fuhren wir ungefähr zehn Minuten lang, bevor der Wagen stoppte. Ich wusste nicht, wo ich war, doch ich bemerkte, dass es nicht mehr regnete. Kalter Wind blies mir ins Gesicht.
Dann spürte ich etwas, das mit einem metallischen Surren an mir vorüberflog. Eine Kamera.
Und so fängt es wieder an.
Eine tiefe Müdigkeit erfasste mich. Hatte Gareth recht? War ich verdammt, in diesem Spiel zu sterben? Bestand meine einzige Chance aufs Überleben darin, Rogan zu töten?
Er hatte mir angeboten, entweder alles oder nichts zu bekommen: ein privilegiertes Leben oder den sicheren Tod. Das war die Entscheidung, die ich treffen sollte.
Ich hatte keinen Schimmer, was mit dem Mann passiert war. Aber ich wusste, dass ich meine Seele an den Teufel verkaufte, sollte ich machen, was er von mir verlangte.
Ich hoffte noch immer, dass ein Wunder geschah und sich eine weitere Möglichkeit auftat.
Und es wäre gut, wenn es schnell eintreten würde.
Ich hörte, wie ganz in der Nähe etwas Schweres, Metallisches auf den Boden klirrte. Dann wurde ich von hinten gestoßen. Ich wankte vorwärts und knickte mit dem rechten Knöchel um, da ich über etwas stolperte. Schmerz fuhr durch mein Bein, als ich fiel und unsanft auf die Erde schlug.
Das Piepen von meinem Implantat war verwirrend, und ich nahm mir einen Moment, um mich zu sammeln und die Balance wiederzufinden. Mit ausgestreckten Armen rappelte ich mich vorsichtig wieder auf.
Ich verlagerte das Gewicht auf die linke Seite und wappnete mich für das, was als Nächstes geschehen würde. Bestimmt etwas Grauenvolles. Doch es passierte nichts.
Es war still. Zu still.
„Rogan? Wo bist du?“
Ich tastete nach der Augenbinde, löste eilig den
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