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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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beim Service, Rekruten könnten sich in Panik aus den Gurten winden und zu Tode stürzen.
    Dann entdeckte Deryn den Knoten über ihrem Kopf – das Seil, mit dem das Flugtier am Boden festgehalten wurde.
    Sie betrachtete das Seil, das von ihr bis zur Winde führte … Im Augenblick war es ungefähr dreihundert Fuß lang. Dieses Stück regengetränkter Hanf musste mehr wiegen als ein mageres Mädchen und ihre nasse Kleidung.
    Wenn sie den Huxley befreien konnte, genügte der verbliebene Wasserstoff vermutlich, um sie in Sicherheit zu bringen.
    Aber der Boden kam ihr schon wieder entgegen, glänzendes nasses Gras und Pfützen flogen knapp unter ihren Füßen vorbei – und vor ihr lagen die Gefängnismauern. Sie langte mit einer Hand nach oben und betastete die halb vertraute Form des Knotens.
    Es war nur ein schlichter doppelter Slipstek! Sie erinnerte sich daran, wie Jaspert ihr erzählt hatte, beim Air Service würden Seemannsknoten benutzt, und zwar genau diejenigen, die sie schon tausend Mal in Dads Ballons verwendet hatte!
    Während Deryn sich bemühte, den nassen Knoten zu
lösen, trafen ihre Stiefel mit Wucht auf den Boden und rutschten über das nasse Gras.
    Aber die wirkliche Gefahr befand sich nicht unter ihr, sondern vor ihr – in Form der herannahenden Gefängnismauern. Deryn und dem Huxley blieben nur noch Sekunden, dann würden sie an dem glänzenden nassen Stein zerschmettert werden.
    Schließlich erwischten ihre Finger das richtige Ende des Seils. Sie zog den Knoten auf. Das Seil zerrte sich wild los und riss ihr die Haut auf, während es durch den Stahlring glitt.
    Als das Gewicht von dreihundert Fuß feuchtem Hanf wegfiel, begann der Huxley sofort wieder zu schweben und stieg wenige Meter vor der Gefängnismauer in ausreichende Höhe auf.
    Deryn hielt den Atem an, als ein fauchender Schornstein unter ihren Füßen zurückblieb. Sie stellte sich vor, wie Regentropfen durch die Mündung von oben in das Kohlenfeuer unten fielen und verdampften und wie dann Funken aufstoben, um die brodelnde Masse Wasserstoff über ihrem Kopf zu entzünden.
    Aber der Wind wehte die Funken davon – und im nächsten Moment war der Huxley über die südlichen Gefängnisgebäude hinweggeschwebt.
    Während sie aufstiegen, hörte Deryn heiseren Jubel von unten. Die Männer am Boden hatten triumphierend die Arme hochgerissen. Jaspert strahlte, legte die Hände an den Mund und schrie etwas, was wie ein Glückwunsch
klang, als wollte er ihr zurufen, sie habe genau das getan, was er ihr gesagt hatte!
    »Das war meine brüllend gute Idee, Jaspert Sharp«, murmelte sie und saugte an den Fingern, die sie sich am Seil verbrannt hatte.
    Aber natürlich befand sie sich immer noch mitten in einem Sturm auf dem Sitz unter einem reizbaren Huxley, und sie beide flogen über einen Teil von London dahin, der nur wenige Plätze zum Landen bot.
    Und wie sollte Deryn überhaupt mit diesem Tier landen? Sie hatte keine Möglichkeit, den Wasserstoff abzulassen, und konnte auch keinen Ballast mehr abwerfen, falls die Meduse verrücktspielte. Außerdem hatte sie keine Ahnung, ob überhaupt schon einmal jemand mit einem Huxley frei durch die Lüfte geschwebt war und es überlebt hatte.
    Wenigstens flog sie. Wenn sie es lebend zum Boden zurückschaffte, mussten die Eierköpfe ihr diese Prüfung auf alle Fälle als bestanden anrechnen.
    Junge oder nicht, Deryn Sharp hatte ja wohl einen tüchtigen Micker Flugsinn bewiesen.

8. KAPITEL
    Der Sturm fühlte sich eigenartig still an.
    Sie erinnerte sich an das Gefühl aus Dads Heißluftballons. Nachdem sie von der Leine befreit war, bewegte sich die Meduse genau mit der Geschwindigkeit des Windes. Die Luft schien sich nicht zu regen, die Welt unter ihnen trudelte wie auf einer riesigen Drehbank.
    Dunkle Wolken brodelten um sie herum und brachten den Huxley manchmal zum Rotieren. Schlimmer war das Flackern in der Ferne. Eine ausgesprochene todsichere Methode, einen Wasserstoffatmer zur Explosion zu bringen, bestand darin, ihn mit einem Blitz zu treffen. Deryn lenkte sich ab, indem sie zuschaute, wie London unten ihnen vorbeizog, all die winzigen Häuser und gewundenen Sträßchen und die Fabriken mit ihren stillgelegten Schornsteinen.
    Dad hatte ihr einmal beschrieben, wie London in den Zeiten ausgesehen hatte, ehe Darwin seine Magie gewirkt hatte. Ein Schleier aus Kohlenrauch hatte über der gesamten Stadt gelegen, dazu ein so dichter Nebel, dass man tagsüber die Straßenlaternen anzündete. In den

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